Warum Duftkerzen so teuer sind - und wie man sie richtig pflegt

Warum Duftkerzen so teuer sind - und wie man sie richtig pflegt
Deko-Fans zahlen atemberaubende Preise für Luxus-Versionen. Für manche werden satte 50.000 Euro fällig.

Sie riechen herrlich und kosten ein kleines Vermögen – kaum ein Deko-Objekt hat in den vergangenen Jahren einen derartigen Hype erfahren, wie Luxus-Duftkerzen. 2018 berichtete das Branchenportal Business of Fashion, dass die Nachfrage in den zwei Jahren zuvor um ein Drittel angestiegen war.

Die noble Optik sei Mathias Bauch, Country Manager bei Diptyque, einer der Gründe für die steigende Popularität dieser Raumbeduftung. Das französische Parfumlabel ist für seine transparenten Gläser mit schwarz-weißen Etiketten bekannt. "Sie gehören für viele einfach zu einer guten Einrichtung dazu", sagt der Deutsche. Mittlerweile gebe es unter seinen Kunden sogar Sammler. Ein teures Vergnügen, bedenkt man, dass eine Diptyque-Kerze im Durchschnitt 50 Euro kostet.

Kürzen ist Pflicht

Der Preis setzt sich aus der aufwendigen Herstellung und der Verwendung exquisiter Duftstoffe zusammen. "Es ist eine kleine Wissenschaft, eine gute Duftkerze zu machen", erklärt Bauch. "Ein Jahr Entwicklung ist nicht unüblich, weil sich jeder Duftstoff beim Brennen anders verhält. Orangenblüte und Ingwer vertragen sich zum Beispiel nicht gut mit Wärme." Prinzipiell verwendet Diptyque nur Ingredienzien, die auch in den Parfums enthalten sind.

Wer seine Luxus-Duftkerze möglichst lang genießen möchte, muss diese richtig pflegen. "Viele gehen mit ihr nicht richtig um", weiß Bauch. Wird die Kerze zum ersten Mal angezündet, muss diese so lange brennen, bis die oberste Schicht flüssig ist. "Sonst bildet sich später ein Krater." Später müssen jeweils zwei Stunden Brennzeit reichen – danach wird die Flamme zu groß und die Kerze beginnt zu rußen. Ist das Wachs ausgekühlt, sollte der Docht immer gekürzt werden. Vier Millimeter sind laut Bauch ideal. Connaisseure greifen dafür auf eine spezielle Dochtschere zurück.

Spielt Geld keine Rolle, können sich Kunden an die Marke Krigler wenden. 1904 von Albert Krigler in Sankt Petersburg gegründet, hat sich das Unternehmen von Beginn an auf maßgeschneiderte Duftkonzepte spezialisiert. Neben Parfums werden in der Filiale im Wiener Luxushotel Kempinski auch Kerzen angeboten. Lässt sich im Standardsortiment nicht das Passende finden, gibt es die Möglichkeit für eine Sonderanfertigung. "Das ist dann eine Kerze, die sonst niemand hat", sagt Ben Krigler, der das Unternehmen in fünfter Generation leitet.

Maßanfertigung

Zuerst wird das Parfum kreiert, das später in 15-prozentiger Konzentration in der Kerze brennt. In durchschnittlich fünf Terminen mit einem Krigler-Mitarbeiter werden über einen Zeitraum von rund neun Monaten verschiedenste Ingredienzien gerochen. Auch private Fragen gehören zum Prozedere. Krigler: "Der Duft und somit die Kerze soll die Persönlichkeit seines Besitzers perfekt widerspiegeln." Kostenpunkt für ein sogenanntes Bespoke Perfume, das anschließend zusammen mit Sojawachs in handgefertigte Gläser gegossen wird: satte 50.000 Euro.

Ein Luxus, den sich gut betuchtes Klientel unter anderem für die Hochzeitsdekoration leistet. Die Gäste dürfen Mini-Versionen als Erinnerung an das Fest mit nach Hause nehmen – und dürfen das flüssige Wachs sogar auf die Haut auftragen.

Amortisierung

Sind die individuell angefertigten Kerzen irgendwann leergebrannt, kann die Firma Krigler diese nachfüllen. Doch auch die Gefäße anderer Produzenten von Luxus-Duftkerzen können weiterverwendet werden. Dafür müssen die Gläser vollkommen frei von Wachs sein. Nach einer Nacht im Tiefkühlfach können die Reste leicht herausgeholt werden. Anschließend mit heißem Wasser und etwas Spülmittel reinigen.

Die Fotosharing-Plattform Pinterest liefert unzählige Recycling-Ideen für die Investition: Von Make-up-Pinseln über Wattestäbchen bis zu Stiften – in den leeren Kerzengläser aufbewahrt scheint alles gleich hübscher auszusehen. Spätestens dann dürfte auch das schlechte Gewissen beruhigt sein.

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