Gold für Stoch - Österreicher gehen leer aus

Der Pole setzt sich von der Normalschanze vor Prevc und Bardal durch. Keine Medaille für Österreich.

Nicht Gregor Schlierenzauer, der Rekordmann mit den meisten Weltcupsiegen (52), der für Sotschi die Mission Gold ausgerufen hatte. Auch nicht Thomas Morgenstern, der dreifache Olympiasieger und umjubelte Stehaufmann. Nein, die Teamküken mussten in die Bresche springen und beim Auftaktbewerb auf der Normalschanze die Ehre der österreichischen Super-Adler retten.

Nach dem ersten Durchgang war nur mehr für Michael Hayböck und Thomas Diethart die erwartete Medaille in Sprungweite. Beide hatten noch bis vor wenigen Wochen ihr Können nur in den Niederungen des Kontinentalcups unter Beweis stellen dürfen; beide kannten ein Skisprung-Großereignis bislang nur vom Hörensagen; und beide hatte bis vor kurzem niemand auf der Medaillenrechnung.

Tipptop

Doch schon zur Halbzeit war für die beiden Youngsters der Blick auf das Siegespodest verdeckt. Der Pole Kamil Stoch lag weit voran, hinter dem Norweger Anders Bardal und dem Slowenen Peter Prevc lagen Hayböck und Diethart nach dem ersten Durchgang in Lauerstellung. „Das Schwierigste ist einmal überstanden, der erste Wettkampfsprung bei Olympia ist geschafft“, hatte Hayböck zur Halbzeit noch gemeint.

Doch das erhoffte Überholmanöver sollte den beiden jungen Österreichern nicht mehr gelingen. Tourneesieger Diethart konnte zwar noch mit Hayböck („wir werden zurück schlagen“) die Position tauschen, vom drittplatzierten Bardal trennten den Niederösterreicher schlussendlich aber 5,8 Punkte – auf der Normalschanze eine halbe Welt. „Ich bin leider nicht ganz locker geblieben und die Sprünge waren nicht perfekt“, sagte der 21-Jährige. „Aber der vierte Platz ist für den ersten Start bei Olympia tipptop.“

Souverän

Kamil Stoch sprang auf dem kleinen Gorki-Bakken in einer eigenen Liga. Schon zur Halbzeit war der Pole mit der Tageshöchstweite (105,5m) klar auf Goldkurs und hatte sich einen klaren Vorsprung auf die Konkurrenz heraus gesprungen. Der Rest war goldene Formsache für den konstantesten Skispringer des Winters, der den zweitplatzierten Prevc um 12,7 Punkte distanzierte und nicht von ungefähr das gelbe Trikot des Weltcupleaders trägt. Und spätestens mit seinem Olympiasieg in Sotschi ist dieser Kamil Stoch endgültig aus dem Schatten von Adam Malysz getreten. Der 26-Jährige Weltmeister von 2013 ist im Gegensatz zu seinem prominenten polnischen Landsmann nun auch stolzer Besitzer einer olympischen Goldmedaille.

Gregor Schlierenzauer muss sich hingegen weiter gedulden. Der Kindheitstraum vom Olympiasieg, der letzten großen Trophäe, die dem Seriensieger noch fehlt, bleibt vorerst unerfüllt. Gestern musste sich der Tiroler mit dem elften Rang, drei Positionen vor Thomas Morgenstern, begnügen und der Absturz hatte sich abgezeichnet. Bereits im Probedurchgang war der Stubaier nur hinterher gesprungen.

Der 24-Jährige, der diesen Winter alles Olympia untergeordnet hatte, kämpfte nach dem Bewerb mit den Emotionen. Nicht das erste Mal, dass beim Superstar die Tränen flossen. „Dass ich enttäuscht bin, sieht man“, sagte Schlierenzauer, „es fuchst an der Technik, da ist im Moment der Murks drin.“

Skispringen bei den Olympischen Spielen:

Thomas Diethart: "Es war brutal spannend, ich habe leider nicht ganz so locker bleiben können. Ich bin mit dem vierten Platz trotzdem sehr zufrieden. Die Sprünge waren noch nicht top, deshalb habe ich noch Reserven. Man hofft immer, dass man eine Medaille mit heimnimmt. Ich bin aber zufrieden, der vierte Platz ist tipptopp. Ich freue mich richtig auf die Großschanze, das ist immer interessant und wird wieder ganz spannend werden."

Michael Hayböck: "Es sind ja doch Olympische Spiele, deshalb ist es normal, dass man da ein bisschen nervös wird. Ich habe vorher gesagt, dass ich zufrieden bin, wenn ich mit meinen Sprüngen zufrieden bin, also bin ich nicht zufrieden. Grundsätzlich muss ich zufrieden sein. Ich habe im Kontinentalcup angefangen, mich immer weiterentwickelt, und jetzt bin ich Fünfter bei Olympia, das ist eine sehr lässige Geschichte, auch wenn ich mir den einen oder anderen Platz weiter vorne erhofft hätte. Stoch ist der, der es geschafft hat, zwei optimale Sprünge runterzubringen, aber wir werden zurückschlagen. "

Gregor Schlierenzauer: "Es fuchst nach wie vor noch bei der Technik, es ist ein 'bissl ein Murks' drinnen. Das ich sehr enttäuscht bin, sieht man eh. Die Herausforderung ist es jetzt, das Ruder auf der Großschanze herumzureißen. Das ist die Challenge."

Thomas Morgenstern: "Für mich ist es sehr positiv. Es war natürlich weit weg von einer Medaille, aber ich glaube, generell von den Sprüngen her war es mein bester Tag, es ist immer mehr weitergegangen. Ich habe mehr Sicherheit aufgebaut und blicke mit einem positiven Lächeln auf die Große. Es war der größte Sieg für mich, das so überstanden zu haben, dass ich da bin und auch gut springe und dabei bin. Es sind ja keine Welten, die mir abgehen, sondern Kleinigkeiten. Ich bin zufrieden mit dem heutigen Tag."

Kamil Stoch: "Ist das wirklich passiert? Ich kann noch gar nicht fassen, was mir da heute gelungen ist."

Simon Ammann: "So, wie es heute gelaufen ist, konnte ich während den Sprüngen keine Freude finden."

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