Mann (29) besucht "Kannibalen-Stamm" und wird bedroht

Shitstorm nach Video: YouTuber besucht indigenes Volk und kassiert Kritik.
Ein YouTuber sorgte mit einem umstrittenen Video für Aufregung. Bei seinem Besuch eines indigenen Volkes wird er attackiert.

Der irische YouTuber Dara Tah, bekannt für seine waghalsigen Aktionen, sorgte in Indonesien für Empörung. Der 29-Jährige drang ins Gebiet eines isolierten indigenen Stammes in Papua ein und wurde im Zuge dessen attackiert

Video von "Kannibalen-Stamm"

Der YouTuber wollte die Begegnung mit den Ureinwohnern auf Kamera festhalten. In den Aufnahmen ist zu sehen, wie er ihnen eine Packung Salz als Handelsgut anbietet. In der Einleitung des Videos wählte Dara Tah provokante Worte: "Grade versucht, Kontakt mit einem Kannibalen-Stamm aufzunehmen". Danach winkte Tah zögerlich, doch die Geste scheiterte: Ein Mann der Gemeinschaft spuckte verächtlich auf das Salz und fixierte Tah mit bedrohlichem Blick.

Angriff mit Pfeil und Bogen

Nur wenig später ist zu sehen, wie der YouTuber und sein Team in einem Boot Schutz suchen, während mehrere Männer des indigenen Stammes mit Pfeil und Bogen auf sie zielen. "Bruder, die richten die Pfeile auf uns", hört man ein Crew-Mitglied nervös im Hintergrund sagen. Daraufhin zog sich die Gruppe hastig zurück. Selbst Tahs Guide, der das Video durch den Dschungel führen sollte, entschuldigte sich: "Es tut mir leid, dass ich euch hierhergebracht habe."

Heftige Kritik im Netz

Das Video hat mittlerweile 19 Millionen Aufrufe erzielt und verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Im Internet hagelt es jedoch scharfe Kritik. Viele User werfen ihm Respektlosigkeit und Sensationsgier vor. "Bist du wirklich einfach auf ihr Land eingedrungen? Lol", schreibt ein Nutzer unter das Video. "Das sind keine Kannibalen, sondern Menschen, die ein friedliches Leben führen möchten", betonte eine andere.

Warum Kontakt zu isolierten Völkern so gefährlich ist

Die Risiken solcher Begegnungen sind enorm. Die Menschenrechtsorganisation Survival International rät ganz klar davon ab, Kontakt zu isolierten Völkern aufzunehmen. Die Organisation begründet das mit mehreren Punkten:

  • Gesundheitsgefahr: Schon ein einziger Kontakt kann Krankheiten einschleppen, gegen die indigene Völker keine Immunität haben – mit potenziell verheerenden Folgen.
  • Kulturelle Zerstörung: Kontakte führen oft zu Abhängigkeiten, Verlust von Traditionen und Identität.
  • Landraub und Gewalt: Durch Missionare, Abenteurer oder Holz- und Bergbauern droht Landverlust, Vertreibung und Zerstörung ihrer kulturellen Identität.
  • Gefahr für Außenstehende: Einige Gruppen, wie etwa die Sentinelese auf der Insel North Sentinel, verteidigen ihr Territorium mit Gewalt, was im schlimmsten Fall tödlich enden kann.

"Kannibalen"-Bezeichnung problematisch

Die Vorstellung von "Kannibalenstämmen" ist stark durch Kolonialmythen geprägt und wird oft sensationalistisch benutzt – so wie im Fall des YouTubers Dara Tah. Organisationen wie Survival International betonen, dass solche Begriffe stigmatisierend sind und gefährliche Stereotype schüren.

Heutige Situation

  • Es gibt keine Belege, dass es heute noch ganze "Kannibalenstämme" gibt, die systematisch Menschen essen.
  • Isolierte indigene Gruppen verteidigen sich manchmal aggressiv gegen Eindringlinge – aber das ist Selbstschutz, nicht Kannibalismus.

Historischer Kontext

  • Ritualisierter Kannibalismus hat in einigen Kulturen existiert, meist in sehr speziellen Kontexten (z. B. als Teil von Bestattungsriten oder in Kriegsritualen).
  • In Neuguinea gab es bis ins 20. Jahrhundert dokumentierte Fälle von rituellen Formen von Kannibalismus, aber diese Praktiken sind inzwischen weitgehend verschwunden.
  • Viele Geschichten über "menschenfressende Stämme" wurden im 19. und frühen 20. Jahrhundert übertrieben oder erfunden, um Kolonialismus, Missionierung und Gewalt zu rechtfertigen.

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