Debatte um umstrittenen Song: Singt Helene Fischer ein rassistisches Kinderlied?

Helene Fischer
Helene Fischer singt auf ihrem neuen Album das Kinderlied "Aramsamsam", das Kritikern zufolge rassistisch sein soll.

Das letzte Album von Schlager-Superstar Helene Fischer liegt bereits drei Jahre zurück. Im September wurde bekannt, dass der Schlager-Ikone ein Genre-Wechsel vorschwebt. 

Auf "Helene Fischer - Die schönsten Kinderlieder" richtet sie sich an die Allerkleinsten und interpretiert Kinderlieder-Klassiker neu. Insgesamt 25 bekannte Kinderlieder hat Fischer eingesungen.

Zu kaufen gibt es die CD (auch erhältlich als Schallplatte und MC) seit 1. November.

Helene Fischer: Rassistisches Kinderlied? 

Das harmlos anmutende Projekt schlägt jedoch hohe Wellen. Denn ein Lied auf Fischers neuem Kinderlieder-Album soll diskriminierend sein. Konkret handelt es sich um den Song "Aramsamsam". 

"Musik- und Kulturwissenschaftler sagen schon seit Jahren: 'Aramsamsam ist rassistisch'", schreibt Stern.de.

Das Lied, das laut faz.net eigentlich zum Standardrepertoire vieler Kindergärten gehört und in einer Fantasiesprache gesungen wird, würde laut manchen Wissenschaftlern arabische Stereotype befördern. Der Song mache sich über die arabische Sprache und Kultur lustig, lautet der Vorwurf. 

Die bestehende Debatte um das umstrittene Kinderlied lodert nach der Veröffentlichung von Fischers jüngster Platte erneut auf.

"Bin entschieden für ein strafbewehrtes Verbot und vollständiges Canceln von 'Aramsamsam'. Begründung aus meiner Sicht in diesem Fall zweitrangig", schreibt ein User auf X (ehemals Twitter). 

Doch nicht alle können die Aufregung um den Song nachvollziehen. So meint etwa ein User genervt, die "Sprachpolizei" hätte mal wieder zugeschlagen.

"Aramsamsam": Rassistisch oder harmlos?

Tatsächlich sei die Sprache des Textes ein marokkanischer Dialekt, so Stern.de. Die Phrase "ram sam sam" hat keine erkennbare Bedeutung, andere Wörter im Lied können wie folgt übersetzt werden: "Guli guli guli" als "sag's mir, sag's mir, sag's mir" und "A rafiq" als "ein Freund, ein Begleiter". 

Der Musikethnologe Nepomuk Riva sagte dazu im Gespräch mit der FAZ: "Zudem gibt es Bewegungsanweisungen zu dem Lied, in denen die muslimische Gebetshaltung nachgeahmt wird. Dadurch wird die Religion profanisiert." 

Dieser Umgang mit Religion sei zwar einerseits künstlerische Freiheit. Im pädagogischen Kontext müsse man das Lied aber kritischer betrachten, da es in vielen Kindergärten gesungen werde, so der Musikethnologe.

Auch er kenne das Lied aus dem Kindergarten. "Ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, dass die Armbewegungen eine Verballhornung eines Gebetsvorgangs darstellen sollen und die dreijährigen Kita-Kinder schon gar nicht, möchte ich unterstellen", gibt Riva an.

Den historischen Kontext des Kinderliedes könne man aber nicht ausblenden. "Es gibt seit der Kolonialzeit Kinderlieder, die fremde Sprachen nachahmen.", so der Experte, der "Drei Chinesen mit dem Kontrabass" als Beispiel anführt. "Vielen Menschen ist nicht bewusst, was das Singen solcher Lieder bei Menschen mit migrantischem Hintergrund auslöst", betont Riva.

Noch keine Äußerung von Helene Fischer

Helene Fischer, die selbst Mutter einer kleinen Tochter ist, hat sich in der Vergangenheit gegen Fremdenhass und Rechtsextremismus geäußert. 

Zu der Diskussion um "Aramsamsam" hat sie bisher nicht Stellung genommen. Noch am Wochenende sang sie das umstrittene Kinderlied in einer Fernsehshow, zusammen mit "Weißt du, wie viel Sternlein stehen" und Bruder Jakob".

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