Heidi Klum packt aus – über GNTM, MeToo, ihr falsches Lachen und Prince

Heidi Klum bei der Premiere von "The Lion King"
Zusammenfassung
- Heidi Klum spricht über Herausforderungen während der Dreharbeiten zu "GNTM" und äußert Verständnis für Kritik an der Show.
- Klum thematisiert die Diversity-Probleme der Modelbranche und betont die Wichtigkeit von psychologischer Unterstützung für "GNTM"-Kandidaten.
- Das Supermodel erzählt von ihren Erfahrungen mit Belästigung in der Branche und sprach sie gegen Karrierepushes durch Beziehungen aus.
Topmodel Heidi Klum (51) sorgt nicht nur regelmäßig für aufsehenerregende Magazincover, sondern auch für ebensolche Schlagzeilen – egal, ob es um ihre Modelshow "Germany's Next Topmodel" (auf ProSieben), ihre Ehe mit dem wesentlich jüngeren Musiker Tom Kaulitz (35) oder Fotoshoots mit Tocher Leni (20) geht.
Interviews – zumindest ausführliche – gibt Klum aber selten. Für das deutsche Nachrichtenmagazin Stern machte sie nun eine Ausnahme. Sie sprach unter anderem über ihre Anfänge bei "GNTM", kritisierte die strenge Modelbranche und erzählte von unmoralischen Angeboten.
"Ich war durchgehend k.o."
So war es für Klum sehr herausfordernd, während der Dreharbeiten zur "GNTM" gleichzeitig Mutter von vier Kindern zu sein. Gerade in den Anfängen der Show, als sie "entweder junge Mutter oder schwanger oder beides" gewesen sei, sei das nicht immer leicht gewesen, so das Model im Interview. Als die Show begann, war sie erst 31 Jahre alt.
"Meine Tage haben immer müde begonnen, weil ich nachts gestillt habe. Und während der Drehpausen ebenfalls. Ich war durchgehend k. o. und abends nicht mehr sicher, was ich den ganzen Tag eigentlich so alles erzählt hatte", sagt Klum, die vier Kinder aus zwei Beziehungen hat: Leni sowie die beiden Söhne Henry (19) und Johan (18) und Tochter Lou Sulola (15). Zudem, erinnert sie sich, gab es "damals auch kaum Mode, in der ich vor der Kamera auftreten konnte."
Weil sie als Mutter auch berufstätig war, habe sie Schuldgefühle gehabt und sich "oft zerrissen gefühlt." Sie gibt an: "Die Balance zu finden war nicht immer leicht." Trotzdem habe sie es geschafft, "zu unzähligen Karatewettkämpfen und Fußballspielen zu gehen. Auch wenn ich ein paar verpasst habe".
Fördert "GNTM" Magersucht?
Natürlich sei sich der Kritik bewusst, der sich die Castingshow aussetzen muss. Unter anderem wird ihr vorgeworfen, ungesunde Körpermaße zu unterstützen und junge Mädchen und Frauen in die Magersucht zu treiben. Dazu Klum: "Vor 20 Jahren gab es bestimmte Körpermaße, die für mich und für alle, die gern modeln wollten, einzuhalten waren." So habe sie selbst in ihren Model-Anfangsjahren Pillen angeboten bekommen, um den Appetit zu zügeln. "Ich war super 'in shape', schlank und sportlich, aber es reichte nicht."
Jedoch habe sie für die Show Berater eingeladen, die den Models geholfen haben, sich innerhalb des Formats gesund zu ernähren." Gesundheit – physische als auch psychische – habe bei ihr immer an erster Stelle gestanden: "Alle Kandidatinnen und Kandidaten sprechen außerdem mit einem Psychologen, der uns grünes oder eben rotes Licht gibt." Trotzdem wirft Klum ein: "Aber ja, die vom Business vorgegebenen Standards, auch die zur Körpergröße, haben wir in der Sendung eine ganze Zeit lang übernommen."
Beschwerden von Ex-Kandidatinnen? "Nicht verwunderlich"
Auch von einigen Ex-Kandidatinnen wurde "GNTM" in den vergangenen Jahren kritisiert. Sie berichteten von traumatischen Erlebnissen und dass Klum mit ihnen schlecht umgegangen wäre. Auch dazu nimmt die 51-Jährige – wenn auch nur vage – Stellung: "[Solche Berichte] finde ich nicht verwunderlich", sagt sie offen heraus. "Unsere Kandidatinnen sind Menschen und damit unterschiedliche Wesen." Einmal mehr betont sie: "Professionelle psychologische Unterstützung kann während der Dreharbeiten jederzeit in Anspruch genommen werden, auch täglich."
