Löw ohne Schein und mit vielen Sorgen

Begossen: Deutschland Teamchef Joachim Löw steht ohne Führerschein im Südtiroler Regen da.
In Südtirol stellten sich schlechtes Wetter und Nico Rosberg ein. Ein Autounfall schockte den DFB.

Wer am Dienstag Südtirol und seine Wetter-Kapriolen erleben durfte, der musste ernsthafte Zweifel bekommen, ob das Trainingscamp im Passeiertal für die deutsche Nationalmannschaft tatsächlich das ideale Aufwärmprogramm für die Weltmeisterschaft in Brasilien sei. Würde die Endrunde woanders statt finden, in Irland zum Beispiel, oder in Island, wo die Sonne gerne auch einmal im Sommer auf Urlaub geht, dann wäre St. Martin wohl der perfekte Ort.

Das einzige, was am Dienstag mit ein wenig Fantasie wirklich an Brasilien erinnerte, war der Zuckerhut hoch oberhalb des Passeiertals. Auf dem Jaufenpass (2094 Meter über Meeresniveau) herrschte dichtes Schneetreiben. Einige Täler weiter westlich auf dem Stilfser Joch (2757 Meter) hatten die Schneepflüge Vorfahrt gegenüber den Radprofis bei der Königsetappe des Giro.

Im Passeiertal zeigte das Thermometer immerhin sechs Grad über Null an, und vor dem Platzregen konnten die DFB-Stars in die Zelte flüchten, in denen sie traditionell das Fitnessprogramm abspulen. Dabei ist der radikale Kälteeinbruch – am Wochenende waren noch 30 Grad gemessen worden – derzeit noch die geringste Sorge von Bundestrainer Joachim Löw. Das deutsche Trainingscamp war zuletzt mehrmals mit einem Lazarett verglichen worden wegen der lädierten Knöchel (Lahm), beleidigten Schultern (Neuer) und den wackligen Knien (Schweinsteiger, Schmelzer) einiger Teamspieler. "Lohnt sich die Reise nach Brasilien überhaupt noch", fragte deshalb die Bild.

Sitzenbleiber Löw

Löw ohne Schein und mit vielen Sorgen
(L-R) German national soccer team general manager Oliver Bierhoff, Mercedes Formula One driver Nico Rosberg of Germany and German golfer Martin Kaymer pose after a German national soccer team news conference in St. Martin, northern Italy, May 27, 2014. The German national soccer team's training camp, in preparation for the 2014 World Cup in Brazil, began in St. Martin near Merano on May 21. REUTERS/Ina Fassbender (ITALY - Tags: SPORT SOCCER WORLD CUP MOTORSPORT F1 GOLF)
Für Löw lohnt sich die Reise allemal. Je länger er bei der WM bleiben kann, umso besser – nicht nur, dass die Deutschen seit 1996 (EM in England) die Titel-Sehnsucht plagt, Joachim Löw persönlich würde auch gut damit fahren, würde er erst zum spätest möglichen Zeitpunkt aus Südamerika zurück kehren. Denn daheim in Deutschland darf der Lenker des Nationalteams für sechs Monate nicht mehr ans Steuer. Zum zweiten Mal wurde dem leidenschaftlichen Schnellfahrer der Führerschein entzogen, Löw ist derzeit wie schon während der Heim-WM 2006 in Deutschland auf einen Chauffeur angewiesen.

Der DFB, der mit deutscher Gründlichkeit die WM-Mission plant und nichts dem Zufall überlässt, wurde vom Führerschein-Fauxpas des Bundestrainers jedenfalls auf dem falschen Fuß erwischt. Die Meldung vom blauen Brief für den rosa Schein des Bundestrainers tauchte ausgerechnet an jenem Tag auf, an dem Formel-1-Star Nico Rosberg der deutschen Nationalmannschaft einen Besuch abstattete.

Am Ende des Tages wurde im Passeiertal dann aber ohnehin nicht mehr über Joachim Löw und seinen Führerschein gesprochen. Aus traurigem Anlass: Bei einem Autounfall im Rahmen von Werbeaufnahmen mit Rosberg und dem DTM-Piloten Pascal Wehrlein sowie zwei Teamspielern wurden zwei Personen verletzt.

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