Ein Drittel der tödlich Verunfallten nicht angeschnallt

Ein Drittel der tödlich Verunfallten nicht angeschnallt
Auch nach 35 Jahren Gurtpflicht ist das Anschnallen für viele Autofahrer keine Selbstverständlichkeit. Dabei gilt auch heute trotz moderner Sicherheitssysteme: Der Gurt rettet Leben.

Am 15. Juli 1976 erfolgte mit der Einführung der Gurtpflicht ein wichtiger Schritt zur Erhöhung der Verkehrssicherheit in Österreich. Strafen gab es damals noch nicht. "Im Ernstfall kam es höchstens zu zivilrechtlichen Folgen, beispielsweise wurde das Schmerzensgeld nach Verkehrsunfällen gekürzt", erklärt ÖAMTC-Chefjurist Andreas Achrainer. Ein signifikanter Rückgang der Unfallzahlen mit Todesopfern wurde ab 1. Juli 1984 sichtbar. Ab diesem Zeitpunkt ist Nichtangurten mit einer Organstrafverfügung geahndet worden. Zum Vergleich: Die Mindeststrafe betrug damals 100 Schilling (7 Euro), bei Verweigerung der Zahlung wurde eine Höchststrafe von 300 Schilling (22 Euro) verhängt. Heute liegt die Organmandatsststrafe bei 35 Euro, die Höchststrafe bei Verweigerung bei 72 Euro.

Ein Drittel der tödlich Verunfallten nicht angeschnallt

Nach wie vor gehen zu viele ein großes Risiko ein und verzichten auf das Anlegen des Sicherheitsgurtes. Im ersten Halbjahr 2011 (Stichtag 10.7.2011) sind bisher 24 Pkw-Insassen nicht angegurtet tödlich verunglückt - alleine in der Woche vom 4. bis zum 10. Juli waren es vier Opfer. "Das wäre trotzdem noch eine bessere Entwicklung als im Vorjahr, aber die Monate mit starkem Verkehrsaufkommen liegen noch vor uns", sagt ÖAMTC-Verkehrstechniker Markus Schneider. 2010 verunglückten insgesamt 292 Pkw-Insassen tödlich, davon waren mehr als ein Drittel, nämlich 111, nicht angeschnallt (bis 10.7.2010 waren es 61 Pkw-Insassen). Laut Statistik haben Männer zwischen 30 und 55 Jahren das geringste Gefahrenbewusstsein im Hinblick auf den Sicherheitsgurt. Unter ihnen ist der Anteil der nicht angegurtet Getöteten besonders hoch.

Bevor Verstöße gegen die Gurtpflicht sanktioniert wurden, starben im österreichischen Straßenverkehr jedes Jahr mehr als 1.900 Menschen. "Mit 1985 sank diese Zahl sprunghaft auf 1.524 Opfer", weiß der ÖAMTC-Experte. Seitdem zeigen die Statistiken einen kontinuierlichen Rückgang - trotz steigender Pkw-Zulassungen. "1984 waren rund 2,5 Millionen Pkw in Österreich zugelassen. Ende 2011 werden es nach ÖAMTC-Schätzungen mehr als 4,5 Millionen sein", erklärt Schneider.

Moderne Sicherheitssysteme ohne Gurt so gut wie wertlos

Ein Drittel der tödlich Verunfallten nicht angeschnallt

Den Sicherheitsgurt an sich gibt es mittlerweile seit rund 50 Jahren. Auf dem Sektor der Fahrzeugsicherheit hat sich seitdem einiges getan. Neue aktive und passive Sicherheitssysteme wie Airbags und Fahrerassistenzsysteme wurden eingeführt. "Dennoch ist der Gurt keineswegs veraltet. Moderne Autos geben aufgrund ihrer Technik vielen Fahrern ein trügerisches Gefühl der Unverwundbarkeit. Crashtests haben jedoch längst bewiesen, dass die Sicherheitseinrichtungen erst im Zusammenspiel mit dem angelegten Gurt bestmöglichen Schutz bieten", gibt der ÖAMTC-Verkehrstechniker zu bedenken.

Dass weiterhin Aufklärungsbedarf in Sachen Sicherheitsgurt besteht, zeigen auch die Zahlen des Innenministeriums. "Österreichweit wurden 2010 bei Polizeikontrollen rund 136.200 Übertretungen der Gurtpflicht festgestellt. Das ist zwar ein Rückgang um 6,1 Prozent, dennoch ist die Zahl beunruhigend", appelliert der Experte abschließend an das Verantwortungsbewusstsein der Autofahrer.

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