Tom Cruise: "Mein Vater war ein Feigling und brutaler Mensch"
Unglaublich, aber wahr: Tom Cruise, der schon die Herzen der Teenager höherschlagen ließ, als er 1983 in "Lockere Geschäfte" – neben Rebecca De Mornay (61) – in Unterhose, weißem Hemd und Socken antanzte, nähert sich federnden Schritts dem Pensionsalter.
In knapp 40 Jahren zementierte er seine Weltkarriere mit Kassenhits wie "Top Gun", "Die Farbe des Geldes" oder "Cocktail", später mit der "Mission Impossible"-Franchise – dazwischen bewies der Feschak auch Schauspieltalent, wie etwa in "Jerry Maguire", "Eine Frage der Ehre" und vor allem in Oliver Stones "Geboren am 4. Juli".
Selbst geboren am 3. Juli in bescheidenen Verhältnissen – mit irischen, deutschen und englischen Vorfahren, aufgewachsen mit drei Schwestern –, gab es bei all dem kometenhaften Aufstieg als Filmheld auch unrühmliche Phasen in seinem Leben. Etwa, als er Nicole Kidman (55), seine Ehefrau über zehn Jahre, verließ, weil sie sich weigerte, Scientology beizutreten. Seine Abhängigkeit zu dem Kult kostete ihn viele Fans und manch Job, aber die Rückkehr zum Actiongenre ermöglichte ihm ein (anhaltendes) Comeback.
Der sagenhaft jung aussehende Cruise aus Syracuse in New York hat drei Kinder – die adoptierten Isabella (29) & Connor (27) bzw. Suri (16) – und drei Ex-Frauen, die Kolleginnen Mimi Rogers, Nicole Kidman und Katie Holmes. Derzeit soll Tom mit seiner Glaubensschwester Elisabeth Moss (39) liiert sein. Er hatte einst Affären mit Stars von Cher bis Penélope Cruz.
Das schönste Geschenk zu seinem heutigen 60er ist der Kassenhit "Top Gun: Maverick", der bereits am Premieren-Wochenende 300 Millionen Dollar einspielte.
KURIER: Wie alt waren Sie, als Sie wussten, dass Sie dieses Leben wollten?
Tom Cruise: Vier Jahre. Damals wusste ich, dass ich Filme machen und Flugzeuge fliegen wollte. Ich sehnte mich nach Freiheit und Abenteuer. Ich war immer der Bub, der auf die höchsten Bäume kraxelte und war ein Träumer. Ich habe dauernd Geschichten erfunden und aufgeschrieben. Nebenbei habe ich Schnee geschaufelt, Gras geschnitten, Weihnachtskarten verkauft, indem ich von Tür zu Tür gegangen bin, nur um mir Kinokarten zu leisten. Mit 18 habe ich eine kleine Rolle in "Taps" erhascht und konnte es kaum glauben. Da war ich, bei Dreharbeiten, auf einem Filmset. Ohne professionelles Training. Während des Drehs studierte ich jeden und alles. Ich wusste, wenn ich weiter filmen wollte, sollte ich auch verstehen, wie sie entstehen.
Würden Sie sich als extrem wissbegierig bezeichnen?
Ich bin mir zu gut zu sagen, dass ich irgendwas nicht weiß, nicht kenne oder nicht verstehe. Ich arbeite sehr hart daran, stets Neues zu lernen. Deshalb wollte ich auch auf der ganzen Welt drehen und nicht nur in den USA. Der Fantasyfilm "Legend" (1985) hat mich nach Frankreich gebracht, ich wollte andere Kulturen kennenlernen. Ich kenne die alten Filme von Buster Keaton, Harold Lloyd oder Charlie Chaplin. Ich habe die Wurzeln des Kinos studiert. Ich habe ein sehr privilegiertes Leben. Und ich wollte immer nur solche Filme machen, die auch ein Publikum haben. Nicht nur am ersten Wochenende, sondern viele Jahre.
Sie haben sich beim Festival in Cannes gegen Streamingplattformen ausgesprochen.
Ich mache Filme für die Leinwand. Daran hat auch die Pandemie nichts geändert. Nichts hätte mich dazu bewogen, "Top Gun: Maverick" für einen Streamer zu machen. Ich weiß, was die Kinobesitzer durchgemacht haben. Ich habe sie angerufen und ihnen versichert, dass wir "Top Gun" und den nächsten "Mission: Impossible" für sie machen. Ich selbst gehe ins Kino, kaufe mir Popcorn und genieße die Atmosphäre. Ich weiß, was da alles dahinter steckt. Ich arbeite doch Jahre an einem einzigen Projekt, Jahre!
Sie sind vor allem mit Frauen aufgewachsen, Ihr Vater war nicht lange in Ihrem Leben, wie hat Sie das geprägt?
Wenn ich könnte, würde ich mit meinen drei Schwestern in einem Haus leben. Ich liebe meine Schwestern und ihre Familien. Mein Vater war ein Feigling und ein brutaler Mensch. Er hat dich in Sicherheit gewogen – und dann bumm! Ich habe immer gefühlt, dass irgendetwas mit ihm nicht stimmt. Dass ich ihm nicht vertrauen kann, dass ich vorsichtig sein muss, wenn er da ist. Da war immer dieses Angstgefühl.
Sie haben immer gesagt, alle Ihre Stunts selbst zu machen. Wird das nicht langsam gefährlich in Ihrem Alter?
Niemand hat jemals Gene Kelly gefragt, warum er tanzt oder ob er wirklich alle seine Tanzszenen selbst spielt oder ob er selbst singt. Wenn ich ein Musical mache, dann singe und tanze ich. Wenn ich Action mache, dann springe ich von Hochhäusern. Das hat in meiner Kindheit begonnen. Da warf ich eine Puppe vom Baum. Ihr Kleid war wie ein Fallschirm, das fand ich interessant. Also habe ich Leintücher zusammengeknüpft und bin damit aufs Dach geklettert – und abgesprungen. In dem Moment dachte ich, das ist eine blöde Idee, ich werde sterben. Ich bin aufgeprallt, und zum Glück war die Erde nass, aber ich sah Sterne. Der erste Gedanke: Meine Mutter bringt mich jetzt um, weil ihre Leintücher dreckig sind. Aber so wurde der Drang, alles zu machen, geboren.
Sie haben sich also alles schon als Kind vorgestellt?
Ich habe mir jedenfalls alles erträumt, jede Erfahrung, jeden Moment auf Red Carpets. Ich liebe Film und werde nie aufhören, noch mehr Aspekte des Filmens zu lernen.
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