Mächtiger Kaffee-Klatsch

Olympia ist auf jeden Fall groß und teuer, im besten Fall spektakulär und emotional, fallweise korrupt und unappetitlich. In seltenen Fällen ist die größte Sportveranstaltung der Welt aber auch kurios und skurril.

Dann kommt es vor, dass zwei milliardenschwere Unternehmen zu einem Symbol des Kampfes gegen die Mächtigen der fünf Ringe werden. Die simpelsten Zeichen sind ja oft die eindrücklichsten. Aktuell erhitzt Kaffee einige Gemüter. Kaffee ist simpel, simpler als Kaffee ist eigentlich nur Wasser.

Die amerikanische TV-Anstalt NBC, Milliarden-Unternehmen Nummer eins, hat sich in ihrem Hauptquartier in Sotschi eine Filiale der Kaffeehaus-Kette Starbucks, Milliarden-Unternehmen Nummer zwei, eingerichtet. Der KURIER käme nie auf den Idee, seinen Reportern vor Ort einen Eduscho-Shop hinzustellen.

Das hat weniger mit der Wertschätzung seiner Angestellten zu tun, sondern vielmehr mit der Tatsache, dass der KURIER drei Mitarbeiter ans Schwarze Meer geschickt hat, NBC hingegen 2500. Deren Durst stillen 15 Baristi, die NBC extra dafür nach Sotschi einfliegen hat lassen. Barista darf man sich nennen, wenn man gelernt hat, Kaffee und Milchschaum mitunter kunstvoll in einen Pappbecher zu schütten. Die Löhne der Starbucks-Mitarbeiter für den Zeitraum der Spiele zahlt NBC gleich mit.

Seit den Sommerspielen 2000 in Sydney gehört die Kooperation der beiden US-Unternehmen zum olympischen Brauch, Sotschi ist nach Turin (2006) allerdings erst die zweite Stadt, in der Starbucks zuvor noch nicht vertreten war.

Das nährt den Verdacht, das Unternehmen nütze Olympia geschickt für eine Marketing-Offensive. Die nächste Filiale liegt derzeit noch 560 Kilometer entfernt von Sotschi. Derweil werden immer mehr Pappbecher mit dem markanten Logo in Sotschi gesichtet. Was wiederum weniger die örtliche Müllabfuhr stört als das Internationale Olympische Komitee (IOC) und seinen Sponsor McDonald’s, der mit den McCafé-Läden als Monopolist in Sotschi auftreten will.

Die Herren der Ringe achten penibel darauf, dass ihre, und zwar nur ihre, Partner im olympischen Glanz erscheinen. Im Olympia-Park wird ausschließlich die Kreditkarte des Olympia-Sponsors akzeptiert, in Pressezentren werden unerwünschte Logos auf Computern überklebt, wenn diese im Schwenkbereich der Fernsehkameras aufgestellt werden.

Gegen Starbucks und NBC ist selbst das IOC machtlos. Erstens ist die Filiale nicht für die Öffentlichkeit zugänglich, zweitens will das Komitee NBC nicht vergrämen. Die Amerikaner haben 550 Millionen Euro überwiesen, um exklusiv aus Sotschi in die USA zu senden.

Den ohnmächtig wirkenden Allmächtigen will man deshalb nur einen Rat mit auf den Weg geben: Abwarten und Kaffee trinken.

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