Harry Potter: Diese Tragödie inspirierte Rowling zur Kult-Buchreihe

Harry Potter: Diese Tragödie inspirierte Rowling zur Kult-Buchreihe
Ein großer privater Verlust Rowlings machte die Welt rund um den Zauberlehrling zu der, die wir heute kennen.

Lang ist es her – und es erscheint uns trotzdem so, als ob es erst gestern gewesen wäre: 1997 erschien "Harry Potter und der Stein der Weisen", ein Roman der britischen Autorin J. K. Rowling, der aufgrund seiner detaillierten magischen Welt – eine faszinierende und auch gesellschaftskritische Allegorie zum modernen Großbritannien – der liebenswerten Figuren und der einfachen, aber trotzdem vielschichtigen Sprache schnell Aufmerksamkeit bei jungen und erwachsenen Lesern fand.

Doch damals ahnte noch niemand, welches internationale und allen voran zeitlose Phänomen Rowling mit der Geschichte rund um einen jungen Zauberlehrling und seine tapferen Freunden auslösen sollte. Heute zählt "Harry Potter" nicht nur zu den erfolgreichsten Buchreihen (mehr als 600 Millionen verkaufte Exemplare weltweit), sondern auch zu den beliebtesten Film-Franchises aller Zeiten. Auch 27 (!) Jahre nach dem Debütroman ist ein Ende des Hypes nicht in Sicht. 

Doch was inspirierte Rowling, damals alleinerziehende Mutter und Sozialhilfe-Empfängerin, überhaupt zu Muggel, Quidditch und Hogwarts? Es war eine private Tragödie. 

Rowling verarbeitete Tod der Mutter

"Wenn meine Mutter nicht gestorben wäre, dann gäbe es Harry Potter nicht", erzählte Rowling in einem Interview mit der amerikanischen Talk-Legende Oprah Winfrey. Als sie den ersten Roman zaghaft zu schreiben beginn, war ihre Mutter bereits an Multipler Sklerose erkrankt. Ein halbes Jahr später ist sie gestorben – und obwohl für Rowling damals eine Welt zusammenbrach, entschloss sie sich während dieser schwierigen Zeit am Buch weiterzuschreiben und es schließlich auch zu vollenden. Schreiben war ihre Art, mit dem Verlust und der Trauer umzugehen.

Ohne diese Tragödie hätte Harry Potter vielleicht trotzdem das Licht der Welt erblickt, seine Welt wäre aber womöglich ganz anders ausgefallen – und auch der Erfolg hätte sich eventuell nicht in dem bekannten Ausmaß eingestellt. "Die Bücher sind so, wie sie sind, weil sie gestorben ist. Weil ich sie geliebt habe und sie gestorben ist", betonte Rowling im Interview.

Düstere Einflüsse auf die "Potter"-Welt

Wie aber genau hat der Tod von Rowling Mutter das "Harry Potter"-Universum beeinflusst? Beispielsweise muss der Zauberlehrling ohne Eltern aufwachsen, diese kamen bei einem Angriff seines Erzfeindes Lord Voldemort ums Leben. Und auch die Dementoren, zutiefst düstere magische Wesen, die ihren Opfern jegliche positive Empfindungen aussaugen, sind als pointierte Metapher für Depressionen zu sehen. "Sie brüten an den dunkelsten, schmutzigsten Orten. Sie schaffen Zerfall und Verzweiflung", heißt es im dritten Buch "Harry Potter und der Gefangene von Askaban".

An Depressionen litt Rowling nämlich, nachdem ihre Mutter verstarb. "Es ist so schwierig, es jemandem zu beschreiben, der sie noch nie erlebt hat, denn es ist ja keine Traurigkeit", so die heute 59-Jährige. "Ich kenne Traurigkeit. Traurigkeit bedeutet, zu weinen und zu fühlen. Aber es ist diese kalte Abwesenheit von Gefühlen – dieses wirklich ausgehöhlte Gefühl. Das ist es, was Dementoren sind."

Rowling wird Transphobie nachgesagt

J. K. Rowling wird zweifelsfrei für ihr kreatives Meisterwerk, das stets zwischen trister Seelenschau und hoffnungsvoller Euphorie schwankt, gefeiert. Doch anders als ihr Werk hat der Stern von Rowling in den vergangenen Jahren kontinuierlich an Glanz verloren. 

Im Dezember 2019 solidarisierte sich Rowling mit einer britischen Wissenschaftlerin, die aufgrund diverser richterlich als diskriminierend eingestufter Aussagen gegenüber trans Menschen ihren Job verlor. Seitdem sorgte die Autorin mit transphoben Statements regelmäßig für Negativ-Schlagzeilen. So zum Beispiel machte sie sich im Juni 2020 über einen Artikel lustig, in dem die Worte "Menschen, die menstruieren" anstelle von "Frauen" verwendet wurden (siehe oben). Ein Shitstorm war die Folge, der bis heute nicht nachgelassen hat. 

Rowling positioniere sich mit einer Meinung, die das soziale Geschlecht dem biologischen unterordnet – damit spreche sie trans Frauen und Männern ihre schiere Existenz ab, so die Kritikerinnen und Kritiker. Auch viele Schauspieler aus den "Harry Potter"-Filmen distanzierten sich mittlerweile von Rowling, darunter die Stars Daniel Radcliffe, Emma Watson und Rupert Grint, und kritisierten öffentlich ihre diskriminierenden Aussagen. 

Rowling jedoch bleibt bei ihrer (diskriminierenden) Meinung über trans Menschen, sieht sich selbst als Frauenrechtlerin. So zum Beispiel schrieb sie Anfang 2024 mit Seitenhieb auf Radcliffe und Watson auf der Plattform X: "Promis, die sich einer Bewegung angeschlossen haben, die die hart erkämpften Rechte von Frauen aushöhlen will, und die ihre Plattformen genutzt haben, um die Geschlechtsanpassung von Minderjährigen zu bejubeln, können sich ihre Entschuldigungen für traumatisierte Detransitionisten und gefährdete Frauen aufsparen, die auf gleichgeschlechtliche Räume angewiesen sind." Die Britin antwortete damit auf die Anmerkung eines Users, dass "Dan und Emma" sich bei ihr für ihre Kritik entschuldigen müssten. 

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