Oscar-Verleihung mit Austro-Power

Oscar-Verleihung mit Austro-Power
Die Salzburgerin Julia Körner kreierte ein besonderes Kostüm für das Superhelden-Epos „Black Panther“.

Wenn am kommenden Sonntag die begehrtesten Filmpreise der Welt verliehen werden, weht auch ein Hauch Österreich durch die Hallen des Dolby Theatre – und das, obwohl bei der diesjährigen Oscar-Verleihung gar kein rot-weiß-roter Film nominiert ist. Nachdem der Computerwissenschafter Bernd Bickel bereits im Vorfeld mit einem Technik-Oscar ausgezeichnet wurde (der KURIER berichtete), hofft nun eine Salzburgerin auf die Trophäe in der Kategorie bestes Kostümdesign. Julia Körner ist zwar nicht persönlich nominiert, leistete mit ihrer Arbeit aber einen wesentlichen Beitrag auf dem Weg zum Oscar: Die Krone und der Umhang von Hauptdarstellerin Angela Bassett in der siebenfach nominierten Comic-Verfilmung „Black Panther“ stammen komplett aus ihrer Hand. 

Oscar-Verleihung mit Austro-Power

„Black Panther“ ist für sieben Oscars nominiert – Queen Ramonda (Angela Bassett) trägt Cape und Krone von Julia Körner 

Das Besondere: Die beiden Stücke, inspiriert von afrikanischen Mustern und dem Schmuck der Zulu-Frauen, kommen nicht aus der Nähmaschine, sondern aus dem 3-D-Drucker – ein Novum in der Filmgeschichte Hollywoods, das sogar der New York Times einen eigenen Bericht wert war. 

Geheime Mission

Es ist gar nicht so einfach, Julia Körner dieser Tage zu sprechen – die 35-Jährige hat ihren Wohnsitz  nach Los Angeles verlegt, wo sie seit Bekanntgabe der Nominierung von einem Medientermin zum nächsten hetzt. Als sie der KURIER erreicht, kommt sie gerade von ihrem ersten roten Teppich, der Verleihung der Costume Designers Guild Awards, wo „Black Panther“ für seine Filmkostüme ausgezeichnet wurde. „Es ist alles gerade sehr aufregend“, erzählt Körner. Mit ihrem Label JK Design hat sie sich auf 3-D-Mode spezialisiert und schon Entwürfe von Karl Lagerfeld und Iris van Herpen realisiert. Auf die Haute Couture folgte Hollywood – genau genommen eine Anfrage von  Ruth Carter, die für das Kostümdesign von „Black Panther“ verantwortlich zeichnet und nun für den Oscar nominiert ist.

Oscar-Verleihung mit Austro-Power

Julia Körner (re.) mit Hollywood-Kostümdesignerin Ruth Carter, die am Hals ein 3-D-Design trägt

Zunächst hatte die 3-D-Spezialistin keine Ahnung, an welchem Mega-Projekt sie beteiligt war (die Produktionskosten beliefen sich auf 200 Millionen Dollar) – ihr Auftrag lautete lediglich, Kostüme für die Königin einer fiktiven afrikanischen Stadt zu entwerfen. Codename: „Motherland“. „Alles war streng geheim. Erst, als ich meine Kreationen auf der Leinwand gesehen habe und die Verkaufszahlen bekannt wurden, habe ich begonnen, die Tragweite zu realisieren. Wie viele Menschen kommen im Vergleich schon zu Haute Couture Shows?“

3-D-Mode: Mehr als ein Knopfdruck

Nicht einmal ein Bruchteil – so viel steht ein Jahr später fest. Das Action-Epos um einen schwarzen Superhelden schaffte es in die Top Ten der kommerziell erfolgreichsten Filme aller Zeiten ebenso wie auf die persönliche Favoritenliste von Ex-Präsident Obama. Der Erfolg gipfelte in sieben Oscar-Nominierungen, unter anderem als bester Film. „Diese Nominierung hat eine enorme Bedeutung für mich, weil sie zeigt, wie wirkungsvoll  3-D-Design im Kostümdesign ist“, freut sich Körner. „Eine der größten Bestätigungen ist, wenn mir Menschen schreiben, dass sie ,Black Panther’ gesehen haben und ihnen sofort klar war, dass die Designs von mir sind. So ein Feedback ist unbezahlbar.“

Oscar-Verleihung mit Austro-Power

So sieht ein Kleid aus dem 3-D-Drucker von Julia Körner aus

Vier Monate werkte sie an dem zylindrischen Kopfschmuck und dem Schultercape für Königinmutter Ramonda.  „Es ist mir wichtig, den Mythos zu widerlegen, dass man auf einen Knopf drückt und das fertige Design herauskommt.“ Wie kann sich ein Laie den kreativen Prozess  vorstellen? „Ich moduliere die Geometrien an virtuellen Körpern, deren Masse ich im Vorfeld bestimme. Danach exportiere ich die Designs als 3-D-File und schicke sie an die Druckfirma.“ Die aufwendigen Strukturen, sagt sie, wären von Hand gar nicht realisierbar.

In Zukunft möchte Körner mit eigenen Kollektionen beweisen, dass Mode aus dem 3-D-Drucker auch tragbar sein kann.  Aktuell arbeitet sie an einem Projekt für die Oscar-Nacht – Details werden nicht verraten. Geheime Missionen, so viel hat sie im vergangenen Jahr gelernt, können in Hollywood ja durchaus erfolgreich enden.

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Mit ihrer mode möchte Julia Körner eine Symbiose aus Ästhetik und moderner Technologie schaffen

Zur Person

Julia Körner

Die Salzburgerin ist eine der wenigen Expertinnen für digitale Fertigungsmethoden. Nach der Matura am Musischen Gymnasium Salzburg studierte Julia Körner Architektur  in Wien sowie Emergent Technologies und Design in London. 2015 gründete sie ihr Label JK Design, das sich auf  3-D gedruckte Mode spezialisiert hat. Im selben Jahr entstand ihre erste Ready-to-wear-Kollektion. Körner lehrt  Architektur an der University of California in Los Angeles.

Auf dem Laufsteg

Für die Pariser Modewoche realisierte Körner Modestücke für namhafte Haute Couture Häuser. Von 2012 bis 2014 entwickelte sie Kollektionen mit Iris van Herpen, 2015 präsentierte Karl Lagerfeld eine moderne Version des legendären Chanel-Kostüms, das Julia Körner angefertigt hatte. Für die österreichische Stardesignerin Marina Hoermanseder fertigte sie ein Korsett an. www.juliakoerner.com

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