Kriminelle im Cyberspace am Vormarsch

Kriminelle im Cyberspace am Vormarsch
Zahl der Delikte in Österreich wieder leicht gestiegen. Sorgenkind für die Polizei ist das "Cyber-Crime".

Der klassische Kriminelle, der in fremde Wohnungen einsteigt, hat längst "virtuelle" Konkurrenz bekommen: Menschen lassen sich via Computer und Internet fast leichter abzocken als mit "händischer" Ganovenarbeit. Das spiegelt sich in der aktuellen Kriminalstatistik für das erste Halbjahr 2011 wider: Während die Zahlen bei typischen Delikten eher konstant bis rückläufig sind, wächst sich das weite Feld der Internet-Kriminalität zusehends aus.

"Hier kommt in den nächsten Jahren eine Welle auf uns zu", bringt es Herbert Anderl, Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, bei der Präsentation der Statistik auf den Punkt.

Insgesamt ist die Zahl aller Anzeigen in Österreich im ersten Halbjahr im Vergleich zum selben Zeitraum des Vorjahres von 257.782 auf 263.183 leicht gestiegen. Der Vergleich mit den letzten drei Jahren zeige aber, so Anderl, eine stetig sinkende Gesamtkriminalität. Erfreulich sei, dass die Aufklärungsquote auf 43,2 Prozent weiter gestiegen ist.

Cyber-Crime im Trend

Zu den Sorgenkindern für die Polizei, die die Ermittler vor neue Herausforderungen stellt, zählt das "Cyber-Crime", das oft fließend in die Wirtschaftskriminalität übergeht. Die absoluten Zahlen erscheinen zwar noch niedrig, doch der Trend zeigt nach oben. Waren es im ersten Halbjahr 2008 noch 1188 Anzeigen, stieg deren Zahl nun auf 2229 Delikte (falsche Webshops, Inkassobetrug, falsche Gewinnversprechungen - siehe Hintergrund-Bericht).

Auch beim "Hacking" steigen die Zahlen: Von elf Anzeigen 2009 auf zuletzt 105. Die Dunkelziffer dürfte noch weit höher liegen. "Hier wollen Täter oft zeigen, was sie können und sich nicht bereichern", erklärt Rudolf Unterköfler, Leiter der Abteilung
Wirtschaftskriminalität im Bundeskriminalamt (BK). Für betroffene Firmen, Institutionen ist der Schaden dennoch hoch, weil angegriffene Systeme erst wieder gesäubert werden müssen.

Betrug wird meist aufgeklärt

Fälle von Waren-Bestellbetrug häufen sich ebenso (von 890 auf 1092 Anzeigen) wie der Anlagenbetrug (von 61 auf 126 Fälle). Letzterer wird heute vielfach via Internet angebahnt, mit oft "irren" Renditeversprechen. Unterköfler: "Der größte Teil der Fälle hat einen Auslandsbezug, wir haben hier aber auch eine Aufklärungsquote von 98 Prozent."

Trotzdem bleibt das Aufspüren der meist international agierenden Täter bei der IT-Kriminalität eine oft mühsame Sache. Um dabei vor allem auch technisch mit den Kriminellen Schritt zu halten, wurde kürzlich ein Cyber-Crime Kompetenzcenter mit rund 300 eigens geschulten Polizisten eingerichtet. Auch die Prävention soll hier verstärkt werden.

Konstante Einbrüche

In "klassischen" Bereichen wie den Gewaltdelikten blieben die Zahlen konstant. Gab es im ersten Halbjahr 2010 noch 31 Mordfälle, waren es heuer 33. Die Zahl der Einbrüche (Wohnungen, Einfamilienhäuser) ist von 8051 auf 8559 gestiegen. Bei Kfz-Diebstählen stieg die Zahl von 2247 auf 2479.

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