Barbara Obersteiner und die Keller-Malwerkstatt

Barbara Obersteiner und die Keller-Malwerkstatt
Viel Zustimmung gab es für Obersteiners Projekt "Malen im Atelier".

Jedes Kind ist bei Barbara Obersteiner ein Künstler. Die Pädagogin aus Liebenfels (Kärnten) hat für ihre Gruppe eigens ein Atelier gestaltet: „Wir hatten im Keller einen freien Raum, den ich nutzen konnte“, erzählt Obersteiner, die selbst gerne malt. Sie ist Pädagogin in einer elternverwalteten Kindergruppe – Eltern sitzen im Vorstand des Vereins und übernehmen Arbeiten wie Kochen oder Rasenmähen. Die Pädagogen können sich so mehr aufs Kind konzentrieren.
Obersteiner hat mit ihren Kleinen im Alter zwischen 1 und 3,5 Jahren die leeren Wände im Kellerraum bemalt: „Das war schon lustig“, erinnert sie sich. „Einige der Kinder haben gemeint, das müsse man jetzt sauber machen, das ist ja eklig“. Mittlerweile sind in dem Atelier nicht nur die Wände bunt. Spanplatten wurden aufgestellt, worauf leere Blätter gehängt werden. „Es ist ein wertfreier Raum. Die Kinder bekommen keine Vorgaben und dürfen ihrer Fantasie freien Lauf lassen.“

Pinselstriche

Sie legt eine CD mit Kinder-Medidationsmusik auf und die Kleinen greifen zum Pinsel. „Selbst diejenigen, die im Gruppenraum aufgedreht sind, sind in unserem Atelier ruhig und ausgeglichen“, freut sich die Pädagogin. „Beim Malen tauchen sie in eine eigene Welt. Sie finden so zu sich selbst, was ihre Persönlichkeit stärkt.“
Obersteiner respektiert die Kinder und ihre Werke: Wenn ein Kind nach drei, vier Strichen sagt: „Das Bild ist fertig“, dann ist es für die Pädagogin auch fertig. „Ich rede ihm da nicht hinein.“
Sie interpretiert die Bildern nie, indem sie sagt: „Du hat eine schöne Sonne gemalt.“ Vielleicht soll das Bild ja ein Ball oder einen Knödel darstellen. Sie verkneift sich auch Kommentare wie „Schwarz ist keine schöne Farbe.“ Obersteiner weiß, dass viele Kinder gerne den Pinsel ins Schwarze tauchen: „Eltern sollten sich keine Sorgen machen, dass ihr Kind nur Düsteres mag. Das ist völlig normal.“ Gerne spricht die Pädagogin dagegen über die Gefühle, die das Werkt in ihr auslöst.
Im Atelier vergessen Kinder die Zeit. „Die Kinder spüren und genießen meine volle Aufmerksamkeit.“ Schon die Kleinsten schätzen diese Entschleunigung: „Sie haben ja heutzutage oft schon einen Terminkalender wie Erwachsene: Vom Ballett über Flöte sind die Nachmittage verplant.“

Vertieft

Manche Kinder genießen die Stille und sind in ihre Arbeit vertieft. Andere erzählen begeistert, was sie gerade auf Papier bringen. „Schön ist, dass die Kinder oft beginnen, miteinander über Alltägliches zu reden – über den Besuch bei der Oma, über den letzten Urlaub oder den Kindergeburtstag.“
In der Stunde im Atelier haben die Kinder also viel gelernt: Sich in Wort und Bild auszudrücken, sich zu konzentrieren und ihrer Fantasie freien Lauf zu lassen. Und das Wichtigste: Sie lernen sich selbst kennen.

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