Palast schweigt zu Missbrauchsvorwürfen: Konsequenzen für Andrew erst unter König Charles?

Palast schweigt zu Missbrauchsvorwürfen: Konsequenzen für Andrew erst unter König Charles?
Eine Frau, die Andrew vorwirft, sie als Minderjährige unter anderem in London missbraucht zu haben, hatte kürzlich in den USA Zivilklage eingereicht.

Prinz Andrew darf sich als angeblicher Lieblingssohn der britischen Königin weiterhin über den Mantel des Schweigens freuen, den seine Mutter über die gegen ihn erhobenen Missbrauchsvorwürfe geworfen hat. Kritiker werfen dem Königshaus Doppelmoral vor: Denn der Palast lässt Mobbing-Vorwürfe gegen Herzogin Meghan, Frau von Queen-Enkel Prinz Harry, untersuchen. Im Fall Epstein aber - der immer mehr zu einem Fall Andrew wird - kommt aus dem Palast kein Wort.

Ginge es nach Prinz Charles, hätte Andrew "härtere" Sanktionen zu erwarten, da der Skandal drohe, die Monarchie zu "beschädigen", wie der königliche Kommentator Richard Eden nun behauptet.

Eine Frau, die dem zweitältesten Sohn von Queen Elizabeth II. vorwirft, sie als Minderjährige unter anderem in London missbraucht zu haben, hatte kürzlich in den USA Zivilklage eingereicht. Virginia Giuffre gibt an, von dem inzwischen gestorbenen US-Multimillionär Jeffrey Epstein und seiner Ex-Partnerin Ghislaine Maxwell als Jugendliche zur Sexsklavin gemacht worden zu sein. Prinz Andrew steht seit Jahren wegen seiner früheren Freundschaft zu Epstein in der Kritik und hat sich von seinen royalen Aufgaben zurückgezogen.

Konsequenzen unklar

Wäre sein Bruder Prinz Charles König, hätte es eine andere Reaktion der königlichen Familie gegeben, so Eden. Jede Schädigung des Rufs der Monarchie sei "das Letzte, was er will". Demnach hätte Charles Maßnahmen ergriffen hätte, um Andrew seine königlichen Titel und Schirmherrschaften zu entziehen. "Es wird wahrscheinlich irgendwann passieren, aber viel langsamer, weil die Königin unsere Monarchin ist", sagte Eden im Podcast "Palace Confidential".

Auf die Frage, ob Prinz Charles seinen Bruder zwingen würde, bei Ermittlungen der Strafverfolgungsbehörden mitzuarbeiten, sagte Richard Eden: "Es ist schwierig, weil man niemanden zwingen kann, kooperativer zu sein, aber ich denke, Prinz Charles glaubt an die Unschuldsbeteuerungen seines Bruders. Er kann den Schaden sehen, den es der Monarchie zufügt (...) und ich glaube nicht, dass irgendjemand wirklich einen Weg zurück ins öffentliche Leben für Prinz Andrew sieht."

Sind Sie Opfer einer Straftat geworden? Informationen, kostenlose Beratung und Unterstützung erhalten Sie bei der Verbrechensopferhilfe WEISSER RING. Telefonberatung unter: 0800 112 112

Wenn Gewalt oder Missbrauch einen Ihrer Angehörigen, Bekannten, eine Schülerin oder einen Schüler betreffen, dann wenden Sie sich an die Beratungsstelle Die möwe. Telefonberatung unter: 01 532 15 15

Wenn Sie als Frau von Gewalt betroffen sind, wenden Sie sich an die Frauenhelpline. Die Beratungs- und Hilfsangebote sind kostenlos und das Team rund um die Uhr erreichbar. Telefonberatung unter: 0800 222 555

Der Bruder von Thronfolger Prinz Charles hat zwar zugesagt, den zuständigen Ermittlungsbehörden helfen zu wollen - vor der New Yorker Staatsanwaltschaft aber trotz aller Anfragen noch nicht als Zeuge ausgesagt. Andrew war mehrfach Übernachtungsgast in Epsteins Anwesen in den USA und der Karibik. Von den Machenschaften seines Freundes und dessen Ex-Partnerin Maxwell will er nichts mitbekommen haben. Epstein nahm sich im Sommer 2019 in einer Zelle das Leben.

Klägerin Giuffre berichtet von drei Fällen, in denen Andrew sie missbraucht habe. Er habe gewusst, dass sie minderjährig gewesen sei, behauptet sie. "Die Mächtigen und Reichen sind nicht davon befreit, für ihre Taten verantwortlich gemacht zu werden", sagte Giuffre. "Ich hoffe, dass andere Opfer erkennen, dass es möglich ist, nicht in Stille und Angst zu leben, sondern sein Leben zurückzuerobern, indem man sich äußert und Gerechtigkeit fordert."

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