„Ich bin eine richtige Glucke“

Desi Treichl-Stürgkh noch ganz entspannt im Teesalon der Oper, wo sich am Donnerstag die Künstler ein Stelldicheingeben werden.
Ein Arbeitstag mit der Opernball-Mutter Desi Treichl-Stürgkh – ohne Hektik, dafür mit großer Routine

Ein großer Strauß Rosen steht auf ihrem Besprechungstisch im Opernball-Büro. Den bekam sie gerade. Von wem, will sie nicht verraten. Viel lieber spricht Desi Treichl-Stürgkh über die Möbel, die sie bei IKEA gekauft hat. „Um 200 Euro, das schaut doch ganz nett aus. Unter Holender war mein Büro ein dunkles Kammerl.“ Auf der Stellage sind die verschiedenen Debütantinnen-Krönchen und Ballspenden der letzten Jahre aufgereiht.

Teamplayer

„Ich bin eine richtige Glucke“
Desiree Treichl-Stürgkh
Fröhlich und entspannt blickt sich die Ball-Mutter, die heute zum sechsten Mal das Tanzfest der Staatsoper organisiert, in ihrem hellen Zimmer um. Nein, Hektik macht sich nicht breit. Die Frau des Erste-Bank-Chefs Andreas Treichl hat Routine. „Und ein eingespieltes Team. Man kann die tollsten Ideen haben, aber wenn man niemanden hat, mit dem man sie umsetzt, ist man verloren und verlassen“, sagt die dreifache Mutter. Manchmal fürchte sie sich vor den Kommentaren der Presse. „Weil man in mir das Abenkleid-tragende, Schmuck-behangene Luxus-Tüsschen sieht. Keiner weiß, welche Arbeit, wie viel Kraft und Energie dahintersteckt.“ Dank ihres Mannes habe sie gelernt, Dinge nicht mehr so ernst zu nehmen. Wie lange sie noch als Ball-Mami fungieren wird, weiß die Steirerin nicht. „Wenn es nach Dominique Meyer geht, dann so lange er Operndirektor ist, bis 2020.“ Vertrag gab es nie und wird es auch nie geben. „Ich bin ja auch nicht angestellt von der Oper und ich bekomme kein Geld für meine Arbeit. Das mache ich ehrenamtlich.“
„Ich bin eine richtige Glucke“
Desiree Treichl-Stürgkh
Sie selbst hat den Opernball nie eröffnet. Wird einer ihrer drei Söhne – Alfred (15), Jakob (13) und Pauli (10) – einmal als Debütant einziehen? „Alfred hat spaßeshalber gesagt, Mami, wenn dir wer ausfällt, springe ich ein. Ich bin jetzt eh schon so groß“, erzählt die schlanke Ball-Organisatorin auf dem Weg in den Zuschauerraum der Oper. Noch stehen die Sessel in der Ehrenloge, in der in vier Tagen Platz für den Bundespräsidenten und seine Gäste gemacht wird.

Familienmensch

„Ich bin eine richtige Glucke“
Desiree Treichl-Stürgkh
Den Spagat zwischen Beruf (Treichl ist Herausgeberin des Wohnmagazins H.O.M.E.), der Opernball-Organisation und Familie schafft sie. Um 6.30 Uhr steht sie auf, dann gibt’s Cornflakes für die Kinder, die um 7.20 Uhr das Haus verlassen. „Meistens führt sie mein Mann ins Schottengymnasium oder sie fahren mit Öffis.“ Dann wird geturnt. „Manchmal kommt ein Trainer. Ich bin ein bissl eine Faule, ich brauch wen, der mich antreibt.“ Um neun ist sie im Büro.

Nichts kann sie wirklich erschüttern. Ärger schluckt sie nicht hinunter. Im Gegensatz zu ihrer Mutter. „Sie hat möglichst alle Probleme, hauptsächlich finanzielle, von uns ferngehalten.“ Desi wuchs mit ihren vier Geschwistern zwar auf einem Schloss auf, doch reich waren sie nicht. Erst starb ihre Mutter mit 42 Jahren an Brustkrebs, ein halbes Jahr später ihr Vater. Mit zwölf war Treichl-Stürgkh Vollwaise, ein Internatskind und gar nicht von Luxus verwöhnt. „Ich mag nicht, wenn jemand auf hohem Niveau jammert.“ So wurde sie erzogen.

„Ich bin eine richtige Glucke“
Desiree Treichl-Stürgkh
In den 80er-Jahren sah man sie im U4 und Montevideo tanzen, in den 90ern war’s dann das Flex. Wenn ihr jetzt manchmal danach zumute ist, tanzt sie mit Freundinnen in der Passage vier Stunden ab. Aber wenn ihre Söhne sie brauchen, „lasse ich alles liegen und stehen und fahre zu ihnen. Ich habe mich für die drei Kinder entschieden und die sind einfach das Wichtigste auf der Welt. Ich bin gerne eine richtige Glucke“, sagt Treichl-Stürgkh und posiert vor dem Spiegel im Teesalon, wo sich die Kulturelite am Donnerstag treffen wird.

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