Alice Schwarzer (82), eine der strengsten "GNTM"-Kritikerinnen, sei übrigens nach wie vor in der Show willkommen, so Klum. Bisher hat sie Einladungen aber stets abgelehnt. "Was ich schade finde, denn sie ist eine Frau, die sich klar positioniert. Aber sie wollte die direkte Konfrontation nie", so Klum.
Diversity in Model-Branche noch nicht angekommen
Am 13. Februar startet auf ProSieben die bereits 20. "GNTM"-Staffel. In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat sich die Show stark verändert, sich weiterentwickelt. So dürfen mittlerweile nicht nur Männer, sondern auch Kandidatinnen (und Kandidaten) im höheren Alter teilnehmen. Auch trans und Plus-Size-Models sind in der Klum-Show gerne gesehen.
Doch das Supermodel, das lange Zeit unter anderem für das Unterwäsche-Label "Victoria's Secret" über den Laufsteg lief, gibt zu, dass die Show in Sachen Diversity nicht die Modelwelt-Realität widerspiegelt: "Die Kunden und Firmen ziehen leider noch nicht so mit, wie ich mir das wünschen würde. Manche der Kandidatinnen werden noch nicht einmal zu Castings eingeladen. Es ist sehr schade, wie viele Unternehmen sich 'Diversity' auf die Fahne schreiben, in der Realität davon aber wenig verwirklichen", kritisiert Klum mit offenen Worten.
Klum über ihr falsches Lachen
Heidi Klum gehört zu den sehr wenigen deutschen Supermodels. Heute ist sie eine millionenschwere Unternehmerin. Doch das war nicht immer so, auch sie hatte es zu Beginn ihrer Karriere nicht leicht, musste um Aufträge kämpfen, war monatelang ohne Jobs. "Ich habe mich gefragt, ob ich nicht besser aufgeben und zurückgehen sollte, ich hatte eh oft Heimweh", gibt sie gegenüber Stern zu.
Eine der häufigsten Kritiken an sie: ihr angeblich unauthentisches Lachen. Sie habe daran gearbeitet, erzählt sie, denn: "Ich hatte verstanden, dass Kritik okay ist und ich das nicht auf meine Person beziehen muss. Und alles andere kann man üben. Was ich auch gemacht habe." Und weiter: "Deshalb kann ich heute immer und zu jeder Zeit herzlich lachen, egal, in welcher Stimmung ich tatsächlich bin. Heute wird mir eher vorgeworfen, dass ich zu viel lache." Doch auf ihr sonniges Gemüt sei sie stolz, auch wenn das so manche Kritiker anders sehen. Denn man könne, so Klum, ihr nie ansehen, wenn sie privat eine schwere Zeit durchmache oder sie einfach nur mal schlechte Laune habe.
Auch Klum wurde von Männern belästigt
Schließlich äußerte sich Klum auch zur MeToo-Welle beziehungsweise erzählte sie darüber, dass auch sie Erfahrungen mit Männern machen mussten, die die Grenzen klar überschritten. "Belästigt wurde ich schon, aber die Personen, die es versucht hatten, haben ganz schnell gemerkt, dass sie da bei mir falsch sind", gibt sich Klum selbstbewusst.
Durch Sex und romantischen Beziehungen die eigene Karriere zu pushen sei für sie niemals in Frage gekommen. "Ich wollte meinen eigenen Weg gehen und war mir meines Wertes und meines Könnens sicher. Irgendwas mit irgendwem anzufangen, um einen Job zu bekommen - das war nie mein Ding." Wollte ihr damaliger Modelagent sie jedoch mit genauso solchen Männern verkuppeln, habe sie sich sofort beschwert, erzählt sie. Sie weiß aber, dass es andere Model-Kolleginnen anders handhabten und es mit der Moral nicht so genau nahmen. Aus ihrer Zeit in einer New Yorker Model-WG erzählt Klum: "Eine Mitbewohnerin von mir wurde zum Beispiel zweimal im Monat von dem Sänger Prince abgeholt. Aber wie gesagt, ich war da eher langweilig."
Zuletzt wurde bekannt, dass Heidi Klum nicht mehr bei der amerikanischen Castingshow "America's Got Talent" (zu vergleichen mit "Das Supertalent" auf RTL) als Jury-Mitglied dabei sein wird – ausgerechnet vor der 20. Staffel stieg sie aus. Ersetzt wird Klum durch Spice Girl Mel B, die damit zur Show zurückkehrt.
Der Grund für Klums Ausstieg: Sie möchte sich verstärkt "GNTM" sowie der Designer-Castingshow "Project Runway" widmen. Mit dieser begann Klum ihre erfolgreiche TV-Karriere, stieg nach 16 Staffeln aber aus. Nun feiert die Show ein Comeback.
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