Hochgefühle im Linger-Klub

Geteilte Freude ist doppelte Freude: Andreas und Wolfgang Linger auf ihrem Erfolgskurs.
Die Brüder Andreas und Wolfgang Linger machen Jagd auf das dritte Olympiagold.

Es ist nicht allzu schwer, Andreas und Wolfgang Linger aus der Bahn zu werfen. Ein paar Takte Musik genügen meist, und schon ist es um die Brüder geschehen. Dann fahren die Emotionen mit den Rodlern Schlitten und die beiden sind von einer Sekunde auf die andere mit ihren Gedanken ganz woanders. In Turin zum Beispiel, oder auch in Vancouver.

"Wenn ich diesen Song höre, dann zieht’s mir heute noch die Gänsehaut auf und sofort ist das Gefühl da, wie wir damals in Turin durchs Ziel gefahren sind. Dieses Gefühl kann ich zu jeder Uhrzeit abrufen", erzählt Andreas Linger.

Die britische Pop-Band Coldplay darf sich rühmen, mit ihrer Musik die Doppelsitzerrodler aus Absam in Ekstase versetzen zu können. Coldplay hat mit dem Lied "Talk" den Soundtrack zu den beiden Olympiasiegen der Linger-Brüder beigesteuert. Bereits seit dem Triumph in Turin 2006 ist "Talk" die emotionale Nummer eins in der Hitparade der Rodelroutiniers, und acht Jahre und einen weiteren Olympiasieg später wollen sich die Lingers auch in Sotschi wieder mit ihrem Lieblingslied in Fahrt bringen.

Auf Schiene

Überhaupt haben es die Lingers mit den Déjà-vus. Auch am Schlitten bringen die Tiroler für den sporthistorisch goldenen Hattrick alles auf bewährte Schiene. "Wir sind wieder mit der Schiene unterwegs, die wir schon 2010 in Vancouver verwendet haben", sagt Wolfgang Linger. "Zu der haben wir einfach Vertrauen. Und es ist immer ein gutes Gefühl, wenn man weiß, dass man etwas unterm Hintern hat, mit dem man schon erfolgreich war.

Und trotzdem, alte Gewohnheiten hin, bekannte Siegermelodie her, eines ist 2014 doch anders für das Brüderpaar. Im Gegensatz zu den Spielen in Vancouver, als die Lingers in allen Trainings und Rennläufen die Schnellsten waren, ist Gold diesmal kein Selbstläufer. "Stimmt, die Top-Top-Favoriten sind wir nach den Ergebnissen im Weltcup nicht", sagt Andreas Linger, "aber wir haben in den letzten beiden Jahren auch alles den Spielen in Sotschi untergeordnet."

Schon in den Trainingsläufen war der Abstand zum deutschen Duo Wendl/Arlt, das den Doppelsitzerbewerb seit zwei Jahren dominiert, deutlich geringer als noch in den Weltcuprennen. "Wir werden jetzt sicher nicht sagen: ‚Es geht nur um Silber.‘ Jeder muss seine Läufe erst runterbringen", sagt Wolfgang Linger. "Wir machen uns bestimmt keinen Stress."

Für den Trubel werden da schon eher die Linger-Fans sorgen, die daheim in Absam für die Doppelolympiasieger sogar ein Rodel-Public-Viewing veranstalten. Wer zur großen Linger-Party im Veranstaltungszentrum KiWi in Absam will, der fährt übrigens zwangsläufig auf die Rodel-Olympiasieger ab. Seit der Goldenen von Vancouver haben die berühmten Brüder in ihrer Heimatgemeinde einen eigenen Kreisverkehr: den Linger-Kreisel.

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