Die Schwarzwald-Connection der Kameruner

Drei Teamchefs wohnen im Umkreis von 25 Kilometern.

Sie hätten nicht nach Brasilien fahren müssen für einen Expertentreff: Der Schweizer Teamchef Ottmar Hitzfeld stammt aus Lörrach, der deutsche Teamchef Joachim Löw aus dem 25 Kilometer nördlich gelegenen Schönau im Schwarzwald – und Volker Finke wohnt seit 1991 in Freiburg, das ist nicht einmal 20 Kilometer weiter.

Finke, 66, ist in Südbaden vom No-Name-Trainer zur Legende geworden: 1991 wurde der Gymnasiallehrer (Sport, Sozialkunde, Mathematik) vom Viertligisten Norderstedt zum damaligen Zweitligisten SC Freiburg geholt. Auf Anhieb führte Finke den Verein in die Bundesliga, zwei Mal in den UEFA-Cup (heute Europa League), erst 2007 wurde sein Vertrag nicht mehr verlängert. Mit 16 Jahren beim gleichen Profiklub sowie je drei Bundesliga-Auf- und Abstiegen ist er deutscher Rekordhalter.

Zwei Jahren in Japan (Urawa Red Diamonds) und einem wechselhaften Gastspiel als Manager des 1. FC Köln folgte das Engagement als Teamchef Kameruns, wo Finke seit Mai 2013 auf Englisch, Französisch und Deutsch Anweisungen gibt.

Nicht zuletzt seine Aufbau-Qualitäten, die er etwa in der Freiburger Fußball-Schule eingebracht hat, kann der 66-Jährige in Kamerun brauchen: "Der lokale Fußball liegt am Boden, da funktioniert nichts", sagt Finke. Zuletzt hatte Afrikas Rekord-WM-Starter (Brasilien ist die siebente Teilnahme) sogar zwei Mal die Qualifikation zum Afrika-Cup verpasst. "Jetzt aber ist die Riesenchance da, daraus etwas zu machen." Mit in seiner Delegation hat der Trainer zwei alte Bekannte: Physiotherapeut Uwe Vetter hat vom SC Freiburg für die WM Urlaub bekommen, damit er sich um die Afrikaner kümmern kann; Co-Trainer ist der deutsch-ghanaische Doppelstaatsbürger Ibrahim Tanko, der einst bei Dortmund und – no, na – Freiburg gespielt hat.

Und inzwischen ist selbst Kameruns Egozentriker und Starstürmer Samuel Eto’o überzeugt: "Wir können es bis ins Halbfinale schaffen."

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