Bedeutet "Microshifting" das Ende des 9-to-5-Arbeitstags?

Frau sitzt auf schwarzem Bürostuhl am Arbeitsplatz
Das Konzept des "Microshiftings" könnte zu einer besseren Work-Life-Balance führen und den klassischen 9-to-5-Arbeitstag verändern.

Für viele Angestellte verläuft der Büroalltag – abgesehen von der heiß ersehnten Mittagspause – meist ohne nennenswerte Unterbrechungen. Rund acht Stunden lang wird konzentriert in die Tastatur getippt, auf Bildschirme gestarrt oder in Meetings Aufmerksamkeit gefordert. Das wirkt nicht nur ermüdend an, das ist es laut Studien tatsächlich auch. 

In Fachkreisen spricht man hier von kognitiver Ermüdung, einem Zustand mentaler Erschöpfung, der nach längerer geistiger Anstrengung auftritt und die Leistungsfähigkeit sowie das Wohlbefinden beeinträchtigen kann. Hinzu kommt, dass sich in einem klassischen 9-to-5-Job alltägliche Verpflichtungen wie Behördengänge, Arzttermine oder andere Erledigungen kaum integrieren lassen, was langfristig zu zusätzlichem Stress führen kann. 

Ein möglicher Lösungsansatz könnte das sogenannte Microshifting sein. 

Was ist Microshifting?

Microshifting ist ein relativ neues Konzept, das den starren Achtstundentag aufbricht und den Arbeitstag flexibel an persönliche Lebensumstände anpasst. Dabei werden anstehende Aufgaben in kurze, gut planbare Abschnitte unterteilt. 

Dadurch kann es gelingen, Berufs- und Privatleben besser miteinander zu vereinbaren. Gleichzeitig kann die Produktivität steigen, da zwischen den Arbeitsabschnitten gezielte Pausen oder private Erledigungen eingeplant werden können – etwa Arzttermine oder das Abholen der Kinder aus dem Kindergarten. 

Viele Vorteile wie individuelle Tagesgestaltung

Vor allem bei der jüngeren Generation, bei berufstätigen Eltern und Menschen, die zu Hause Angehörige pflegen, findet das Konzept großen Anklang. Microshifting kann beispielsweise so aussehen: Vier Stunden konzentriertes Arbeiten am frühen Morgen, die restlichen vier Stunden dann am Abend – angepasst an den Alltag und das persönliche Energielevel.

Gamechanger für arbeitende Eltern und Pflegepersonen

Peter Ďuriš, CEO des KI-basierten Karriere-Tools Kickresume, betont gegenüber Fast Company, dass für viele Angestellte Flexibilität besonders wichtig ist. "Microshifting ist eine großartige Möglichkeit für Mitarbeitende, ihre persönlichen Verpflichtungen mit der Arbeit in Einklang zu bringen. [...] Wenn du die Option hast, Microshifts zu arbeiten, lohnt es sich, das mit deinem Vorgesetzten zu besprechen. Das kann besonders für Eltern oder Pflegepersonen ein echter Gamechanger sein", erklärt er im Gespräch mit indy 100.

Der Unternehmer hebt hervor, dass Organisation bei diesem Konzept eine entscheidende Rolle spielt. Ein digitales Planungs-Tool kann helfen, den Überblick über Aufgaben und Zeitblöcke zu behalten und den Tag effizient zu strukturieren. 

Herausforderungen von "Microshifting"

Viele Beschäftigte wünschen sich eine bessere Work-Life-Balance – das Konzept des Microshiftings kann dabei unterstützen, bringt jedoch auch Herausforderungen mit sich. Arbeitnehmer sind möglicherweise während Kernarbeitszeiten nicht verfügbar oder fehlen bei wichtigen Besprechungen. Aber auch das Risiko, dass sich Überstunden anhäufen, wenn regelmäßig spät am Abend gearbeitet wird. Zudem lässt sich Microshifiting nur schwer Aufgaben vereinbaren, die an feste Fristen gebunden sind.

Arbeitgeber könnten befürchten, dass die Qualität der Arbeit unter flexibler Zeiteinteilung beeinträchtigt werden könnte. Gleichzeitig zeigen Erfahrungen, dass mehr zeitliche Autonomie die Produktivität und die Arbeitszufriedenheit der Mitarbeitenden deutlich steigern kann.

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