Siegerin: Brigitte Sperlich und die Natur

Bei Brigitte Sperlich wird alles verwertet - aus Müll werden Kunstwerke.
9.502 Leser stimmten für Sperlichs Projekt "Schöpfungskindergarten".

Es ist ein sehr altes Gemäuer, in dem der Pfarrkindergarten Breitenlee der St. Nikolaus-Stiftung untergebracht ist: in einem Trakt des Schottenstifts in Wien-Donaustadt. Der denkmalgeschützte Bau wurde 2011 revitalisiert und die Kindertagesstätte darin untergebracht.
Für die Kindergartenpädagogin Brigitte Sperlich sollte die Bewahrung alter Bausubstanz zum Motto für das ganze Haus werden: „Wir sind ein Schöpfungskindergarten“, sagt sie. Im Klartext heißt das: Ressourcen schonen, Altes wieder verwenden und mit der Natur leben. Dieses Kindergartenprojekt ist damit ein kleiner Teil einer großen weltweiten Suche nach guten Wegen in die Zukunft!

Was das im Alltag bedeutet, darüber mussten sich die Pädagoginnen zuerst selbst klar werden. Erst nachdem sie ihr eigenes Handeln reflektiert hatten, haben sie den Leitfaden für den Kindergarten gefunden: „Nachhaltigkeit zum Anfassen“. Denn die Grundidee des Schöpfungskindergartens ist, die Kompetenzen der Kinder durch erlebnisorientierte Auseinandersetzung mit dem Thema Schöpfung zu stärken.

Schützenswert

In der Praxis heißt das, dass schon Krippenkindern vermittelt wird, die Natur zu schützen. „Das fängt bei den kleinsten Tieren an. Weberknechte hätte ich selbst früher einfach getötet. Jetzt schaue ich mir die Spinne mit den Kindern an, bewundere sie und bringe sie in den Garten.“
Der ist in dem Stift sehr groß. Rundherum ist eine Apfelplantage, die zum Stift gehört. Auch ein Hochbeet auf Kinderhöhe wurde eigens errichtet. „Mit einem Saatband säen wir dort Radieschen oder Karotten. Aus Kürbiskernen vom vergangenen Jahr ziehen wir neue Pflanzen. Auch Tomaten und Erdbeeren haben wir“, erzählt Sperlich. Die werden von den Kindern gepflegt: „Sie jäten Unkraut, gießen sie, und bei den Tomatenplanzen geizen sie die Triebe aus.“
Die Kinder erleben die Natur so hautnah: „Sie lernen auch den Regen zu schätzen, weil sie wissen, dass er für die Pflanzen wichtig ist.“ Das Schönste für die Kinder ist das Ernten: „Selbst gepflückte Paradeiser schmecken natürlich besonders gut.“

Kürbisse statt Schnitzel

Zur Jause und zum Mittagessen gibt es nur Biologisches und Saisonales: „Wenn es Kürbiszeit ist, gibt es eben drei Mal die Woche ein Gericht damit.“ Zu Beginn hätten sich manche Kinder schwer mit dem Essen getan: „Sie liebten Spaghetti und Schnitzel.“ Doch so nach und nach gewöhnten sich die Kleinen an den unverfälschten Geschmack.
Beim Kochen wird darauf geachtet, dass wenig Mist produziert wird: „Joghurt bekommen wir z.B. in großen Pfandbechern.“ Und im Alltag wird Müll häufig wiederverwendet: „Heuer bastelt eine Gruppe z.B. Laternen aus Tetrapacks.“ Überhaupt wird viel gebastelt mit Übriggebliebenen – etwa ein Bild gestaltet mit PET-Flaschen, Stöpseln und Deckeln.
Wie achtlos Erwachsene die mit der Schöpfung umgehen, entdecken die Kinder beim jährlichen Wald-Putz: „Sie streifen durch die Landschaft und sammeln Müll. Besonders schockiert die Kinder, wie viel Zigarettenstummel da herum liegen.“

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