Kannibalismus, Vergewaltigung und Drogen: Was wurde aus Armie Hammer?

Kannibalismus, Vergewaltigung und Drogen: Was wurde aus Armie Hammer?
Nach schwerwiegenden Vorwürfen wurde der "Call me by your name"-Star von Hollywood abgeschrieben. Doch seit einigen Monaten sucht er wieder das Rampenlicht.

Es gab eine Zeit, da assoziierte man Hollywood-Star Armie Hammer mit Attributen wie "aufstrebend", "talentiert" und "sexy", sowie mit gefeierten Filmen wie "Call me by your name" oder "The Social Network". Heute denkt man eher an Kannibalismus, Vergewaltigung, Drogenexzesse, emotionaler Missbrauch und Sadomasochismus. Starker Tobak also und weit entfernt vom Image des charmanten, erfolgsverwöhnten Womanizers, den er auf der großen Leinwand gerne darstellte.

Was wurde Armie Hammer vorgeworfen?

Denn der heute 38-Jährige wurde 2021 beschuldigt, eine seiner Affären 2017 nicht nur mental, sondern auch körperlich missbraucht zu haben: Er soll sie (unter anderem) stundenlang vergewaltigt haben. Weitere Frauen meldeten sich daraufhin zu Wort und berichteten über ebenso verstörende Erlebnisse mit Hammer. So soll er in Textnachrichten darüber fantasiert haben, seine Geliebte zu Tode zu quälen und ihren Körper zu essen (er sprach davon, die Rippe seiner Geliebten zu grillen und zu verspeisen). Einer anderen Frau soll er gegen ihren Willen nach dem Geschlechtsverkehr ein A oberhalb der Vagina eingeritzt und danach ihr Blut getrunken haben.

Aufgrund mangelnder Beweise wurden 2023 die Anklagen jedoch fallen gelassen. Laut Hammers Anwälten seien alle Beziehungen sowie das, was in diesen Beziehungen geschah, einvernehmlich gewesen. Bis heute sind die Vorwürfe gegen Hammer umstritten, spalten die Fangemeinde: 

Einerseits litt zum Teil die Glaubwürdigkeit der Frauen aufgrund von Widersprüchen – oder auch, weil eine von ihnen sich weigerte, eine Meineiderklärung zu ihren Anschuldigungen zu unterzeichnen, weshalb eine Anwältin sie nicht vertreten wollte. Zugleich möchte man sich natürlich vor einer Opfer-Täter-Umkehr hüten – und Hammer selbst gab in einem Interview zu, er habe einvernehmlichen BDSM-Sex betrieben und in seinen Beziehungen zu den Anklägern emotional missbräuchlich gewesen zu sein. Sein Lebensstil sei damals  "intensiv" und "extrem" gewesen. Zudem habe er an einer Drogen- und Sexsucht gelitten.

Der Schauspieler jedenfalls wurde daraufhin (trotzdem) von Hollywood strengstens gemieden – oder, wie man es heutzutage ausdrückt: "gecancelt".  Er verlor sein Management und zahlreiche Aufträge, aus manchen Filmprojekten stieg er von selbst aus. 

In Hollywood wollte niemand mehr etwas mit Hammer zu tun haben – auch nicht seine damalige Ehefrau Elizabeth Chambers, die sich jedoch bereits 2020 von ihm trennte (die beiden haben zwei Kinder zusammen).

Armie Hammer hat große finanzielle Schwierigkeiten

Nach den Vorwürfen und dem öffentlichen Skandal ließ sich Hammer aufgrund seiner Drogen- und Sexsucht in eine Entzugsklinik einweisen, wo er nach eigenen Aussagen auch anderen Menschen half, von ihrer Sucht loszukommen. Daraufhin lebte er auf den Cayman Islands, um näher bei seiner Ex-Frau und den gemeinsamen Kindern zu sein. 2023 wurde die Scheidung zwischen Hammer und Chambers endgültig vollzogen.

Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten, mit denen Hammer seit der Zwangspensionierung zu kämpfen hat, war er gezwungen, mehrere verschiedene Jobs anzunehmen. So arbeitete der Ex-Hollywood-Star als "Timeshare"-Verkäufer und als Manager eines Apartmentkomplexes.

Armie Hammer entstammt als Urenkel des Ölmagnaten und Philanthropen Armand Hammer zwar einem äußerst wohlhabenden Stammbaum, doch nach den Skandalen wurde er angeblich vom familiären Erbe ausgeschlossen und soll deshalb keinen Zugriff auf das Hammer'sche Vermögen haben.

Kürzlich aber hat sich ein Lichtblick für Hammers Hollywood-Zukunft aufgetan: Wie die Branchenbibel Deadline berichtet, plant Hammer sein Filmcomeback mit dem Western "Frontier Crucible", in dem er eine große Rolle ergattert haben soll.

