Kolumbien: Ein Fremdarbeiter entfachte neue Euphorie

Kolumbien: Ein Land bangt um Stürmerstar Radamel Falcao.

Kommt er, oder kommt er nicht? Die Frage, ob Stürmerstar Radamel Falcao nach seinem im Jänner erlittenen Kreuzbandriss rechtzeitig für die WM in Brasilien fit wird, beschäftigte das ganze Land. Und natürlich die Gegner.

Doch die sollten sich auch um die anderen Kolumbianer kümmern. Denn gerade in der Offensive haben diese bei ihrer fünften WM-Teilnahme eine Qualität, die manchen Gegner vor Neid erblassen lässt. Schließlich gibt es noch Mittelstürmer Jackson Martinez (Porto), Flügelstürmer Juan Cuadrado (Fiorentina), Teofilo Gutiérrez (River Plate) oder Spielmacher James Rodriguez (Monaco), eines der größten Talente Südamerikas. Diese Generation an Spielern versetzt das ganze Land in eine Fußball-Euphorie. 2010, zu Beginn der WM-Qualifikation, lag Kolumbien an der 48. Stelle der Weltrangliste. Nach dem zweiten Platz hinter WM-Mitfavorit Argentinien ist Kolumbien Nummer fünf der Welt.

Ein Hauptgrund für die rasante Entwicklung von einer Mannschaft mit vielen Talenten zu einer talentierten Mannschaft ist der Trainer: José Pekerman übernahm im Jänner 2012 von Leonel Álvarez, der in den ersten beiden Heimspielen nur einen Punkt geholt hatte. Der Argentinier – der erste ausländische Teamchef seit 1981 – verpasste dem Team eine neue Taktik: "Das Schwierige war, eine Balance zu finden, ohne den Offensivgeist zu beschädigen", sagt Pekerman, der mit Argentinien zwei Mal U-20-Weltmeister wurde. Einige Spieler kannten nur den Vorwärtsgang, auch bei größter Hitze.

Mit 13 Siegen aus 20 Partien qualifizierte sich Kolumbien souverän für die WM. Im Spiel, in dem die Qualifikation erreicht wurde, lag Kolumbien gegen Chile 0:3 zurück. Dann stellte Pekerman um, in den letzten 20 Minuten gelangen drei Treffer zum letztlich entscheidenden 3:3.

Lob vom Lockenkopf

Die Rolle des Trainers lobt auch Kolumbiens noch immer blond gelockte Legende Carlos Valderrama, Spielmacher der Kolumbianer, als 1998 zum letzten Mal eine WM-Qualifikation geschafft worden war. "Pekerman hat dem kolumbianischen Fußball mit seinem Stil seine Identität zurückgegeben."

Die Euphorie kann Valderrama gut verstehen: "Wir haben auf diesen Augenblick gewartet, denn es gab immer wieder Generationen mit sehr guten Spielern, die dann irgendwie doch auf der Strecke geblieben sind. Die Spieler des aktuellen Teams spielen aber schon fast alle außerhalb Kolumbiens. Wir sind damals erst nach der WM 1990 in Ausland gegangen."

José Pekerman tut freilich alles, um die Euphorie zu bremsen. Der 64-Jährige verweist auf die starken Gegner in der Vorrunde: "Die Elfenbeinküste hat Erfahrung. Griechenland spielt immer noch jenen Stil, mit dem es 2004 Europameister geworden ist. Und Japan ist auch extrem konkurrenzfähig. Das Achtelfinale ist keine Selbstverständlichkeit."

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