Biathlon: Und es hat Boom gemacht

Dominik Landertinger
Österreichs Biathlonsport ist auch dank Dominik Landertinger stark im Kommen.

Vielleicht hat Peter Schröcksnadel ja wirklich Amors Pfeil getroffen und er wird auf seine alten Tage doch noch zum Biathlon-Liebhaber. So fanatisch und leidenschaftlich, wie sich der Präsident des Österreichischen Skiverbandes am ersten Olympiatag die Gewehr-Kugel gegeben hat, ist nichts mehr auszuschließen. Nicht einmal ein Start bei der Biathlon-Senioren-WM.

Schröcksnadel, an und für sich ein bekennender Alpiner, fieberte jedenfalls bei der Silbermedaille von Dominik Landertinger am Schießstand mit, als wäre er immer schon ein Waffenbruder gewesen.

Im Visier

Der ÖSV-Boss war nicht immer so Feuer und Flamme für seine Biathleten. Noch im Jahr 2006, in den ersten Stunden nach der leidigen Dopingaffäre von Turin, hätte er seine Loipenjäger sogar am liebsten auf den Mond geschossen. „Die hau’ ich raus, die haben in unserem Verband nichts mehr verloren“, hatte Schröcksnadel damals in einer Trattoria in Sestriere zu später Stunde gepoltert.

Mit dem Rauswurf hat es sich der Präsident dann doch noch anders überlegt, aber der Etat der Biathleten war in den Wintern nach Turin drastisch gekürzt worden. Umso erstaunlicher ist daher die Entwicklung, die der Biathlon-Sport seit 2006 in Österreich genommen hat.

2009 holten die Österreicher drei WM-Medaillen, darunter eine Goldene durch Dominik Landertinger im Massenstart.

2010 bei den Olympischen Spielen in Vancouver sammelten die Biathleten zwei Medaillen mehr als die Alpinherren, die leer ausgegangen waren.

2011 reichte es für die Österreicher abermals zu einer WM-Medaille.

Und in Sotschi soll der Auftakt nach Übermaß erst der Startschuss zur großen Medaillenjagd gewesen sein.

In Reichweite

„Jetzt geht es erst richtig los“, sagt Dominik Landertinger, der sich mit seinem starken Auftritt im Sprint genauso wie Teamkollege Simon Eder (Rang sieben mit 13 Sekunden Rückstand) eine glänzende Ausgangsposition für das Verfolgungsrennen am Montag (16 Uhr live in ORFeins) geschaffen hat.

Durch die Erfolge der vergangenen Jahre ist hierzulande auch der Stellenwert des einst verschmähten Biathlon-Sports gestiegen. Der ORF überträgt mittlerweile die spektakulären Rennen live, Red Bull verleiht dem ÖSV-Team finanziell Flügel und längst hat auch Präsident Schröcksnadel den Etat der Biathleten wieder signifikant erhöht. Mehr noch: Er hat auch die Heim-Weltmeisterschaft 2017 in Hochfilzen vorangetrieben, der Heimat von Dominik Landertinger.

Nach dem Gewinn der olympischen Silbermedaille ist der Tiroler mit seinen 25 Jahren bereits der erfolgreichste österreichische Biathlet der Geschichte. „Das macht mich auch richtig stolz, weil es bei uns extrem schwer ist, solche Erfolge zu feiern“, sagt Landertinger, „Biathlon ist mit Abstand der Wintersport mit der höchsten Leistungsdichte. Nichts gegen das Skifahren, aber bei uns können mindestens dreißig Leute gewinnen. Das kommt auch beim Publikum so gut, weil bei uns immer was passieren kann.“

In Ekstase

Die Begeisterung für die Biathleten zeigt sich auch in Sotschi, wo die Russen während der Rennen ein ausgelassenes Schützenfest feiern. Biathlon ist bei diesen Winterspielen neben Eishockey, Langlauf und Eiskunstlauf die wichtigste und prestigeträchtigste Disziplin für das Veranstalterland, wie nicht zuletzt die voll besetzten Tribünen im hypermodernen Biathlon-Stadion von Laura beweisen.

Dort wurde dem norwegischen Sprint-König Ole Einar Bjørndalen gehuldigt, der seine ohnehin schon einzigartige Karriere mit der siebenten olympischen Goldmedaille krönte. Und das im stolzen Alter von 40 Jahren. „In seine Fußstapfen wird keiner mehr treten“, sagt Dominik Landertinger, der seinem Idol nicht in allen Belangen nacheifern will. „Ich mit 40 noch Biathlet? Da liege ich schon lange hinterm Ofen.“

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