Dicke Luft zwischen Schlierenzauer und Pointner

Gregor Schlierenzauers Stimmung könnte besser sein.
Gregor Schlierenzauer übte Kritik an Skisprung-Cheftrainer Alexander Pointner.

Nein, die aktuelle Hitzewelle in der Schwarzmeerregion war nicht dafür verantwortlich, dass Gregor Schlierenzauer plötzlich so heißgelaufen ist. In ihm hat sich in den letzten Wochen offenbar so viel Ärger aufgestaut, dass er sich irgendwann einmal Luft verschaffen musste. Nach dem Absturz auf der Normalschanze (elfter Platz) ist dem erfolgsverwöhnten Tiroler nun endgültig der Kragen geplatzt, und er übte dabei Kritik an Cheftrainer Alexander Pointner.

"Die Trainer müssen sich Gedanken machen, warum es bei mir im Moment nicht funktioniert", sagte Gregor Schlierenzauer und schob damit indirekt die Schuld an seiner aktuellen Formschwäche auch Alexander Pointner in die Schuhe. "Ich mach’ nur das, was sie mir aufgetragen haben."

Es herrscht augenscheinlich dicke Luft im österreichischen Adlerhorst. Und zwar nicht erst seit Olympia, seit dem Auftaktspringen auf der Normalschanze, bei dem die Superadler leer ausgegangen waren. Das Verhältnis zwischen Gregor Schlierenzauer und Alexander Pointner ist schon seit längerer Zeit angespannt.

Singledasein

Ein Grund für den Ausbruch: Schlierenzauer muss bei Olympia auf die Dienste seines Vertrauenstrainers Markus Maurberger verzichten, mit dem er seit Jahren eng zusammenarbeitet. Weit enger als mit Pointner, der als ÖSV-Chefcoach zwar offiziell die Hauptverantwortung trägt und sich öffentlich abfeiern lässt, tatsächlich aber außerhalb der Wettkampfsaison nur selten mit Schlierenzauer an der Schanze steht. "Wir sind diesmal mit einem schlankeren Team bei Olympia", erklärt Pointner die Abwesenheit von Schlierenzauers Vertrauensmann, "da kann man besser und freier arbeiten. Dafür war Maurberger bei der Tournee dabei."

Schlierenzauer ("wer hierherfährt, das entscheiden andere") macht kein Hehl daraus, dass er seinen Privatcoach derzeit gerne um sich hätte. Der Tiroler Superstar und Maurberger sind auf einer Wellenlänge, mit ihm werden die Sprünge stundenlang bis ins kleinste Detail zerlegt. "Alles bis ins Letzte durchzuanalysieren, das wird bei Olympia nicht funktionieren", hält Alexander Pointner entgegen.

Der Chefcoach selbst nimmt die Kritik des Superstars gelassen. "Ich werde mich auf keine Spielchen einlassen und bin sogar froh, dass der Gregor das sagt. Dass er uns in die Mangel nimmt, ist unsere Aufgabe", sagt Pointner."Beim Gregor kann entweder alles super sein, oder es ist alles schlecht."

Privatteam

Schlierenzauer geht inzwischen längst seine eigenen Wege. Ähnlich wie Marcel Hirscher, der mit seinem Vater Ferdinand ebenfalls eine wichtige Vertrauensperson immer an seiner Seite hat, hat auch der 24-jährige Skispringer in den letzten Jahren immer mehr Betreuer um sich geschart und mittlerweile beinahe schon ein Team im Team. Markus Maurberger ist der persönliche Coach, seit vergangenem Sommer ergänzt der ehemalige Damen-Cheftrainer Gerald Daringer den Betreuerstab, dazu hat Schlierenzauer mit Ex-Springer Balthasar Schneider einen Materialtüftler, mit dem er über den Sommer einen eigenen Ski-Belag entwickelt hat. Und nicht zu vergessen: die zwei Pressebetreuer, die die vielen Medientermine des begehrten Skispringers koordinieren.

In diesem selbst gewählten Umfeld genießt Schlierenzauer die uneingeschränkte Aufmerksamkeit, bei Olympia ist er jetzt aber nur einer von fünf Skispringern, die alle den Fokus auf sich gerichtet haben wollen. "Dass es da immer wieder zu Statusspielchen kommt, ist klar", sagt Pointner.

Und auch einen kleinen Tipp hat der österreichische Chefcoach für Gregor Schlierenzauer vor dem Springen auf der Großschanze noch parat: "Der Schlieri kann sich Aufmerksamkeit holen, indem er auf der Schanze gescheit runterbrettert."

Schlierenzauers Meilensteine

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