Ungewöhnliche Spuren im Schnee
„Im Wunsch, durch in die Menschheitsgeschichte das Schlüsselloch zurückzuschauen, hat man gehofft, man würde eine Art Zwischenglied zwischen Affe und Mensch finden, eine Art früherer Neandertaler.“ Reinhold Messner über die Suche nach dem sagenumwobenen Schneemenschen.
Tom Slick, ein texanischer Öl-Millionär, ist überzeugt von der Idee des Yeti, nachdem er 1957 in Ost-Nepal Spuren im Schnee gefunden hatte, die auf die Existenz des sagenumwobenen Himalaja-Wesens hindeuten. Er finanziert eine Expedition nach Nepal, mit Norman Dyhrenfurth als Kameramann und stellvertretendem Leiter. Der Yeti war damals (und ist es in manchen Regionen bis heute, s. Artikel unten) derart in der Realität verankert, dass sogar die nepalesische Regierung den Abschuss wie auch die Ausfuhr des Wesens verboten hatte.
Bluthunde aus Arizona
Am 24. Januar 1958 brechen die Yeti-Jäger auf, mit dabei Bluthunde aus dem klimatisch völlig gegensätzlichen Arizona und Betäubungs-Gewehre, damals eine technische Neuheit. Die Männer sind ungewöhnlich gekleidet, sie unterscheiden sich äußerlich kaum von ihren Sherpas: „Wir trugen wollene Sherpa-Westen, wollene Hüte und manchmal sogar tibetische Kniestiefel,“ schreibt Norman Dyhrenfurth in seinen Erinnerungen, „solange die europäischen Teilnehmer verborgen blieben, schienen die Tiere keine Furcht vor dem Sherpa zu haben und kamen ganz nahe heran. Aber sobald die weißen Männer auftauchten, suchten die Wölfe das Weite.“ Für den Expeditionsfilmer Dyhrenfurth eine besondere Herausforderung, denn seine Kamera mit reflektierendem Objektiv und das Zubehör ließen sich nur schwer verbergen.
Es dauert nicht lange, bis sie den ersten Fußabdruck entdecken: 25 cm lang und 13 cm breit. Bären befinden sich zu dieser Zeit im Winterschlaf. Wölfe und Schneeleoparden kommen aufgrund der kleinen Größe ihrer Pfoten nicht in Frage. Aus den Berichten Einheimischer ergibt sich ein Bild, demzufolge der Yeti ein Gorilla-ähnliches Wesen ist, mit einem spitzen Kopf, rötlich-grauem Haar und einer Größe von 135 Zentimetern. Zudem erbringen die Menschen Hinweise in Form von Skelettteilen, Haarbüschel und einem vermeintlichen Yeti-Skalp, gefunden im Dorf Pangboche.
Mustang-Yeti
In seinen Notizen zieht Dyhrenfurth Bilanz: „Ich kann nur sagen, dass wir ungewöhnliche Fußspuren gesehen und etwas entdeckt haben, was vielleicht das Lager eines Yetis war, und dass wir ferner die mumifizierte Skelett-Hand und den Skalp von Pangboche ziemlich gründlich untersucht und fotografiert haben.“
Nach fünf Monaten endet die Suche nach dem Schneemenschen. Einen lebendigen Yeti bekam der Bergfilmer nie vor die Linse.
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Buchtipp: Günter, Hetti, Norman Dyhrenfurth – Zum dritten Pol von Andreas Nickel; AS Verlag 2007; 26,80 Euro
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