Russell Crowe (60): "Gladiator-Kostüm sah aus wie Netzball-Uniform"
Vorbei sind die Zeiten der Prügeleien in Bars, die Boomerangspiele mit Handys, die er diversen Leuten nachwarf. Mit 60 ist Russell Crowe gesettelt, auch wenn er Fotografen und Presse noch immer nicht ins Herz geschlossen hat. Seit vier Jahren mit Ex-Kollegin und jetzt Immobilienmaklerin Britney Theriot (31) liiert, hat er zwei Söhne aus der Ehe mit Danielle Spencer (54), Charles (20) und Tennyson (17). Seine Freizeit verbringt er zwischen seiner Farm im australischen Hinterland und einem Penthouse in Sydney.
Zweifellos einer der begnadetsten Schauspieler seiner Generation, gilt er auch als einer der verwandlungsfähigsten. Für seine Rolle als Nazi Hermann Göring in "Nürnberg", das er zurzeit in Budapest dreht, rasierte er sich zum ersten Mal seit fünf Jahren den Bart ab. Die Nähe zu Wien führt ihn dieser Tage auch immer wieder mal in die Bundeshauptstadt, die er davor vor allem aus "Kommissar Rex" kannte. Crowe ist seit Jahren ein Riesenfan der Serie, die auch in seinem heimischen Neuseeland läuft.
KURIER: Sie drehen allein heuer drei Filme. Lieben Sie Ihren Beruf nach all den Jahren immer noch?
Russell Crowe: Es gibt keinen Job, der besser zu meiner Persönlichkeit passt. Man fragt sich natürlich bei der Schauspielerei oft, ob man eigentlich noch bei Trost ist, weil das ja kein Job ist, der mit Bedienungsanleitung kommt.
Sie haben für Rollen ab- und zugenommen, sich oft so verändert, dass Sie unkenntlich waren…
Ja, aber was das Zu- und Abnehmen betrifft, habe ich inzwischen gelernt, dass man das lieber nicht schnell machen sollte. Ich habe drei übergewichtige Figuren gespielt, denn jedes Mal, wenn ich wieder abnehmen wollte, kam wieder ein gutes Drehbuch daher. Da hoffte ich, dass man mir eine wirklich dünne Rolle anbietet, denn für Geld abzunehmen, ist viel einfacher!
Von Toga bis Leggings haben Sie alles getragen. Mögen Sie Kostüme?
Klar, ich bin Schauspieler. Manche Kostüme sind besser als andere. Das Kostüm für „Gladiator“ sah aus wie eine Netzball-Uniform. Und wer nicht weiß, was Netzball ist: das ist ein Sport, der in Australien und Neuseeland vorwiegend von Frauen in Miniröcken gespielt wird – was es eigentlich sehr populär fürs Fernsehen machen sollte. Dem ist aber nicht so.
Sie haben mit keinem Regisseur so viele Filme gemacht wie mit Ridley Scott, von "Gladiator" bis "Robin Hood". Ist er der Einzige, mit dem Sie gut zusammenarbeiten?
Ridley hat früher mal auf mich gehört. Da kannte er mich noch nicht so gut. Heute lässt er mich reden, und macht dann, was er will. Es gibt eine Art Morsecode zwischen uns, seine Regieanweisungen sind nie komplex. Wir haben über die Jahre die Kunst der wortlosen Auseinandersetzung perfektioniert. Da glauben die Leute immer, aha, ihr seid euch also immer einig, aber das ist Schwachsinn. Wir haben zu 67 % verschiedene Meinungen. Aber das ist der Code für: wir respektieren einander, und wenn er merkt, dass mein Instinkt richtig ist, lässt er mich einfach machen. Für ihn bin auch Risiken eingegangen, wie bei „Gladiator,“ wo es kein Drehbuch gab. Aber da wiederholte sich derselbe Satz in meinem Hirn: „Du spielst einen römischen General 184 AD und Ridley Scott führt Regie.“ Das war eine gute Idee.
Eine so gute, dass Sie dafür den Oscar und zahlreiche weitere Preise bekamen. Wie konnten Sie damals auf dem Boden bleiben?
Ich komme von einem sehr simplen Ort der Welt. Mir gehts in erster Linie darum, Kontakte mit alten Freunden und meiner Familie aufrecht zu halten. Um Orson Welles zu zitieren – und sein Zitat leicht zu verändern: Schauspielen mache ich gratis, das Geld bekomme ich für die PR und das langweilige Interviewgeben.
Sie können einem echt leidtun.
Ist doch wahr. Ich rede hundertmal dasselbe Zeugs daher, aber in Wirklichkeit ist es doch gleichgültig, was ich sage, denn wenn mich einer in die Pfanne hauen will, tut er das ohnehin. Ich habe nichts gegen Konversation, und ich quatsche bis die Kühe heimkommen, aber manchmal fällt es mir verdammt schwer, meinen Humor zu behalten.
Sie waren auch nie ein großer Fan der Fotografen, oder?
Gegen Fotografen habe ich nichts, nicht mal gegen die Paparazzi. Aber es gibt viel zu viele, die Paparazzi spielen, ohne welche zu sein. Bei den echten weißt du wenigstens, okay, die haben einen Job, und leben davon, aber die anderen sind irgendwelche dummen Kids, die zu Weihnachten eine Kamera bekommen haben, und auf die Straße gehen und Leute stalken. Die allerschlimmsten sind in Paris, Rom und Madrid. London ist auch voll von ihnen, aber die sind die Faulsten von allen. Du brauchst nur einen unauffälligen Gesichtsausdruck aufsetzen, und sie verpassen dich, obwohl du direkt an ihnen vorbeigehst. Die wollen nur wissen, wann sie im nächsten Pub eine Bierpause einlegen können.
Woran merken Sie Ihr Alter?
Ich lese immer noch am liebsten die Morgenzeitung im Papierformat, denn damit bin ich aufgewachsen. Ich blättere gern um. Aber ich merke auch, dass ich nichts mehr glaube, was in der Zeitung steht. Mein eigenes Leben ist der Beweis, wenn wieder irgendwer schreibt, dass ich in einem New Yorker Nachtclub war, während ich in Wirklichkeit auf meiner australischen Farm Pferde gezüchtet habe.
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