Nachgefragt bei ÖSV-Boss Schröcksnadel

Verärgert: Präsident Schröcksnadel überlegt, ob man die Langläufer aus dem ÖSV werfen sollte.
"Ich will das Theater mit den Langläufern nicht mehr", poltert der ÖSV-Präsident.

Peter Schröcksnadel hatte extra einen Tag bei Olympia angehängt, um Johannes Dürr im abschließenden 50er auf die Beine zu sehen. "Aber da wäre ich gescheiter heimgefahren", sagte der ÖSV-Präsident und sprach Klartext über ...

... den neuerlichen Dopingfall in seinem Skiverband:"Es gibt den Dopingfall nicht in meinem Verband, sondern in der österreichischen Olympia-Mannschaft. Das ist ein Unterschied, weil es ja während der Olympischen Spiele passiert ist. Eigenartigerweise passiert das bei uns nie bei Weltmeisterschaften oder im Weltcup, sondern immer bei Olympia. Vielleicht ist das deshalb so, weil Olympia nur ein oder zwei Mal im Leben eines Sportlers stattfindet, und da ist die Bereitschaft zu Betrug wahrscheinlich größer."

... seine Enttäuschung:"Ich bin sehr, sehr enttäuscht. Wenn man den Johannes Dürr ansieht, dem hätte ich das nicht zugetraut. Ich habe ihn erst bei der Ankunft hier kennengelernt. Er ist ein Betrüger, und mit Betrügern können wir nichts anderes tun, als sie auszuschließen. Da diskutieren wir gar nicht lange. Da fahren wir eine Null-Toleranz-Politik."

... die Konsequenzen:"Der Vorteil ist, dass Dürr es zugegeben hat. Das spricht für ihn. Sonst würde sich die Geschichte noch ein halbes Jahr hinziehen. In Österreich gibt es inzwischen sehr strenge Dopinggesetze, wahrscheinlich hat Dürr sogar jetzt eine Gerichtsverhandlung. Er wird einen guten Rechtsanwalt brauchen."

...das Image der Langläufer:"Große Freude habe ich mit dem Langlaufsport schon seit einiger Zeit keine mehr. Wir geben 800.000 Euro im Jahr aus. Da stellt sich schon die Frage, ob das Geld nicht woanders besser verwendet werden kann. Das Theater will ich nicht mehr. Man muss sich überlegen, ob man den Langlaufsport auch weiterhin im Österreichischen Skiverband behält. Wir haben sehr viele Sparten. Und wenn man dauernd nur Probleme mit den Langläufern hat, dann muss man sich überlegen, ob man die noch fördern soll. Oder ob die Langläufer nicht besser selbst einen eigenen Verband gründen. Ich werde jedenfalls im Vorstand den Ausschluss der Langläufer aus dem Verband diskutieren. Denn: Wie kommst du dazu, dass du immer nur die Scheiße picken hast mit einer Partie?"

... Vertrauen in die Athleten: "Du kannst niemandem mehr vertrauen. Wenn man betrogen wird, dann hast du keine Chance. Ob das in einer Bank ist, oder wo auch immer. Im Straßenverkehr stehen auch Schilder, wo 100 drauf steht, aber irgendeiner fährt dann halt 200. Das kannst du nie verhindern. Das einzige, was man machen kann: Man kann nur hinterher hart bestrafen."

... die Bilanz von Olympia: "Ich hoffe, die Erfolge werden dadurch jetzt nicht übertüncht. Der Herr Dürr ist jetzt auch nicht die ganz große Nummer. Er ist weder ein Medaillenträger, noch hat er in der Vergangenheit viel gewonnen. Darum wäre es auch sehr schade, die großartigen Leistungen von all den anderen zu schmälern."

... die Bewerbung von Seefeld für die Nordische WM 2019: "Es gibt auch das Thema, dass wir dort die Tour de Ski veranstalten wollten. Ich habe es eigentlich immer abgelehnt, weil ich in Österreich keine Langlaufbewerbe mehr wollte. Aus gegebenem Anlass. Jetzt müssen wir uns gut überlegen, ob wir das machen. Natürlich wollen wir eine Heim-Weltmeisterschaft in Seefeld, natürlich wollen wir eine gute Bewerbung abliefern. Aber da muss man sehr sensibel mit dem Thema umgehen."

... seinen Spruch anlässlich der Doping-Affäre von 2006 – ,Austria is a too small country to make good doping‘: "Das war eine blöde Aussage, aber zu der Aussage steh’ ich heute noch. Too small country – das ist wahr. Wir sind zu deppert. Wer dopt denn heute noch mit EPO? Kein Mensch. Wir können das nicht, wir haben die Infrastruktur nicht. Und wir wollen es auch nicht machen."

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