Die enge harte Männerfreundschaft mit Wladimir Putin (69) hat ihn seit der Krim-Annexion und dem Überfall auf die Ukraine viel an Popularität gekostet – jüngst bewies der aus Botox Gemeißelte in einem Fox-TV-Interview ungeahnte moralische Situationselastizität: "Ich bete für beide Länder und für eine friedliche Lösung." Heute, Sonntag, wird Seagal 70.
KURIER: Haben Sie Vorbilder in Hollywood?
Steven Seagal: Ja, ich liebe Billy Wilder und Filme wie "Sound of Music", Regisseure wie James Cameron, Sydney Pollack, Alfred Hitchcock und Wolfgang Petersen.
Mit Ausnahme von Cameron und Petersen sind das alles keine Actionregisseure. War das Genre für Sie als Schauspieler unvermeidlich?
Ja, ich hatte ja die Ausbildung in all diesen Kampfsportarten. Aber ich versuche, in meinen Filmen auch immer andere Themen einfließen zu lassen, Umweltthemen etwa (dafür wurde ihm 1999 der PETA Humanitarian Award verliehen, sonst nur Goldene Himbeeren).
Woher kommt Ihr Ruf, sich auf Filmsets mit Kollegen und der Crew anzulegen?
Wenn ich mit Profis arbeite, dann komme ich auch gut mit ihnen aus. Aber wenn jemand nicht weiß, was er tut, dann wird’s haarig. Es stehen mein Name und mein Ruf auf dem Spiel. Ich kenne alle Gerüchte über mich – dass ich Wutausbrüche habe, dass ich Frauen schlage, dass ich ein Transvestit bin. Die kommen von Leuten, die mich nie getroffen haben.
Sie kennen viele CIA-Agenten persönlich. Woher denn?
Ach, aus meiner Zeit in Asien. Da waren viele stationiert. Wenn man Kampfsport lernt, trifft man auf diese Leute. Man hat mit ihnen viel gemeinsam und sie helfen dir. Ein Beispiel: "Alarmstufe Rot 2" (1995) wollte ich gar nicht machen. Das Drehbuch war miserabel – nur "Terroristen in einem Zug". Also habe ich es selbst besser gemacht. Ich habe all die High-Tech Aspekte eingebracht, die Satelliten und die Technologie, die ich ohne CIA nicht gekannt hätte.
Sie waren damals aber nicht als Autor angeführt. Wieso?
Die Gewerkschaft ist da so mühsam. Ich habe die Arbeit, die anderen kriegen die Lorbeeren. Von 93 Seiten Drehbuch sind 85 Seiten Dialoge von mir. Es ist alles politisch.
Sind Sie denn kein guter Geschäftsmann?
Ich bin ein schrecklicher Geschäftsmann. Meine Filme haben weltweit gut 600 Millionen Dollar (ca. 553 Millionen Euro) eingespielt. Wieviel davon, glauben Sie, ist mir in der Tasche geblieben? (Forbes schätzt ihn auf 10 Mio.) Für "Alarmstufe Rot 2" habe ich sieben Millionen meines eigenen Geldes investiert und alles verloren. Ich bin Künstler, Autor und Produzent. Nicht einmal so sehr Schauspieler. Es gibt zwar Millionen Menschen, die mich als Schauspieler lieben, aber ich halte mich nicht für besonders gut. Ich mag das Schauspielen gar nicht so besonders. Ich hatte auch mal ein Restaurant, an dem ich beteiligt war, weil ich einem Freund aushelfen wollte. Ich hatte keine Ahnung davon, wie man ein Restaurant erfolgreich schupft. Ich habe dort Italienisch gekocht. Was anderes kann ich nicht.
Was war die gefährlichste Situation – im Film oder im Leben –, in der Sie sich jemals befunden haben?
Vermutlich die Ehekrachs mit meinen Frauen!
Sie wurden zu Anfang Ihrer Karriere mit Clint Eastwood und Sylvester Stallone verglichen. Ehrt Sie das?
Eastwood ist mir lieber – bei allem Respekt gegenüber Mr. Stallone. Aber Clint Eastwood bewundere ich sehr.
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