Wieso nun alle George Clooney für Trumps Sieg verantwortlich machen
George Clooney ist bekanntermaßen nicht nur erfolgreicher Schauspieler und Regisseur, sondern auch politisch äußerst engagiert. Der 63-Jährige gilt als extrem einflussreich in demokratischen Kreisen. Auch Gerüchte, Clooney könnte in naher Zukunft selbst für das Amt des US-Präsidenten kandidieren, brechen nicht ab.
Doch jetzt wird Clooney sein Politik-Engagement zum Verhängnis.
Clooney riet Biden zum Rückzug
Im Juli verfasste Clooney einen Leitartikel für die New York Times, in dem er den 81-jährigen Joe Biden aufforderte, vom Wahlkampf zurückzutreten und an Kamala Harris zu übergeben. Biden war zuvor mit mehreren sprachlichen Aussetzern und einem schlechten gesundheitlichen Allgemeinzustand aufgefallen.
"Ich liebe Joe Biden. Doch wir brauchen einen neuen Kandidaten", schrieb Clooney damals. Der Schauspieler, der sogar eine große Spendengala für Bidens Wiederwahl ausrichtete, zeichnete im Artikel ein kritisches Bild von der öffentlichen Wahrnehmung Bidens: "Wir sind so verängstigt von der Aussicht auf eine zweite Amtszeit von Trump, dass wir uns entschlossen haben, die Warnzeichen zu ignorieren."
Er bezeichnete Biden als Freund, dennoch sei ein Rückzug vernünftig, war Clooney überzeugt. "Hier geht es um das Alter. Um nichts anderes. Aber auch nichts, was man rückgängig machen kann." Und: "Mit diesem Präsidenten werden wir nicht gewinnen. Zudem werden wir das Repräsentantenhaus nicht gewinnen. Wir werden den Senat verlieren."
Als Biden wenig später ankündigte, er werde am 21. Juli zurücktreten und den Wahlkampf Kamala Harris überlassen, lobte Clooney ihn für seine "Selbstlosigkeit". "Er rettet [mit seinem Rückzug] einmal mehr die Demokratie."
Schuldzuweisungen auf X
Nun machen die (verzweifelten) Demokraten Clooney für das Verlieren der Präsidentschaftswahl verantwortlich. "Jemand bringe mir George Clooney. Wir müssen uns unterhalten", postete beispielsweise die von Veteranen geführte politische Demokraten-Gruppe "altNOAA" auf X.
Auch Journalist Joshua Hartley gibt Clooney die Schuld am Versagen der Demokraten: "Vielen Dank, George Clooney", postete er ebenfalls auf X und lud dazu einen Screenshot von Clooneys Leitartikel hoch.
Auch andere X-User – sowohl demokratische als auch republikanische Wähler – erinnern sich nach Trumps Sieg an Clooneys Gastbeitrag in der New York Times und sehen eindeutige Parallelen zwischen der Niederlage Harris' und Clooneys Schreiben. "Es ist alles George Clooneys Schuld!", ist auf der Kurznachrichten-Plattform beispielsweise zu lesen. Oder auch: "Wie schaut der Plan jetzt aus, George Clooney?" Ein X-User ist der Meinung, Trump sollte diversen Hollywood-Stars danken, "besonders George Clooney", und ein Trump-Fan postete: "Mir ist gerade aufgefallen, dass wir George Clooneys Rolle bei Trumps Sieg nicht anerkannt haben!"
Kritisierte Werbespots von Clooney und Roberts
Im Rahmen des Wahlkampfes veröffentlichte George Clooney gemeinsam mit der Organisation "Vote Common Good" ein Video. In dem Spot erinnert der Schauspieler an das Wahlgeheimnis – man sei nicht verpflichtet zu verraten, für wen man in der Wahlkabine das Kreuzerl setzt. Im Clip sieht man Männer, die dem klassischen, von der Gesellschaft geprägten Männlichkeitsbild entsprechen und eigentlich die Zielgruppe von Trump sind, wie sie heimlich für Kamala Harris stimmen. Dieser Clip wurde stark kritisiert.
Ebenso auf Ablehnung stieß der Werbeclip von Clooneys bester Freundin Julia Roberts, die ebenfalls mit "Vote Common Good" kooperierte. Der Inhalt des Videos ist ähnlich: Frauen müssen ihren Männern nicht verraten, dass sie "in Wirklichkeit" Harris wählen. Es sei okay, die Wahlentscheidung vor dem Partner zu verheimlichen. "Sie können wählen, wen Sie wollen – keiner wird es jemals erfahren", hört man Roberts' Stimme aus dem Off. Als "ekelerregend" und "herablassend" wurde dieser Werbeclip bezeichnet.
Sind die Schuldzuweisungen berechtigt?
Doch wie viel Einfluss hatte George Clooney tatsächlich auf die Wahlentscheidungen des amerikanischen Volkes? Dazu Margaretha Bentley, Professorin an der Arizona State University im Gespräch mit The Guardian: "In der wissenschaftlichen Literatur haben Untersuchungen gezeigt, dass die Unterstützung von Prominenten zwar das Engagement des Volkes und die Wahlbeteiligung steigern kann, sich aber nachweislich nicht direkt deren Wahlentscheidungen auswirkt."
Es sei möglich, so Bentley weiter, dass Wähler mehr recherchieren würden, nachdem eine prominente Person eine Wahlempfehlung abgibt, "aber sie werden auf der Grundlage ihrer eigenen Werte abstimmen und nicht unbedingt auf der Grundlage der Werte des prominenten Unterstützers".
Derselben Meinung ist auch Laurence F. Maslon, Professor an der New York University, im Interview mit The Guardian: "Ich denke, dass Wahlempfehlungen mehr für den Prominenten tun, als für die Person, die unterstützt wird."
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