Die neue Mode setzt auf Farbe, Dschungel- und Jeanslook
Plötzlich stand eine fremde Person auf dem Laufsteg. Youtuberin und Komikerin Marie Benoliel sorgte diese Woche im Zuge der Pariser Modewoche für einen medienträchtigen Moment, als sie sich am Ende der Chanel-Show plötzlich unter die Models mischte.
Mit der schnellen Reaktionsfähigkeit von Gigi Hadid, die bei der Präsentation im Grand Palais mitlief, hatte die 28-Jährige jedoch nicht gerechnet. Das Topmodel stellte sich dem ungebetenen Gast in den Weg und führte sie sofort wieder von der Bühne.
Beitrag aus Österreich
Ohne Zwischenfälle, dafür mit österreichischem Beitrag, fand wenige Tage zuvor die Show von Vivienne Westwood statt. Designer-Ehemann Andreas Kronthaler spielte für die Frühjahr/Sommer 2020-Saison mit viel Volumen, Lagen und Prints. Hingucker-Details: Raschpatschen, die der gebürtige Tiroler beim Besuch von Dirndl-Doyenne Gexi Tostmann in Seewalchen entdeckt hatte. Mit der Leihgabe seiner Landsfrau machte er sich nicht nur selbst, sondern auch den Models eine Freude: Die aus Waldgras hergestellten Schuhe sind bekannt für ihre wärmende Wirkung.
Gemütlich ging es auch bei Hermès mit komplettem High-Heels-Verzicht weiter. Chefdesignerin Nadège Vanhee-Cybulski bewies mit ihrer bislang stärksten Kollektion, dass dem französischen Modehaus in Sachen Lederverarbeitung so schnell niemand etwas vormachen kann.
Blumenkinder
Locker sitzende Hosen, kurz geschnittene Oberteile und sogar plissierte Kleider kreierte die Französin aus dem butterweichen Material.
Die lässigsten Jeanslooks und schönsten Blumenkleider (sicher bald bei einem Red-Carpet-Event nochmals zu bewundern), kreierte Clare Waight Keller für Givenchy. Mitreißend auch die Playlist, die die 49-Jährige für die Präsentation zusammenstellen ließ. Kostprobe gefällig? Bei „Tomboy“ von Princess Nokia wippten in der ersten Reihe die meisten Füße mit.
Akris feierte das 10-jährige Jubiläum seiner Ai-Bag, der A-förmigen Tasche aus Rosshaar, mit einer überdimensionalen Skulptur der ersten Tasche des Hauses auf dem Laufsteg. Dries van Noten hat Christian Lacroix zurück in die Modewelt geholt. Die beiden zeigten ihre geniale Kollektion begleitet von Musik von Franz Schubert, brillant neu interpretiert und gespielt von Guy Van Nueten.
Auch bei Issey Miyake gab es Lifemusik. Satoshi Kondo, der neue Kreativchef des Hauses, ließ die Models dazu tanzen. Maria Grazia Chiuri brachte hingegen Bäume als Hintergrund für ihre Dior-Kollektion auf den Laufsteg.
Bäume in New York
Damit war sie allerdings nicht die Erste. Bäume und Wald sind momentan bekanntlich ungemein in. Natürlich auch in der Modewelt. Schon am Beginn der neuen Saison, bei der New York Fashion Week, ließ Michael Kors sich den Laufsteg damit schmücken. Begründung: Seine Urgroßmutter, die aus Galizien (erst ein Teil Polens, dann Österreich-Ungarns) stammte, hätte Wald und Bäume geliebt.
Grandios die Show von Rihanna. Sie lud in eine Konzerthalle in Brooklyn, ließ die Bühne mit Stiegen und Fenstern schmücken, die 40 Minuten lang von Frauen jeder Körpergröße – darunter auch Modelgrößen wie Alek Wek, Cara Delevingne, Gigi und Bella Hadid – in sexy Unterwäsche betanzt wurden. Dazwischen gab es Auftritte von Popstars wie Halsey, DJ Khaled, Big Sean und Fat Joe.
Sehr kontrastreich dazu die total zurückgenommene Show von Tom Ford, bekanntlich als Nachfolger von Diane von Fürstenberg jetzt der neue Präsident des CFDA (Council of Fashion Designers of America, der Non-Profit-Berufsverband der US-amerikanischer Modedesigner). Er lud in eine – dafür natürlich gesperrte – Metro-Station.
Diesel-Chef Renzo Rosso präsentierte sich und die neue Ret Tag X A-Cold-Wall Kooperation mit Samuel Ross. Nicole Miller ließ Ex-Supermodels auftreten, dabei auch Pat Cleveland, die erst im April bekannt gegeben hatte, dass sie an Darmkrebs erkrankt sei. Welch ein Jubel bei jedem ihrer Auftritte!
Oldtimer und dazu passende Musiker begeisterten Zuschauer und Models bei der Tommy Hilfiger/Zendaya-Show gleichermaßen. Für Aufsehen am Times Square sorgten Sonja Rubin und Kip Chapelle, die dort für ihre Modelinie eine Leuchtreklame blinken ließen.
London ohne Queen
In London war man gespannt, ob die Königin wieder bei einem Mode-Event erscheinen würde. Tat sie aber nicht. Zwei andere Highlights gab es auch nicht: Peter Pilotto zeigte diesmal in Mailand, Mary Katrantzou in Athen. Man musste sich also mit Burberry, Victoria Beckham und Simone Rocha begnügen. Großartig die Kollektion von Hussein Chalayan. Sehr gut auch Cimone von Carli Pearson, der schon für Stella McCartney, Alexander Wang und Alexander McQueen gearbeitet hat.
Jubel in Mailand
Mailand begann dafür mit einem Highlight nach dem anderen. Jubel nach der Premiere von Peter Pilotto und Christopher de Vos. Ihre raffiniert-praktischen Taschen werden sicher zu Topsellern.
Nicht minder laut die Begeisterungsschreie nach der Show von Arthur Arbesser. Besonders seine wunderschönen Drucke und Stoff-Kombinationen prägen sich ein.
Schnell gings danach weiter zu Prada, wo Miuccia mit einer soliden, very pradaesken Kollektion überraschte. Am Abend dann auch noch Jil Sander, wo Lucie und Luke Meier erst recht und zu recht bejubelt wurden. Besser kann man Jils Erbe nicht in die Zukunft führen. Wunderbar, dass die halbe Österreicherin (wegen der Mutter) und ihr Mann jetzt als Modeprofessoren an die Angewandte nach Wien kommen.
Dschungel war eines der Hauptthemen bei Dolce & Gabbana und bei Versace. Großer Jubel und Selfie-Andrang, als Donatella am Schluss Jennifer Lopez in einer Variante ihres Dschungel–Kleides von 2000 über den Laufsteg schickte.
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