Einmal Bondgirl, immer Bondgirl?

Actress Olga Kurylenko poses on the red carpet during a screening for the movie "To the wonder" at the 69th Venice Film Festival September 2, 2012. REUTERS/Tony Gentile (ITALY - Tags: ENTERTAINMENT HEADSHOT)
Vom Laufsteg auf die Leinwand - Schauspielerin Olga Kurylenko im Gespräch.

Spätestens seit ihrer Rolle in "Ein Quantum Trost" mit Daniel Craig ist Olga Kurylenko der breiten Masse bekannt. Ein Part, der die gebürtige Ukrainerin stark geprägt hat - und sie gelehrt hat, wie man ordentlich mit Maschinenpistolen schießt. Im Interview spricht die 33-Jährige über emotionslose Küsse, Schauspielkollegen Tom Cruise und ihren aktuellen Film, den Sci-Fi-Thriller "Oblivion".

KURIER: Wer küsst besser – Tom Cruise oder Daniel Craig?

Olga Kurylenko: Ach du lieber Himmel. Ich erinnere mich eigentlich gar nicht genau genug, um das vergleichen zu können. Es war beides eine professionelle Sache, nur ein Job. Sie wären überrascht, wie langweilig so ein Kuss unter Schauspielkollegen ist. Viel aufregender ist es, jemanden zu küssen, für den man etwas empfindet.

Wie sehr beeinflusst es Sie heute noch, 2008 im James-Bond-Film "Ein Quantum Trost" mitgespielt zu haben?

Es gibt eine Szene in "Oblivion", in der ich mit einer Maschinenpistole schieße. Der Fotograf am Set nahm die Sequenz auf und fragte mich nachher vollkommen verblüfft, wie ich es schaffte, nie zu zwinkern. Ich erklärte ihm: 'Das habe ich in der Bond-Schule gelernt'. Während der Dreharbeiten zu "Ein Quantum Trost" habe ich sechs Monate lang die Fähigkeit entwickelt, beim Abfeuern von Waffen nicht mehr reflexartig die Augen zusammenzukneifen (lacht).

Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie aufgrund Ihrer Rolle als Bondgirl beim Casting für "Oblivion" bevorzugt wurden?

Meine Vergangenheit als Bond-Girl war nicht ausschlaggebend. Ich war beim Casting, es war sehr anspruchsvoll und mühsam, aber hätte ich mich nicht gut geschlagen, hätte ich die Rolle nicht bekommen.

Was ist das Besondere daran, in einem Sci-Fi-Film wie "Oblivion" mitzuspielen?

Nachdem ich das Skript gelesen hatte, musste ich mir erst einmal von unserem Regisseur Joseph Kosinsky Bilder aus dem Graphic Novel zeigen lassen, damit ich mir die Szenen vorstellen konnte. Jeder weiß, wie Flaschen, Tische oder Bälle aussehen, aber bei Drohnen, Raumstationen und Luftschiffen ist die Sache weniger klar. Auch glauben viele, wir spielen alle Szenen vor einem Green Screen, das ist aber nur bei einer der Fall. Ansonsten war alles real. Für die Darstellung des halb zerstörten New York wurden in Island all die verfallenen Gebäude nachgebaut – inklusive Empire State Building. Das war ein beeindruckender Anblick. Die Geschichte von "Oblivion" ist auch ziemlich einzigartig: Sie ist smart, vielseitig und regt mit ihrem Twist und ihrer Botschaft zum Nachdenken an.

Sie haben sehr viele Actionfilme wie "Hitman", "Ein Quantum Trost" oder "Oblivion" gedreht – ist nun die Zeit reif für romantischere Filme?

"Oblivion" ist doch sehr romantisch – das ist genau der Grund, warum der Film mich als Frau anzieht. Natürlich mag ich es, bei rasenden Drohnen und explodierenden Raumschiffen mitzufiebern, aber ich muss mich auch als Mensch mit den Filmcharakteren und deren Gefühlen identifizieren können. Bei "Oblivion" ist zum einen schon Spannung durch das Liebesdreieck gegeben: Ein Mann und zwei Frauen. Zum anderen spricht mich persönlich besonders an, dass die Liebesgeschichte im Stil von alten Schwarz-Weiß-Filmen aus den Vierzigern gefilmt ist. Damals war sehr wohl Romantik auf der Leinwand, aber man bekam nicht alles zu sehen. Heutzutage schaut man immer hinter den Vorhang, nichts bleibt verhüllt. Dabei berührt es das Herz viel mehr, wenn man nicht alles gezeigt wird. "Oblivion" lebt von solchen Momenten.

Einmal Bondgirl, immer Bondgirl?

Was ist der bedeutendste Moment Ihres Lebens?

In meinem Leben ist schon so viel passiert, ich bin eine alte Frau (lacht). Aber wirklich wertvoll ist für mich die Erinnerung, als ich in Moskau von einem Modelscout entdeckt wurde. Dieses Erlebnis hat mein Leben auf den Kopf gestellt und von da an hat sich alles geändert – auf einmal war ich Model, zog nach Paris, lernte eine neue Sprache in einem neuen Land. Das war eine tolle Zeit.

Wie kann man sich eine Zusammenarbeit mit Tom Cruise vorstellen? Spricht er am Set auch ab und zu über kontroverse Dinge wie seinen Glauben an Scientology?

Nein, Tom hat mit mir nicht über seine religiöse Einstellung oder andere persönliche Dinge geredet. Er ist durch und durch professionell und kommt an das Filmset um zu arbeiten. Tom kümmert sich immer darum, dass jeder vorbereitet ist und steckt alle mit seinem Enthusiasmus an. Dafür erwartet er von jedem die gleiche Konzentration. Er gibt sehr viel und ist auch extrem fordernd. Deshalb sind seine Filme so gut – er ist nicht nur Schauspieler, sondern nimmt sich das Wohlbefinden aller am Set zu Herzen, meines, Morgans, Andreas und auch das der Leute hinter der Kamera.

"Oblivion" ist ein Science-Fiction-Film, der in der Zukunft spielt. Doch eigentlich sind die düsteren Visionen gar nicht so fern – oder?

Wenn man sich alte Science-Fiction-Filme ansieht, denkt man doch öfters, das ist mittlerweile die Gegenwart, nicht mehr die ferne Zukunft. Wir stellen uns Sachen vor, aber die Fantasie basiert auf der Realität und nicht selten gehören diese verrückt wirkenden Dinge ein paar Jahre oder Jahrzehnte später zu unserem Alltag. Hoffentlich findet das Ende der Welt nicht in naher Zukunft statt, aber "Oblivion" möchte ja auch vermitteln, dass unser Planet wunderschön ist. Wir sollten ihn uns alle bewahren und nicht zerstören. Allerdings wären ein paar dieser Raumschiffe schon ganz cool, wenn man bedenkt, wie viel Verkehr wir manchmal haben.

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