Frau Verdi und das Klingen der Sprachen

Christa Verdi sieht Multikulti nicht als Bedrohung, sondern als Chance.
Die Elementarpädagogin bemüht sich um das Vertrauen der Eltern.
Von Uwe Mauch

Das erste Lächeln, wenn die Eltern bemerken, dass sie von ihr verstanden werden, wenn sie Vertrauen fassen, wenn sich bei ihnen ein gutes Gefühl bemerkbar macht. Dieses Lächeln sei wichtig, sagt die Elementarpädagogin Christa Verdi. Um dieses Lächeln bemüht sie sich auch.
Die Frau mit dem klingenden Namen weiß genau, wovon sie spricht. Sie ist selbst Mutter, und sie blickt auf 25 Jahre Arbeit im Kindergarten zurück. Heute leitet sie den Kindergarten der Kinderfreunde am Wiener Schwendermarkt in Wien 15.
Wenn es ihr also gelingt, den Eltern beim Erstgespräch die Angst zu nehmen, vor allem jenen, die nicht so gut die deutsche Sprache beherrschen, fügt Verdi hinzu, kann alles gut werden. Denn die Kinder haben ja im Gegensatz zu den Erwachsenen so gut wie keine Probleme beim Lernen fremder Sprachen.

Multikulti

Das Wohngebiet rund um den Schwendermarkt gilt als eine soziale Brennzone, in der unterschiedliche Kulturen aufeinander treffen und zu viel Wohlstand eher nicht das Problem ist. Multikulti gibt es auch hier im Kindergarten der Wiener Kinderfreunde: In den drei Gruppen treffen 62 Kinder mit 17 verschiedenen Muttersprachen aufeinander. Wer daraus arge Integrationsprobleme ableiten möchte, irrt jedoch.
Die Zweisprachigkeit vieler Kinder sieht die Pädagogin als Chance, nicht als Bedrohung. Sie zitiert dazu einen Spruch, den sie auf einem anderen Wiener Markt gelesen hat: „Das Fremde ist eine Aufforderung zum Kennenlernen.“ Dies gilt auch für ihre Arbeit: „Wichtig ist, dass man neugierig bleibt, sich für Andere interessiert und das Erlebte reflektiert.“
Den 62 Kindern stehen fünf Pädagoginnen und sechs Assistentinnen zur Seite. Einen männlichen Kollegen, bedauert Verdi, gibt es leider nicht. Wichtig sei auch die Arbeit der Assistentinnen. Immerhin haben fünf Migrationshintergrund. „Sie sind auch für die Eltern verlässliche Ansprechpartner.“

Die größte Herausforderung für ihr Team beschreibt die Leiterin so: „Dass wir die Begabungen der Kinder erkennen.“ Das übergeordnete Ziel: „Wir wollen ihnen ausreichend Raum und Zeit geben, damit sie sich möglichst gut entwickeln können.“

Am Ende ein Küsschen

Weniger erfreut ist Verdi über die noch immer fehlende Wertschätzung für ihren Beruf: „Dabei leisten wir einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft. Wir sind für das Fundament verantwortlich, auf dem dann die weitere Ausbildung aufbaut.“ Richtig schlimm sei es, wenn sie manche noch immer von oben herab als „Tante“ abtun.
Doch am Ende überwiegen die positiven Erfahrungen: „Schön ist es, wenn die Kinder in die Schule hinüber wechseln und man das Gefühl hat, dass sie ihren weiteren Weg gut meistern werden. Manchmal gibt es ein Küsschen, und manchmal fließen auch Tränen. Wichtig ist mir auch, dass ich mich dann bei den Eltern bedanke, für das Vertrauen, das sie mir geschenkt haben.“

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