John Travolta ist 70: Was ihm jetzt am wichtigsten im Leben ist
Boeings und Preise. Ruhm und Villen. Das berühmte Tänzchen mit Prinzessin Diana im Weißen Haus. Eine der längsten Ehen, nicht nur in Hollywood. John Joseph Travoltas (wird heute, Sonntag, 70) Leben mag wie ein Bilderbuch wirken. Aber das Leben spielte anders.
Gewonnen hat er oft und viel: als er mit 21 eine TV-Serie bekam, und mit 23 den Durchbruch in "Saturday Night Fever" schaffte, seinen Ruhm ein Jahr später mit "Grease" zementierte und sogar sein Quasi-Comeback nach Jahren von mittelmäßigen Filmen in Quentin Tarantinos "Pulp Fiction".
Zwei Oscarnominierungen, ein Golden Globe und über 100 weitere Ehrungen. Travoltas Leben war ein Traum. Bis sein ältester Sohn Jett, der autistisch war, mit 16 an einem epileptischen Anfall starb und Ehefrau Kelly Preston vor vier Jahren den Kampf gegen Brustkrebs verlor. Sie war 57.
Heute lebt der Schauspieler mit seinen zwei verbliebenen Kindern zwischen Los Angeles, New York und Florida. Tochter Ella (23) folgte beiden Elternteilen und steht am Beginn einer Schauspielkarriere. Der jüngste, Benjamin, ist 13 und mehr an Sport interessiert.
Kindheit in New Jersey
Geboren wurde Travolta als eines von sechs Kindern in New Jersey. Der Vater verkaufte Autoreifen. Reich war anders, aber als arm sah er sich nie: "Ich musste als Kind bügeln. Das war normal in einem New Jersey-Mittelklasse-Haushalt. Wir mussten waschen, bügeln, den Mist runtertragen, abwaschen." Die Liebe fürs Schauspiel verdankt er seiner Mutter, die ihn auf die Kunsthochschule schickte.
Als er die Rolle des Danny Zuko in "Grease" bekam, hatte er bereits ein Mitspracherecht, was die Besetzung seiner Co-Stars anging: "Ich wollte Olivia Newton-John. Hier muss ich zugeben, dass ich ein bisschen verliebt war in sie, bevor ich sie überhaupt kennenlernte. Ich überredete sie, wenigstens einen Test mit ihr zu machen. Die hatten an andere Schauspielerinnen für die Rolle der Sandy gedacht, aber am Ende behielt ich recht, wie man weiß."
Seine Rollen wählte er geschickt, weil er darauf achtete, sich nicht zu wiederholen. Von Gaunern bis Dragqueens, von Verführern bis netten Jungvätern, von Rechtsanwälten bis Präsidentschaftskandidaten. Und auch wenn er sagt "Ich hätte zu Beginn meiner Karriere nie gedacht, dass ich einen Präsidenten, eine Frau und einen Auftragskiller spielen würde", so gab es doch einen Vorsatz: nicht auf ein Genre festgenagelt zu werden.
"Ja, das war Absicht. Unlängst sagten zwei alte Herren im Country Club zu mir: ,Sie sehen aus wie John Travolta.’ Ich meinte, ja, das hätten mir schon viele gesagt. Worauf der eine sagte: ,Aber Travolta hat ein kantigeres Kinn.’ Und sein Freund erwiderte: ,Nein, Travolta sieht in jedem Film anders aus. Den würdest du in Wirklichkeit ohnehin nicht erkennen.’ Das war das beste Kompliment, das ich je gehört hatte. Denn es bestätigt, dass mein Plan, so viele verschiedene Rollen wie möglich zu spielen, voll aufgegangen ist."
Die meisten der vielen verschiedenen Rollen spielt Travolta aber nicht für eine Handvoll Dollars, sondern für jene Top Gagen, die ihm den Lebensstandard ermöglichen, an den er seit 40 Jahren gewöhnt ist: Villen in Beverly Hills, Florida und in den Hamptons, zwei davon mit eigenem Airport. Richtige Flughäfen anstatt des üblichen Hubschrauber-Landeplatzes, mit dem "kleinere" Stars wie Steven Spielberg und Harrison Ford auskommen müssen.
Denn die travolta’sche Landebahn muss groß genug für eine Boeing sein. "Fliegen war schon immer meine Passion. Ich konnte es mir nur als junger Mann nicht leisten." Als er es sich leisten konnte, ging er aufs Ganze. Er machte den Pilotenschein für Airbus und Boeing – Travolta bekäme bei jeder Airline eine Zulassung als Pilot – kaufte eine Boeing 707 und mehrere Gulfstream Jets und stattete seine Crew mit eigens für sie entworfenen Armani-Uniformen aus.
Mut zur Hässlichkeit
Für eine Werbung, die er Ende des vergangenen Jahres filmte, kombinierte er seine "Saturday Night Fever"-Rolle mit der des Weihnachtsmanns und tanzte zu "Staying Alive" in einem Santa-Claus-Kostüm mit weißem Vollbart. Dass er für den Werbeclip einen Gummibauch aufgeklebt bekam, störte den verwandlungsfähigen Schauspieler nicht. Es erinnerte ihn höchstens an eine andere Rolle, Edna Turnblad in "Hairspray", dem ersten Musical, das er 29 Jahre nach "Grease" drehte.
Auch damals bedurfte es Tonnen von Schminke, Gummi und Perücken, um ihn zum Vollweib zu machen: "Ich wollte einen fetten Arsch, eine Wespentaille, Riesentitten, gute Beine und ein weiches Gesicht. Ich sagte zum Regisseur: wenn du mich in einen Kühlschrank verwandelst, funktioniert das nicht. Dann sehe ich aus wie eine Tunte im Kostüm. Und das ist nicht die Rolle. Ich will dicke Titten, einen Arsch und dazwischen die Taille von Sophia Loren. Ich will aussehen wie Anita Ekberg mit 200 Pfund Übergewicht. Ich muss ganz Frau sein!"
Leben für die Familie
Die Film- und TV-Arbeit hat in den letzten Jahren eine sekundäre Rolle eingenommen. Eine Mafia-Komödie mit Katherine Heigl und ein Actionfilm sind das Einzige, was er kürzlich drehte.
Seine zwei Kinder sind heute das Wichtigste in seinem Leben: "Ich habe im Allgemeinen sehr viel Geduld, das ist vermutlich meine beste Charaktereigenschaft. Es hilft enorm mit Kindern. Und ich bin auch so stolz auf meine beiden. Meine Tochter ist wunderschön und talentiert, mein Sohn der witzigste, smarteste Bub. Ich weiß, das klingt sehr angeberisch, aber es ist einfach so. Die zwei sind wunderbar!"
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