Gesundheitskiller Nagellack: Risikofreie Alternativen boomen
Derzeit kann der Onlineshop von Jennifer Baum-Minkus immer nur wenige Stunden online sein. Der Andrang auf die schadstofffreien Nagellacke, die die Berlinerin dort seit April anbietet, ist so groß, dass sie und ihr kleines Team mit der Produktion noch nicht nachkommen. "Mit diesem riesigen Interesse habe ich gar nicht gerechnet", sagt die Deutsche im Gespräch mit dem KURIER.
Für ihre Marke Gitti, benannt nach ihrer Mutter Brigitte, hätte die 35-Jährige keinen besseren Zeitpunkt für den Markteintritt wählen können. Bio-Lebensmittel boomen und bei der Gesichts- und Körperpflege setzt sich die Kundin mehr denn je mit den Inhaltsstoffen auseinander. Immer mehr machen sich auch über das, was sie wöchentlich auf ihre Nägel pinseln, Gedanken. Denn der Fingernagel ist nicht, wie fälschlicherweise oft angenommen, eine undurchlässige Hornplatte. "Er besteht aus bis zu 15 Prozent Wasser", erklärt Baum-Minkus. "Und absorbiert dadurch auch Stoffe aus dem Nagellack."
Hormonell wirksam
Dass zahlreiche Inhaltsstoffe des Beauty-Bestsellers, der einst ein Nebenprodukt der Automobilbranche war, ein Risiko für die Gesundheit darstellen können, zeigt eine Studie der amerikanischen Duke University aus dem Jahr 2015. Das Ergebnis: Gewisse Ingredienzien können die DNA verändern und zu Unfruchtbarkeit führen.
Wer kein Risiko eingehen möchte, kann zu Produkten mit der Kennzeichnung "5-free", "7-free" oder sogar "12-free" greifen. Je höher die Zahl, umso niedriger die Summe der potenziell schädlichen Stoffe. Bei ersterem ist der Lack beispielsweise frei von Formaldehyd, Dibutylphthalat, Toluol, Formaldehydharz und Campher. Es handelt sich dabei unter anderem um hormonell wirksame Weichmacher und krebserregende Zusätze, die die Haltbarkeit verlängern sollen.
Wochenlang schön
Für Jennifer Baum-Minkus stand bei der Entwicklung ihrer Nagellacke ein weiterer Inhaltsstoff im Fokus. "Viele Hersteller verwenden Nitrocellulose als Bindemittel, welches die Entstehung von Nitrosaminen begünstigt – diese sind hochtoxisch", sagt die Gitti-Gründerin. Die Entwicklung ihrer Produkte, die zu 55 Prozent aus Wasser bestehen, habe sie viele schlaflose Nächte gekostet. "Nagellack ist ein äußerst komplexes Produkt, noch komplexer als eine Gesichtscreme."
Die 35-Jährige arbeitet bereits an der Weiterentwicklung ihrer Beauty-Linie: "Mein Wunsch ist es, Formeln anbieten zu können, die ähnlich einem Shellac mehrere Wochen lang halten", verrät Jennifer Baum-Minkus. "Das wäre ein ganz großer Meilenstein."
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