Manuela Eigner und die Toleranz

Manuela Eigner leitet den Kindergarten Senecura in Purkersdorf, Bezirk Wien-Umgebung.
Große Anerkennung für Eigners Projekt zur "intergenerativen Pädagogik".

Frau Taussik ist 93 Jahre und die Älteste im Kindergarten Senecura in Purkersdorf. Der nö. Landeskindergarten ist direkt im gleichnamigen Pflegeheim untergebracht. Dort leben 77 pflegebedürftige Senioren und zwölf Wachkomapatienten.
Sei 2005 wird im Kindergarten die „intergenerative Pädagogik“ gelebt. „Wir ermöglichen Kindern und Senioren ihren Erfahrungsschatz miteinander zu teilen“, sagt Kindergartenleiterin Manuela Eigner. Dienstag bis Donnerstag werden die Kinder von Senioren besucht. Gemeinsam wird gespielt, gelesen, gesungen. „Die Senioren machen bei all unseren Aktivitäten mit“, sagt die Pädagogin. So wie Frau Taussik. Sie sitzt im Rollstuhl und spielt gerne Tischspiele. Oft liest sie den Kindern vor. „Damit bringen wir die Bedürfnisse der Kinder und der Senioren zusammen.“ sagt Eigner. „Aber das Schönste ist zu sehen, wie die Kinder mit den Älteren umgehen. Sie tolerieren, dass jemand im Rollstuhl sitzt. Sie tolerieren, dass jemand nicht sprechen kann oder nicht mehr so gut hört. So etwas ist Kindern egal. Sie sind vorurteilsfrei.“

Wachkoma

Jeden Montag bekommen die Kinder auch Besuch von einer Wachkomapatientin. „Wir erklären den Kindern, was mit diesen Menschen passiert ist und dass sie alles mitbekommen, sich aber nicht ausdrücken können“, erklärt die Kindergärtnerin. Ein besonders schöner Moment sei gewesen, als ein erst Zweieinhalbjähriger den zweiten Tag im Kindergarten war und der Geburtstag der Wachkomapatientin gefeiert wurde. „Wir haben ihm alles erklärt. Dann ist er zu Patientin gegangen, hat ihr über die Hand gestreichelt ihr „Alles Gute zum Geburtstag gewünscht“. Genau das sei die Philosophie des Kindergartens: Kindern die Hemmungen zu nehmen, mit Älteren und Pflegebedürftigen in Kontakt zu treten. „Denn wir können nie wissen, ob uns so etwas nicht auch einmal passiert.“

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