Seit Sommer 2024 wieder in der Öffentlichkeit

Nachdem Armie Hammer direkt nach den Vorwürfen und seinem Rausschmiss aus der Traumfabrik komplett untergetaucht und die Öffentlichkeit gemieden hatte, sucht er seit geraumer Zeit wieder verstärkt – und mit kleinen Schritten – das Rampenlicht. 

Im November 2023 re-aktivierte er sein Instagram-Profil. Seit Juli 2024 lebt er nicht nur erneut in Los Angeles (in einer "sehr kleinen" Wohnung, zitiert People eine Quelle), sondern gibt auch immer wieder Interviews, in denen er offen über die Vorfälle spricht, Verfehlungen zugibt, aber gleichzeitig nicht immer Reue zeigt und sich nach wie vor genauso selbstbewusst gibt wie zu den Hochzeiten seiner Karriere. Auch aus seinen Geldprobleme macht Hammer in den Gesprächen keinen Hehl. Manchmal lässt er es sich sogar nicht nehmen, sarkastische Witze über die (Kannibalismus-)Vorwürfe gegen ihn zu machen. Das Ziel ist klar: das eigene Image wieder aufzupolieren. Ob es mit dieser Strategie gelingt? Man wird sehen.

"Die Therapie hat mein Leben verändert", sagte Hammer beispielsweise im Gespräch mit Bill Maher im Sommer dieses Jahres. In diesem behauptete er auch, trotz finanzieller Pleite sehr glücklich zu sein. "Es hat mich gelehrt, dass ich [Geld] nicht brauche, denn ich war noch nie so glücklich wie in meinem ganzen Leben."

Im Podcast ""Painful Lessons" betonte er, sogar dankbar für all das Gewesene zu sein: "Was auch immer die Leute gesagt haben, was auch immer passiert ist, ich bin jetzt an einem Punkt in meinem Leben, an dem ich für jedes einzelne bisschen davon dankbar bin." Und weiter: "Dort, wo ich in meinem Leben war, bevor mir all das passiert ist, habe ich mich nicht gut gefühlt, ich habe mich nie zufrieden gefühlt, ich hatte nie genug, ich war nie an einem Ort, an dem ich mit mir selbst zufrieden war und an dem ich Selbstwertgefühl hatte. (...) Ich wusste nie, wie ich mir selbst Liebe schenken sollte." 

Das sei nun anders, sagt er. Doch dahin sei es ein langer Weg gewesen, erzählt Hammer: "Es gab viele Momente, in denen ich dachte, ich könnte das nicht mehr ertragen." Auch Selbstmord sei für ihn Thema gewesen, doch aufgrund seiner Kinder entschied er sich für das Leben.

Hammer hat nun seinen eigenen Podcast

Einen großen Schritt Richtung Hollywood-Comeback machte Armie Hammer Ende Oktober, als er die erste Folge seines Podcasts "The Armie HammerTime Podcast", in dem er mit Gästen über unterschiedlichste –private – Themen spricht, auch Lebensweisheiten werden dem geneigten Hörer zugetragen. "Ich war die letzten vier Jahre weg und jetzt bin ich zurück. Es wird also eine Art Tagebuch oder Chronik darüber sein, wie ich mein Leben wieder in den Griff bekomme", so Hammer in der allerersten Folge über das Konzept des Podcasts. Tabuthemen gibt es für ihn nicht. "Ich mag das Kannibalen-Zeug irgendwie", witzelte er in gleich der Debütfolge beispielsweise. 

Noch sonderbarer und skurriler wurde es in Folge 3, in der Hammers Mutter Du zu Gast war. Diese sprach schamlos darüber, dass sie ihrem Sohn zum 38. Geburtstag eine Vasektomie schenkte. Hammer nahm das Präsent an und erzählte davon, wie unangenehm der Moment in der Arztpraxis gewesen war, als er sagte, die Rechnung würde seine Mutter bezahlen. Als Dru Hammer im Podcast anmerkte, es würde an ein Wunder grenzen, dass nicht bereits dutzende von kleinen Hammers herumrennen würden (worauf sie wahrscheinlich auf die zahlreichen Affären und Sexeskapaden ihres Sohnes anspielte), erwiderte dieser augenzwinkernd: "Zumindest keine, von denen sie weiß." Schelmisch lachender Nachsatz: "Ich hab sie alle gegessen."

In Österreich finden Frauen, die Gewalt erleben, u. a. weiters Hilfe und Informationen

  • bei der Frauen-Helpline unter: 0800-222-555 und online unter www.frauenhelpline.at. 
     
  • beim Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) unter www.aoef.at;
     
  • der Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie/Gewaltschutzzentrum Wien: www.interventionsstelle-wien.at 
     
  • beim 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien: 01-71719 
     
  • beim Frauenhaus-Notruf unter 057722
     
  • bei den Österreichischen Gewaltschutzzentren: 0800/700-217
     
  • beim Opfer-Notruf: 0800 112 112
     
  • und bei der Polizei unter der Notrufnummer 133 

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