Tiere als Geschenke: Das sagen verschiedene Tierheime in Österreich dazu

Ein Hund liegt auf einem Geschenk vor einem Christbaum.
Gerade zu Weihnachten werden vermehrt Tiere als Geschenke angeschafft - oft unüberlegt. Was sagen österreichische Tierheime dazu?

Viele Tierheime und Tierschutzorganisationen berichten, dass rund um die Weihnachtszeit die Nachfrage nach Haustieren steigt. Sie warnen davor, Tiere unüberlegt anzuschaffen, weil viele dieser später erst recht wieder in Tierheimen landen. Diese sind bereits stark ausgelastet und verfügen oft nicht über ausreichende Kapazitäten.

Viele Tierheime über Weihnachten geschlossen

Aus diesem Grund schließen einige Tierheime in Österreich über die Feiertage ihre Türen für Vermittlungen. Ziel ist es, spontane Adoptionen zu verhindern und Rückgaben nach den Feiertagen möglichst zu vermeiden. Doch nicht alle Organisationen verfolgen diesen Ansatz.

So auch Tierschutz Austria. Stephan Scheidl, der Leiter des größten Tierheims in Österreich, hat sich bewusst gegen eine Schließung zu
Weihnachten entschieden. Ein Vermittlungs-Stopp halte aus seiner Sicht Menschen nicht davon ab, sich ein Tier anzuschaffen: "Viele Tierheime sperren um die Feiertage zu. Das ist aber nicht das, was wir vertreten", sagt Scheidl. 

"Die Leute, die zu Weihnachten ein Tier wollen und im Tierheim keins bekommen, gehen dann in die Zoohandlung oder ins Ausland, oft zu unseriösen Züchtern oder Vermehrern", erklärt Scheidl. Deshalb sei es wichtig, auch rund um die Feiertage für Interessierte da zu sein, vor allem, um beraten zu können.

Beratung statt impulsiver Entscheidung

Der Vermittlungsprozess bei Tierschutz Austria unterscheide sich zu Weihnachten nicht vom Rest des Jahres. Interessierte müssen Termine vereinbaren, Gespräche führen und ihre Lebensumstände offenlegen, erklärt Scheidl. „Das Wichtigste ist die Motivation“, sagt er. Es
gehe darum zu klären, warum jemand ein Tier wolle und ob die Voraussetzungen passen.

"Wir schauen nicht, ob jemand perfekt ist, sondern welches Tier zu welcher Person passt", erklärt er. Ältere Menschen würden etwa keinen jungen, sehr aktiven Hund vermittelt bekommen, und wer ohne Lift wohnt, kein Tier mit gesundheitlichen Einschränkungen, wie
einen Hund mit Hüftproblemen. Oft seien mehrere Besuche nötig, bevor es zu einer Adoption komme. "Man zieht mit einem Tier zusammen. Niemand würde am ersten Date entscheiden, die nächsten 15 Jahre gemeinsam zu verbringen."

Die Folgen zeigen sich Monate später

Dass Tierschutz Austria über Weihnachten offen bleibt, bedeute jedoch nicht, dass das Problem unüberlegter Tiergeschenke ignoriert werde. Scheidl beobachtet, dass viele dieser Tiere Monate später im Tierheim landen. "Die ersten kommen meist erst nach drei bis sechs
Monaten zurück", sagt er. Gerade deshalb sei es wichtig, im Vermittlungsprozess genau hinzuschauen und Menschen, die Tiere als Geschenke anschaffen wollen, auszusortieren und jenen eine Chance zu geben, die es ernst meinen.

Adaption rund um Weihnachten: Gibt es Vorteile?

Ein Aspekt, der aus seiner Sicht dennoch für Adoptionen rund um Weihnachten sprechen kann, ist die verfügbare Zeit. "Viele Menschen haben über die Feiertage zwei Wochen Urlaub am Stück. Das kann eine gute Gelegenheit sein, ein neues Tier kennenzulernen und sich einzugewöhnen, wenn es gut überlegt ist". 

Einen anderen Weg geht die Tierschützerin Ivka Simic, die seit rund sieben Jahren den Verein Fenja leitet. Simic stammt ursprünglich aus Bosnien, lebt in Österreich und engagiert sich vor allem im Auslandstierschutz. Ihr Verein unterstützt zwei Shelter und eine Pension in
Bosnien. Dort versorgt sie laut eigenen Angaben derzeit rund 200 Hunde mit Futter und medizinischer Hilfe und vermittelt Tiere nach Österreich und Deutschland.

Über die Weihnachtsfeiertage stellt Simic die Vermittlungen bewusst ein, heuer vom 20. Dezember bis 7. Jänner. "Zu Weihnachten vermitteln wir gar keine Hunde", sagt sie. Der Grund dafür sei, dass sich gerade rund um die Feiertage viele Menschen melden, die einen Hund als Geschenk anschaffen wollen.

Während Corona: Besonders viele Anschaffungen

"Am Anfang habe ich über Weihnachten vermittelt, aber spätestens im Frühjahr mussten die Hunde wieder weg", erzählt sie. Rückgaben seien laut Simics Beobachtungen seit der Corona-Pandemie häufiger geworden. "Viele haben sich einen Hund genommen, weil sie einsam
waren. Ein Jahr später ändert sich die Lebenssituation und dann muss der Hund gehen". 

Verantwortung endet nicht mit der Vermittlung

Gleichzeitig ist für sie klar, dass jeder Hund, den ihr Verein vermittelt, in ihrer Verantwortung bleibt. "Ich kann keinen Hund einfach in ein Tierheim geben. Die Tierheime hier sind voll. Warum sollen sie unsere Hunde übernehmen?", sagt sie. Hunde, die nicht bei ihren
Adoptanten oder Adoptantinnen bleiben können, kämen entweder zurück zu ihr oder in eine Pflegestelle, bis ein neues Zuhause gefunden wird.

Laut Simic führt der Verein vor jeder Vermittlung ausführliche Gespräche und Vorkontrollen um sicher zu stellen, dass der Hund zu den Menschen passt. Aus diesem Grund wünscht sie sich weniger Vorurteile gegenüber dem Auslandstierschutz. Zwar gebe es auch unseriöse Organisationen, doch dürften diese nicht alle Vereine diskreditieren. "Man sollte nicht alle in einen Topf werfen", sagt Simic. Laut ihr haben auch Hunde aus dem Ausland es verdient, adoptiert zu werden. "Kein Hund kann etwas dafür, wo er geboren wurde."

Ein gemeinsamer Wunsch

Trotz unterschiedlicher Herangehensweisen verbindet Stephan Scheidl und Ivka Simic ein gemeinsames Anliegen. Beide wünschen sich mehr Bewusstsein im Umgang mit Haustieren und betonen, dass es wichtig ist, die Entscheidung für eine Adoption sorgfältig zu treffen. Unabhängig davon, ob ein Tier aus einem österreichischen Tierheim oder aus dem Ausland stammt, ist eine Adoption keine kurzfristige Entscheidung, sondern eine langfristige Verantwortung. Scheidl sagt: "Man zieht mit einem Tier zusammen. Und diese Entscheidung begleitet einen viele Jahre."

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