Augapfel-Tattoo: Model bangt um Augenlicht
Catt Gallinger unterzog sich vor knapp vier Wochen einer Prozedur, bei der ihr ein Tätowierer Tinte in ihr linkes Auge injizierte. Ziel des Verfahrens: ein Augapfel-Tattoo. Bei der Tattoo-Technik handelt es sich um einen bizarren Trend, der immer populärer wird. Dabei wird Tinte in den Augapfel gespritzt, um die Sklera, die äußere Umhüllung des Augapfels, dauerhaft einzufärben.
Unerträgliche Schmerzen
Als der Kanadierin während der Behandlung die lilafarbene Tinte aus dem Auge lief, dachte sie sich nichts dabei. Auch als das Auge der Models anschwoll, konnte sie ihr Tätowierer, der bis vor Kurzem auch der Lebensgefährte der jungen Frau war, noch davon überzeugen, dass es sich um eine normale Begleiterscheinung handle.
Als die Schmerzen schlimmer und schließlich unerträglich wurden, suchte Gallinger Rat bei einem Arzt. "Es hat wehgetan. Es hat gebrannt. Als es am schlimmsten war, fühlte es sich wie Migräne und ein Faustschlag ins Gesicht zur selben Zeit an", sagte Gallinger im Gespräch mit dem Magazin Time. Erst nachdem die 24-Jährige einen Mediziner konsultiert hatte, wurde ihr klar, wie drastisch die Lage ist.
Am 20. September berichtete Gallinger, die neben dem Augapfel-Tattoo auch zahllose Tätowierungen am Körper und eine gespaltete Zunge hat, erstmals auf Facebook über ihre Leidensgeschichte. Um andere vor Augapfel-Injektionen zu warnen, teilte sie auch Bilder ihres Auges. Zum damaligen Zeitpunkt war die 24-Jährige bereits in medizinischer Behandlung. Die Ärzte im Krankenhaus hatten ihr antibiotische und Steroid-haltige Augentropfen gegen die Entzündung des Auges verordnet. Eine Besserung trat durch die Behandlung nicht ein. Zudem war die Sehkraft auf ihrem linken Auge seit der Injektion stark reduziert.
"Ich teile das nicht mit euch, weil ich Probleme machen will, ich teile es, weil ich euch warnen will, damit ihr euch informiert, bei wem ihr euch der Prozedur unterzieht und wie sie korrekter Weise ablaufen sollte", schrieb Gallinger auf Facebook. In Folge-Postings beschuldigt die junge Frau ihren Tätowierer, falsche Angaben über seine Qualifikationen gemacht zu haben. Außerdem kündigt sie an, rechtliche Schritte gegen den Mann, der ihren Angaben zufolge mittlerweile ihr Ex-Freund sei, einzuleiten.
Experten warnen
Bei Augapfel-Tattoos handelt es sich um eine Form der Körpermodifikation, auch Body-Modification oder Bod Mod genannt. Die Begriffe bezeichnen allesamt verschiedene dauerhafte Veränderungen des menschlichen Körpers, die aus ästhetischen Gründen oder zur sexuellen Stimulation vorgenommen werden. Eine medizinische Indikation liegt meist nicht vor.
Die American Academy of Ophthalmology (AAO) warnt ausdrücklich vor Augapfel-Tattoos und gibt an, dass mit der Prozedur ernstzunehmende Risiken verbunden sind. So könne es beispielsweise zur vollständigen Erblindung kommen. Erst vor wenigen Monaten hatte die AAO über einen Fall berichtet, bei dem einer 24-Jährigen das Auge entfernt werden musste, nachdem eine Augapfel-Tattoo schiefgegangen war. "Eine Nadel, egal was für eine, ins Auge einzuführen, ist sehr gefährlich", sagte Philip Rizzuto, Sprecher der Organisation, gegenüber USA Today. Die Nadel könne Rizzuto zufolge Kratzer am Auge hinterlassen, die zu einer Entzündung führen können. Die Nadel könne auch zu tief ins Auge eingeführt werden, was wiederum die Funktion des Auges stören und zu Sehkraftverlust und Erblindung führen könne. Auch der Verlust des gesamten Auges sei "potenziell möglich".
Vollständige Genesung unwahrscheinlich
In einigen Tagen soll die Tinte aus Catt Gallingers Auge entfernt werden. Ob sie jemals wieder normal sehen können wird, ist unklar – beziehungsweise sogar unwahrscheinlich. "Es hat auch meine psychische Gesundheit in Mitleidenschaft gezogen", erklärte sie im Interview mit Time. Und auf Facebook appelliert sie an die Community: "Bitte seid vorsichtig, wenn ihr Modifikationen machen lasst. Ich will nicht, dass das jemand anderem passiert."
Augen-Tattoos sind nicht der einzige ästhetische Trend, der dem Sehorgan beträchtlichen Schaden zufügen kann. Auch sogenannte Iris-Implantate, bei denen die Hornhaut geöffnet und ein farbiges Silikonimplantat geschoben wird, sind eine beliebte Methode zur Änderung der Augenfarbe. Mehr darüber lesen Sie hier.
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