Roseanne: Ein Skandal, der Amerika spaltet

Nach einem rassistischen Tweet wurde die Show des TV-Stars Roseanne Barr eingestellt, Trump-Anhänger sind wütend.

Als die Conners im März nach über 20 Jahren Abwesenheit wieder auf der Mattscheibe auftauchten, war das größte TV-Comeback des Jahres in Amerika perfekt. 18 Millionen schalteten ein, um zu sehen, was aus der schnoddrigen, weißen Unterschichten-Familie aus Illinois geworden ist. Dank der Hauptdarsteller Roseanne Barr und John Goodman hatte die Sitcom es in den 90er Jahren zum Quoten-Hit gebracht. Der Neuauflage wurde eine goldene Zukunft prophezeit.

Trump-Anhängerin

Bis Roseanne Barr, die der Show ihren Namen gibt, alles zerstörte. Ein rassistischer Ekel-Tweet der 65-jährigen Anhängerin von US-Präsident gegen eine prominente Afroamerikanerin hat den Sender ABC dazu veranlasst, umgehend eine Brandmauer hochzuziehen. „Widerlich und abscheulich“ seien Barrs Worte, empörte sich die Sender-Spitze und verfügte die sofortige Einstellung der Serie.

Barr hatte die frühere Top-Beraterin von Präsident Barack Obama, Valerie Jarrett, in einer nächtlichen Twitter-Tirade als „Baby“ der radikalen „ Muslimbruderschaft“ und des „Planeten der Affen“ bezeichnet.

Was sie geritten hat? Niemand weiß es. Durch das Aus verlieren 200 an der Show beteiligte Angestellte ihren Job und Barr persönlich 250.000 Dollar Gage (pro Folge). Der Sender ABC büßt bei den Werbe-Einnahmen einen dreistelligen Millionen-Betrag ein. „Roseanne“ war nach der Wiederauflage im Frühjahr schnell zur Cashcow des Konzerns geworden.

Donald Trump gratulierte persönlich. Der Präsident zog gegenüber Anhängern eine direkte Linie zwischen dem von ihm angezettelten Kulturkampf gegen das „korrupte Washington“ und den Nöten der amerikanischen Arbeiterklasse, wie sie die fiktiven Conners erleben: Unbehagen gegenüber Flüchtlingen, vor allem Muslimen. Verlust von Aufstiegschancen. Kurzum das Gefühl, zu den Vergessenen zu gehören.

Weil Trump diesem Teil der Bevölkerung im echten Leben eine Plattform gegeben hat, regte sich dort bereits gestern Protest. Von einem Generalangriff auf die Meinungsfreiheit (First Amendment) war die Rede. Und davon, dass Kreuzzügler der politischen Korrektheit eine „laute, unangenehme Stimme“ abschalten wollten.

Roseanne Barr selber versuchte sich wie so oft in Schadensbegrenzung, machte aber alles nur noch schlimmer. Erst entschuldigte sie ihren Aussetzer mit einem „schlechten Witz“. Später führte sie ihren Tweet auf die Einnahme des Schlafmittels Ambien zurück.

Dabei passt Barrs Attacke nahtlos in ein langes Sünden-Register rassistischer, homophober und islamfeindlicher Kommentare. So sagte sie der früheren Obama-Beraterin Susan Rice (wie Jarrett Afroamerikanerin) einmal nach, sie habe „die großen, schwingenden Hoden eines Affen“. Einem Überlebenden des jüngsten Schul-Massakers in Florida unterstellte sie unlängst den Hitlergruß; eine glatte Lüge. Dabei hatte Barr selbst vor einigen Jahren im Nazi-Kostüm posiert - vor einem Backofen.

Hillary-Gegnerin

Ihren 700.000 Twitter-Anhängern machte sie die absurde Verschwörungstheorie schmackhaft, wonach die frühere demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton in Washington einen Kinder-Sex-Ring unterhalten haben soll, den wiederum Präsident Trump gesprengt habe. Regelmäßig nimmt die 65-Jährige auch den aus Ungarn stammenden Milliardär und Trump-Kritiker George Soros ins Visier.

Der jüngste Barr-Skandal fiel zeitlich zusammen mit einer einmaligen Sensibilisierungs-Aktion gegen Rassismus. Die Kaffeehauskette Starbucks hatte am Dienstag nach einem üblen Faux-Pas mit zwei schwarzen Kunden in Philadelphia alle 8000 Läden in Amerika geschlossen und 175.000 Angestellte einem Anti-Diskriminierungs-Training unterzogen.

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