Die Unsummenspiele
Über Moral ist schon viel gesprochen worden in Sotschi. Jetzt reden wir übers Geld. Mit der Eröffnung der ersten Olympischen Winterspiele in Russland ging für Wladimir Putin gestern ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung – und ein ziemlich teurer. Denn der Präsident des flächenmäßig größten Landes der Erde ließ sich die Realisierung seines Traums am Schwarzen Meer einiges kosten.
Auf 37 Milliarden Euro soll sich Putins olympische Idee ausgewachsen haben. Noch im Jahr 2007 hatte er seine Spiele mit gerade einmal neun Milliarden beim Internationalen Olympischen Comité beworben. Damit ist Sotschi nicht nur das teuerste olympische Winterprojekt in der 90-jährigen Geschichte der Bewegung – die Spiele am Schwarzen Meer sind zudem auch teurer als alle 21 vorangegangen Ausgaben zusammengerechnet (siehe Grafik unten).
Gewaltig
Nun mag dieser Vergleich ein wenig ungenau sein: In den vergangenen 90 Jahren war die Weltwirtschaft nicht nur von Krisen gezeichnet, sondern auch durch wechselnde Währungen und Finanzsysteme geprägt. Vielleicht ist da und dort die eine oder andere ausgegebene Million auch nicht mehr recherchierbar bzw. haben private Sponsoren den Veranstaltern geholfen.
Doch die Größenordnung stimmt – und mit ihr eines: Sotschi ist gewaltig.
37 Milliarden Euro also. Das ist eine Summe, zu der der Mensch, sofern er nicht Bill Gates heißt, keinen Bezug mehr hat. In so einem Fall wird man in Journalistenschulen dazu angehalten, die Summe in Relation zu setzen. Also: Für das Geld, das in Sotschi in den vergangenen Jahren ausgegeben wurde, hätte Wladimir Putin auch jedem der 2,2 Millionen Bürger von Paris einen neuen VW Golf in der Basisversion kaufen können. Der Nutzen für Putin hätte sich wohl in Grenzen gehalten, abgesehen von ein paar freundlichen Einladungen in den Élysée-Palast sowie in die Konzernzentrale von Volkswagen.
Lukrativ
Wenn schon 37 Milliarden Euro ausgeben, dann lieber in der Heimat, wird sich Putin gedacht haben. Firmen aus aller Welt haben in Sotschi gutes Geld verdient. So hat sich etwa der deutsche Elektrokonzern Siemens im Zuge der Winterspiele Aufträge in der Höhe von 800 Millionen Euro gesichert. Der größte Profiteur war, ist und bleibt die russische Wirtschaft, allen voran die staatlichen und staatsnahen Betriebe. Dies geht aus Recherchen einiger US-Medien hervor, die versucht haben, die – zum Teil dubiosen – Geldflüsse in und aus Sotschi zu rekonstruieren.
Bestverdiener an den Winterspielen ist demnach die staatliche Olimpstroy, die unter anderen für den Bau der Wettkampfstätten sieben Milliarden Euro eingestreift hat. Dicht gefolgt von der russischen Bahn, die ebenfalls vom Kreml aus gelenkt wird und Olympia-Projekte im Wert von 6,8 Milliarden realisiert hat. Ebenfalls nicht zu kurz kam Gazprom: Für den Bau einer Pipeline im Schwarzen Meer erhielt der allgegenwärtige Energiekonzern 3,5 Milliarden Euro.
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