Mode aus Plastik kann auch gut für die Umwelt sein
Ihr Geld verdient sie in einer der umweltverschmutzendsten Branchen der Welt. Dessen ist sich Barbara Gölles bewusst. Sie selbst gehört jedoch zu jenen, die beweisen wollen: Es geht auch anders. 2015 gründete die Wienerin ihr Label Margaret and Hermione, mit dem sie sich auf nachhaltige Sport- und Bademode spezialisiert. "Bei solchen Kleidungsstücken können für die Herstellung nicht Naturfasern wie Baumwolle verwendet werden", erklärt die Designerin. "Sie müssen ganz andere Funktionen als ein herkömmliches T-Shirt erfüllen können." Einfach neu produziertes Polyamid einzukaufen, kam für Gölles jedoch nicht in Frage.
Sie entschied sich als eine der europaweit Ersten für den Einsatz von Econyl. Ein Material, das aus Plastik hergestellt wird, welches bereits vor langer Zeit in den Kreislauf gebracht wurde: Alte Fischernetze, die achtlos in die Meere zurückgeworfen wurden, werden eingesammelt und nach dem Einschmelzen zu neuem Garn verarbeitet. Gölles: "Natürlich wäre der Idealfall, dass es gar keine Fischernetze aus Plastik mehr gibt", sagt Gölles. Aber eine ebenso widerstandsfähige Alternative, die zig Tonnen Fische ziehen kann, sei bislang nicht gefunden worden.
Kunde muss mitmachen
Auch in Vorarlberg steht Plastik-Recycling auf der Agenda. Der Wäschekonzern Wolford lancierte diesen Juni seine ersten Netzstrumpfhosen aus Econyl. Ein Produkt, das normalerweise eine denkbar schlechte Umweltbilanz hat: Strumpfhosen bestehen zum größten Teil aus erdölbasierten Fasern – und wandern bei falscher Pflege häufig bereits nach wenigen Malen Tragen in den Müll.
Zudem setzt die Bregenzer Firma auf das sogenannte Cradle-to-Cradle-Modell: Kunden können kaputte Strumpfhosen im Store abgeben. Der Garnhersteller, der mit Wolford zusammenarbeitet, ist in der Lage, das Produkt zu depolymerisieren. Einfach ausgedrückt: Aus einer alten Strumpfhose kann ohne Einsatz von neuem Material eine neue hergestellt werden. Einziges Problem: Schmeißt der Kunde die löchrige Ware einfach weg, war der gute Ansatz wortwörtlich für die Tonne.
Auch Barbara Gölles sieht den Konsumenten in der Mitverantwortung. "Es muss an der Konsumeinstellung gearbeitet werden", sagt die Designerin. "Brauche ich dieses Produkt wirklich? Wie oft benötige ich etwas Neues? Solche Fragen sollte sich jeder von uns häufiger stellen." Sich dann für Alternativen aus altem Kunststoff zu entscheiden, ist ein erster Schritt. Gölles weiß: "Plastik bleibt auch in diesem Fall nur Plastik. Aber man macht zumindest etwas Nützliches aus einem bereits bestehenden Produkt."
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