Heidi Klum: "Weinstein ist kein Einzelfall"
Für Model und Moderatorin Heidi Klum (44) weist der Skandal um Harvey Weinstein (65) auf ein größeres Problem hin.
"Wir sollten nicht so naiv sein"
Dem Filmproduzenten werfen mehrere Frauen, darunter auch viele namhafte Schauspielerinnen, sexuelle Belästigung vor. Heidi Klum betonte nun aber, dass das Verhalten des Filmproduzenten kein Einzelfall wäre.
"Ich wünschte, die grausamen Geschichten, die ich über Harvey Weinstein lese, seien eine seltene Erscheinung in unserer Gesellschaft. Aber das stimmt einfach nicht. Wir sollten nicht so naiv sein zu denken, dass solch ein Verhalten nur in Hollywood passiert", sagte Klum dem People-Magazin.
Es sei nur ein Beispiel dafür, wie schlecht Frauen weltweit noch behandelt würden, betonte die Modelmama.
"Es wäre sicher schwer, eine Frau zu finden - mich eingeschlossen-, die sich noch nie eingeschüchtert oder bedroht gefühlt hat von einem Mann, der seine Macht, Position oder körperliche Statur ausnutzt."
Klum moderiert in den USA seit Jahren die Castingshow "Project Runway", die von Weinsteins ehemaliger Firma "The Weinstein Company" mitproduziert wird. Auch auf zahlreichen Hollywoodpartys schäkerte Heidi immer fleißig mit dem Hollywood-Mogul, den immer mehr Frauen der Belästigung bezichtigen.
Klum betonte, sie bewundere die "mutigen Frauen", die in den vergangenen Tagen von ihren Erlebnissen berichtet hätten: "Veränderung kann es nur mit einem Dialog geben, und wenn Menschen zur Verantwortung gezogen werden."
Ermittlungen gegen Weinstein
Inzwischen haben auch die Polizeibehörden in New York und London angekündigt, Ermittlungen gegen Harvey Weinstein aufnehmen zu wollen. Eine eigentlich bereits abgeschlossene Ermittlung gegen den Produzenten aus dem Jahr 2004 solle neu aufgerollt werden, sagte eine Sprecherin der New Yorker Polizei am Donnerstag. Es werde untersucht, ob es zusätzliche Beschwerden und Hinweise zu dem Fall gebe.
Einzelheiten wollte die Polizei zunächst nicht nennen. Auch die Polizei in London erwägt britischen Medien zufolge ein Ermittlungsverfahren gegen den Produzenten. Scotland Yard bestätigte, dass die Polizei den Vorwurf eines sexuellen Übergriffs prüfe, der von den Kollegen in Liverpool weitergeleitet worden sei. Es handle sich um einen Vorfall aus den 80er-Jahren, teilte die Polizei in Liverpool mit. Details veröffentlichte die Polizei jedoch zunächst nicht.
Die Oscar-Akademie in Los Angeles hatte zuvor mitgeteilt, dass bei einer Dringlichkeitssitzung am Samstag über den möglichen Ausschluss von Weinstein beraten werden solle. Das in Vorwürfen beschriebene Verhalten Weinsteins sei "widerlich, abscheulich und gegensätzlich zu den hohen Standards der Akademie und der kreativen Gemeinschaft, für die sie steht", zitierte der "Hollywood Reporter" aus einem Statement der Academy.
Weinstein ist seit mehr als 20 Jahren Mitglied des mächtigsten Verbands der US-Filmindustrie. Seine mit den Miramax-Studios und der Weinstein Company produzierten Filme wurden von der Academy mit insgesamt 81 Oscars ausgezeichnet. Fünf davon gewannen den Oscar als bester Film, für "Shakespeare in Love" gewann Weinstein persönlich den Oscar als bester Produzent. Der US-Frauenverband NOW rief dazu auf, Weinstein die Mitgliedschaft zu entziehen.
Am Mittwoch hatte bereits der britische Filmverband BAFTA Weinsteins Mitgliedschaft ausgesetzt. Das Filmfestival Cannes, wo Weinstein seit Jahren zu den bekanntesten Gästen zählt, zeigte sich in einer Mitteilung "bestürzt" über die Vorwürfe.
Die New York Times berichtete unterdessen, dass Mitarbeiter der von Weinstein mitgegründeten Produktionsfirma seit mindestens zwei Jahren von den Vorwürfen gegen den Produzenten wussten. Der Vorstand sei über Einigungen mit drei oder vier Frauen informiert worden, sagte Anwalt David Boies der "New York Times" (Donnerstag) zufolge - er vertrat Weinstein im Jahr 2015. Das Unternehmen hatte die Vorwürfe erst als "totale Überraschung" bezeichnet.
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