Warum Beauty-Produkte aus Asien so beliebt sind
Zehn bis zwölf Pflegeprodukte und vierzig Minuten Zeit, um diese aufzutragen – so sieht das typische Morgenritual einer Südkoreanerin aus. Mit Waschen und Einschmieren des Gesichts ist es bei ihnen nicht getan – im Gegenteil. Reiniger, Toner, Essenzen, Seren, Masken, Augencremes und Sonnenschutz sind nur einige der unverzichtbaren Helfer für einen makellosen Teint. Mit ihrer "10 Step Skin Care Routine" haben die Asiatinnen eines der aufwendigsten Schönheitsrituale der Welt.
Hautprobleme nicht kaschieren, sondern vermeiden
"Hautpflege hat in Korea eine viel höhere Priorität als Make-up", sagt Coco Park im Gespräch mit dem KURIER. Die Co-Autorin von "The Korean Beauty Secrets" weiß: "Man will eine schöne und gesunde Haut haben, anstatt Probleme einfach nur mit Make-up abzudecken, wie es in Europa und Amerika häufig der Fall ist."
Die Kultur spielt hierbei eine entscheidende Rolle, erklärt die Trendforscherin Andrea Grudda. "In Korea ist das Thema Körperpflege sogar Teil des Unterrichts in Schulen. Im Gegensatz dazu wurde im deutschsprachigen Raum jeder Aufwand, der über das Nötigste hinausging, lange mit Eitelkeit verbunden."
Das Beste ist gut genug
Wo die Nachfrage groß ist, muss auch das Angebot stimmen. Die Liebe zur Schönheit geht im Osten so weit, dass in Seoul eine Straße mit Beauty-Stores zugepflastert wurde. Ein Schönheitstempel reiht sich an den anderen – so mancher Fan bezeichnet Myeongdong deshalb als "Beauty-Times-Square".
Als Kosmetik-Firma in Südkorea muss man sich immer etwas Neues einfallen lassen, um die anspruchsvolle Kundschaft anzulocken. "Bei Innovationen sind sie uns um 15 Jahre voraus", sagt Park. "Aufgrund der immensen Konkurrenz ist man gezwungen, nur die besten Produkte auf den Markt zu bringen, um interessant zu bleiben. Der Kunde hat es dementsprechend leicht, Außergewöhnliches zu finden."
Es war nur eine Frage der Zeit, bis man auch andernorts auf die Tiegel und Tuben aufmerksam werden würde. 2011 sorgte die erste koreanische Erfindung für einen Hype auf dem westlichen Markt. Die BB Cream versprach, was andere Produkte zuvor nicht konnten: Sie ließ Unreinheiten verschwinden, Poren kleiner wirken, glich Rötungen aus, spendete Feuchtigkeit und schützte dank Lichtschutzfaktor. Die Einführung des Alleskönners war in Europa und Amerika so erfolgreich, dass heute fast jede Marke ihren eigenen "Blemish Balm" anbietet.
Masken ohne Ende
Mindestens genauso verrückt ist man in Asien nach "Sheet Masks". Die hauchdünnen Vliestücher sind mit hochdosierten Pflegestoffen getränkt und passend für das Gesicht zugeschnitten. Reinigen, exfolieren oder beruhigen – in den Regalen der Beauty-Shops liegen unzählige Versionen für jedes Hautbedürfnis bereit. Auch hierzulande ist man auf den Geschmack gekommen, immer mehr Firmen produzieren nun ihre eigene Version des Bestsellers.
"Asiatische Produkte finden in Österreich großen Anklang. Das ist ein Trend, der weiter anhalten wird", sagt Stephanie Wolf, Marketing Director bei L’Oréal Paris, voraus. "Wir beobachten die Entwicklungen auf dem asiatischen Markt genau und lassen uns für Lancierungen auf dem heimischen Markt inspirieren." Mit dem Cushion Make-up, einem Schwammkissen, welches bei Druck Foundation freigibt, will der Konzern seit einiger Zeit die Beauty-Fans locken.
Spätestens beim Anblick solcher Produkte wird klar, warum sich gerade Südkorea zum Beauty-Mekka gemausert hat: Erfindungen, die es zuvor so noch nicht gab. Da ist es wenig verwunderlich, dass die Kosmetik-Branche nach dem Technologie-Sektor zum zweitgrößten Markt des Landes geworden ist. "Jeden Monat höre ich von einem neuen Produkt, das ich sofort ausprobieren möchte", gibt Park zu. Trend-Expertin Grudda ist sich sicher: "Das Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft."
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