Achtung, Geisterradler

Achtung, Geisterradler
Bausünden: Zweirad-Experte Hans Doppel zeigt die schlimmsten Planungsfehler im Wiener Radverkehrsnetz auf.

Gäbe es für Wien einen Warndienst vor Geisterradlern, würde er allein am Getreidemarkt mit seiner Arbeit kaum nachkommen: Am Mehrzweckstreifen, der von der Mariahilfer Straße Richtung Linke Wienzeile führt, sind immer wieder Radler zu sehen, die bergauf in die falsche Fahrtrichtung unterwegs sind. Andere bevorzugen gleich den Gehsteig, was erst recht regelwidrig ist.

Hans Doppel von der Initiative "Argus - die Radlobby" will derartiges Verhalten keineswegs verteidigen. Schuld an dem Chaos sei aber auch eine Fehlplanung der dortigen Rad-Anlagen: "In der Gegenrichtung fehlt ein Mehrzweckstreifen."

Obendrein endet der bestehende Streifen abrupt bei der Lehargasse, was immer wieder zu heiklen Situationen zwischen Radlern und Autofahrern führt. Laut Doppel bei Weitem nicht die einzige Fehlplanung, die behoben werden sollte.

Weghuberpark

Wer als Fußgänger stadteinwärts die Museumsstraße überqueren will, muss erst einmal ein verwirrendes Mischmasch an Verkehrsflächen passieren: Erst kommt ein Fußgänger-Streifen, dann einer für Radfahrer und dann wieder ein Fußgänger-Streifen. Immer wieder kommen sich hier vor allem Jogger und Radler in die Quere. Ein weiteres Problem: Richtung MuseumsQuartier verengt sich der Radstreifen plötzlich um mehr als die Hälfte. Das Überholen langsamer Radler ist somit fast unmöglich. "Solche Fehler würde man in Berlin etwa nicht finden", sagt Doppel. Er schlägt eine Neugestaltung des Areals vor. "Es würde reichen, dafür einen halben Auto-Fahrstreifen wegzugeben. Die Straße ist an dieser Stelle ohnehin breit genug. Und das Verkehrsaufkommen nicht extrem hoch."

Landstraße

Der Radler-Mehrzweckstreifen auf der Landstraßer Hauptstraße endet stadteinwärts völlig unvermittelt bei der Kundmanngasse. Doppel fordert, dass die Lücke bis zur Invalidenstraße geschlossen wird. Zudem könnte man die Markierung einer Mittellinie entfernen. "Hier kommt es immer wieder zu Problemen zwischen spurtreuen Autofahren, die Radfahrer überholen."

Wieden

Bei der Straßenbahn-Haltestelle Wiedner-Hauptstraße/Mayerhofgasse sind Radler gezwungen, die Schienen zu queren: "Das kann für ungeübte Radfahrer vor allem bei Nässe zur Falle werden." Eine mögliche Lösung wäre laut Doppel eine Freigabe des Haltestellenkaps für den Radverkehr. Im Jahr 2005 gab es bereits einen entsprechenden Pilotversuch, der allerdings nach wenigen Wochen wieder abgebrochen wurde. Doppel: "Dabei zeigen Beispiele aus Deutschland, dass solche Lösungen sehr gut funktionieren."

Streit um Tangenten-Sperre

Achtung, Geisterradler

Weiter für Aufregung sorgt der Radmarathon, der am 18. September in Wien stattfinden soll. Der 60 Kilometer lange Rundkurs soll unter anderem über die Südost-Tangente führen, die daher für mehrere Stunden gesperrt werden muss. Die ÖVP protestiert dagegen, die FPÖ droht gar mit einer Klage gegen die Asfinag.
Im Büro von Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou versteht man die Aufregung nicht: "Es finden auch in anderen Städten Radmarathons auf wichtigen Straßen statt. Berlin zum Beispiel ist sehr stolz darauf. Solche Veranstaltungen bieten die Möglichkeit, die Stadt aus einem anderen Blickwinkel kennenzulernen. Obendrein findet der Radmarathon an einem Sonntag statt."
Ob der Event tatsächlich wie ursprünglich geplant über die Bühne geht, steht noch nicht fest: Donnerstagnachmittag gibt es dazu ein Treffen, an dem unter anderem Polizei, Veranstalter Mideas und die Asfinag teilnehmen.

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