Hand in Hand kommt das Quartett zum Wiener Riesenrad. Übermütig versucht die jüngere Tochter auf einer zugefrorenen Pfütze zu rutschen. Prompt fällt sie hin und sorgt für den ersten Lacher.
Den Sonntag verbringt das Schauspieler-EhepaarMaria Happel und Dirk Nocker am liebsten mit seinen Mädchen. Bei Schönwetter geht es in die Natur, bei Schlechtwetter ins Kino. Paula (16) und Annemarie (11) sind meistens dabei. „Mein Mann ist sonntags schon aufgeregt, wenn donnerstags ein neuer Film rauskommt“, sagt die im Spessart geborene Schauspielerin. Zu Hause ist ein ganzer Raum vom Fußboden bis zur Decke mit der DVD-Sammlung von Nocker gefüllt.
Mit viel Humor meistert die gefeierte Schauspielerin den Spagat zwischen Familie und Beruf. „Im Moment habe ich sechs Rollen im Kopf“, sagt Happel, die Claus Peymann vor 21 ans Burgtheater nach Wien holte. Sie probt gerade für „Der Talisman“ im Akademietheater, spielt in „Was ihr wollt“ und in „Der ideale Mann“ im Burgtheater“ und in Zürich in „Sturm“. In die Rolle der Pathologin schlüpft sie in der TV-Serie Soko Donau und in St. Pölten inszenierte sie das Stück „Acht Frauen“. Mindestens jeden zweiten Tag steht sie auf der Bühne. „Ich kann von einer Rolle zur anderen springen. Das ist Veranlagung, manche Schauspieler müssen sich lange vorbereiten. Die Zeit spare ich mir, sonst würde das nicht funktionieren. Ich lege den Schalter um und es klappt.“
Biografie
Happel ist eine der wenigen Prominenten, die ihre Biografie ohne Ghostwriter geschrieben hat. „Darauf bin ich auch sehr stolz.“ In „Das Schnitzel ist unbesetzt – Was bisher geschah“ beschreibt die 50-Jährige humorvoll ihre tief katholische und sehr lustige Kindheit als Nesthäkchen mit vier Geschwistern. „Es gab schon ein paar Texte und alte Tagebücher von mir in der Schublade. Ich hatte immer den Plan, eine Kurzgeschichte, Biografie oder ein Drehbuch zu schreiben.“ Ein Jahr lang tippte sie meistens im Zug oder im Flugzeug in ihren Laptop. „Manchmal bin ich nachts aufgestanden und hab’ Gedanken gleich aufgeschrieben.“
Musik ist ihr Leben. Sie kann singen (Mezzosopran), Orgel- und Klavierspielen. „Ich hab ab meinem neunten Lebensjahr in der Kirche die Orgel gespielt. Jeden Tag vor der Schule um sieben Uhr.“ Vor allem in den Ferien sei das Aufstehen eine Qual gewesen. „Ich kannte es nicht anders. Fürs Orgelspielen hab ich drei Mark pro Messe bekommen. Mit 18 hab ich mir dann um 3000 Mark mein erstes Auto gekauft.“
Auf Jobsuche musste sie nie gehen. Ihr vielseitiges Talent war immer schon gefragt. Als sie nach Wien übersiedelte, kannte sie den Schmäh zwar von einer Freundin – einer waschechten Wienerin, die sie in Deutschland kennenlernte. „Dann kam er aber in geballter Ladung.“ Als Tochter eines Winzers findet sie die Mentalität der Wiener gar nicht so unähnlich ihrer eigenen. „Auch bei uns in Unterfranken waren Römer, es gibt Weinberge und Blaufränkischen.“
Wiener Charme
Trotzdem hat es gedauert, bis sie sich hier zu Hause fühlte. „Ich hatte keinen Anschluss, keine Familie. Später lernte ich Dirk am Burgtheater kennen, wir haben geheiratet und Kinder gekriegt. Dadurch bekommt eine Stadt eine ganz andere Bedeutung.“ Sind die Wiener Charmeure oder Grantler? „Manchmal verpackt der Wiener was in schöne Worte, und man entdeckt die Bosheit erst ein bissl später – auch das ist charmant.“
Gelacht wird bei den Happel-Nockers mehr als in so mancher Wiener Familie. „Mama lacht andauernd, das ist doch schön“, sagt Paula in bestem Hochdeutsch, während sie im Souvenir-Shop des Riesenrads ihrer Mutter eine Kappe schief aufsetzt, Annemarie den Papa um eine Münze anbettelt, die sie um einen Euro im Automaten platt drücken kann und Papa herzhaft Maria küsst. Das alles ist echt – eine Familienidylle wie im Film.
Sonntagsfragen
Diäten mache ich regelmäßig. Nutzen nichts. Ich gehöre zu den Jo-Jo-Menschen.
Bevor der Vorhang aufgeht, mache ich ein Kreuzzeichen. Ich bin immer aufgeregt.
Meine Kinder sind klasse.
Geweint habe ich zuletzt vorgestern, als wir einen Film geguckt haben – Jeremiah Johnson.
Humor ist, wenn man trotzdem lacht.
Peinlich ist mir Rülpsen oder Pupsen.
Auf der Bühne fühle ich mich wohl. Es ist mein Wohnzimmer geworden.
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