Widersprüchliche Aussagen nach Verfolgungsjagd auf Harry und Meghan

Meghan und Harry
Schilderungen riefen sofort die Erinnerung an den Unfalltod von Harrys Mutter Diana vor knapp 26 Jahren hervor.

Autos rasten über den Gehsteig und über rote Ampeln: In New York sollen Paparazzi am Dienstagabend (Ortszeit) rücksichtlos und äußerst riskant einen Wagen mit Prinz Harry und seiner Ehefrau Herzogin Meghan verfolgt haben. Die Schilderungen klangen nach Szenen aus einem Actionfilm und riefen sofort die Erinnerung an den Unfalltod von Harrys Mutter Diana vor knapp 26 Jahren hervor.

Das Paar ließ ausrichten, es habe eine "beinahe katastrophale Verfolgungsjagd" gegeben, mit "mehreren Beinahe-Zusammenstößen mit anderen Fahrern auf der Straße, Fußgängern und zwei Beamten der New Yorker Polizei". Eine Mitteilung der New Yorker Polizei sowie Aussagen des Taxifahrers von Harry (38) und Meghan (41) und anderer Beteiligter belegten die schweren Vorwürfe zunächst aber nicht.

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Meghan und Harry kamen wohl mit Schock davon

Zwar verurteilte New Yorks Bürgermeister Eric Adams den Vorfall als "rücksichtslos und unverantwortlich". Von der Polizei hieß es: "Es gab viele Fotografen, die den Transport zu einer Herausforderung gemacht haben." Schlussendlich sei das Paar aber an seinem Zielort angekommen - "und es gab keine gemeldeten Unfälle, gerichtlichen Vorladungen, Verletzungen oder Festnahmen in dieser Hinsicht".

Der ungefähre Ablauf: Der jüngere Sohn von König Charles III. und seine Ehefrau waren am Dienstagabend (Ortszeit) mit Meghans Mutter Doria Ragland (66) auf einer Preisverleihung. Anschließend wurden sie - mit einem Begleittross aus mehreren Geländewagen - für rund 75 Minuten kreuz und quer durch die Upper East Side gefahren, um Verfolger abzuschütteln. Dann hielten sie an einer Polizeiwache und stiegen in ein Taxi um. Wie aus dem Umfeld des Paares zu erfahren war, übernachteten Harry und Meghan bei Freunden und wollten die Paparazzi nicht zu deren Adresse führen.

Palast schweigt

Doch wie gefährlich und Aufsehen erregend die Verfolgung durch die Pressefotografen war, darüber widersprechen sich die Angaben. "Ich habe sie noch nie so verletzlich erlebt wie vergangene Nacht", sagte Ashley Hansen, eine Sprecherin des Paares, dem britischen Sender Sky News. "Sie waren unglaublich verängstigt und aufgewühlt." Der Buckingham-Palast wollte sich nicht zu dem Vorfall äußern.

Was war passiert?

Aus dem Umfeld des Paares hieß es, die Verfolgungsjagd hätte "tödlich" enden können. Sechs Fahrzeuge mit verdunkelten Scheiben rasten demnach rücksichtslos um den Konvoi der Prominenten herum. Die Fahrer hätten am Steuer fotografiert und telefoniert. Obwohl von uniformierten Polizeibeamten konfrontiert, seien sie davongerast, um die Verfolgung fortzusetzen. Es gebe Aufnahmen von Sicherheitsleuten, die das Geschehen dokumentierten. Der offizielle Biograf von Harry und Meghan, Omid Scobie, sprach in der BBC von einem "Katz- und Maus-Spiel". Der Wagen des Paares sei mit bis zu 130 Kilometern pro Stunde durch die Stadt gejagt, um Verfolger abzuschütteln.

Pläne, entsprechende Filmaufnahmen öffentlich zu machen, gebe es unmittelbar jedoch nicht, sagte eine Sprecherin des Paares. Es war der erste gemeinsame öffentliche Auftritt der beiden, seit Harry allein zur Krönung seines Vaters in England gereist war.

Andere Beteiligte gaben sich deutlich entspannter. Taxifahrer Sukhcharn Singh nannte die Berichte "übertrieben". "Ich würde es keine Verfolgungsjagd nennen. Es fühlte sich nie so an, als sei ich in Gefahr. Es war nicht wie eine Autojagd in einem Film", sagte Singh der US-Zeitung Washington Post. Zugleich bestätigte er, zwei Fahrzeuge seien ihm gefolgt, die Insassen hätten Fotos gemacht. Das Paar habe verängstigt gewirkt.

Paparazzi bestreitet, dass Gefahr von Fotografen ausging

Ein beteiligter Paparazzi, der anonym blieb, sprach am Donnerstag im britischen Sender ITV von einer "katastrophalen Erfahrung". Die Gefahr sei aber vielmehr von Harry und Meghans Fahrer ausgegangen. Es sei die Eskorte des Paares gewesen, die andere Autos blockiert und mit Manövern zum Stopp habe zwingen wollen. Ähnlich äußerte sich die auf Prominente spezialisierte Fotoagentur Backgrid. Nach Angaben der beteiligten Fotografen habe es keine Beinahe-Unfälle gegeben. Man nehme die Vorwürfe aber sehr ernst und werde sie untersuchen.

"Es ist klar, dass die Presse, die Paparazzi, die richtigen Fotos bekommen wollen", sagte Bürgermeister Adams. "Aber die öffentliche Sicherheit muss immer vorgehen." In der britischen Zeitung Telegraph, die dem Paar äußerst kritisch gegenübersteht, kommentierte Co-Herausgeberin Camilla Tominey die unterschiedlichen Darstellungen: "Eine Lücke zwischen Fantasie und Realität, durch die man mit einem Auto fahren könnte." Die Mitteilung der New Yorker Polizei habe der Geschichte die Dramatik genommen.

Harrys Mutter Diana war im August 1997 bei einem Verkehrsunfall in Paris gestorben, als sie von Paparazzi verfolgt wurde. Wiederholt hat Harry berichtet, wie sehr ihn der Tod seiner Mutter belastet. In seiner Biografie "Reserve" schilderte der Prinz, wie er versuchte, den Unfall zu verarbeiten: Er habe sich bei einem Besuch in Paris von einem Taxi durch den Tunnel fahren lassen, in dem seine Mutter verunglückte - und zwar im genau gleichen Tempo wie ihr Wagen damals.

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Der Vorfall in New York dürfte Harrys ohnehin miserablem Verhältnis zur Boulevardpresse weiteren Schaden zufügen. Er macht den britischen "tabloids" heftige Vorwürfe wegen des Tods seiner Mutter. In einer BBC-Dokumentation sagte er einmal: "Jedes Mal, wenn sie ausging, war da eine Meute von Menschen, die auf sie gewartet hat. Wie ein Rudel Hunde folgten sie ihr, jagten sie, belästigten sie, beleidigten sie, spuckten auf sie, versuchten eine Reaktion, das eine Foto zu bekommen, wie sie um sich schlägt."

Auch für das schlechte Verhältnis zur Royal Family um König Charles und Thronfolger William gibt Harry der Presse die Schuld. Derzeit laufen in London mehrere Klagen von ihm gegen Verlage, denen er vorwirft, unrechtmäßig Informationen über ihn erlangt zu haben. Zudem klagt der Prinz gegen die Entscheidung der britischen Regierung, ihm keinen Polizeischutz zu gewähren, wenn er selbst dafür aufkommt.

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