Regisseur packt aus: "Brad Pitt kann unberechenbar werden"

epa03988891 (FILE) The file picture dated 09 June 2013 shows US actor/cast member Brad Pitt arriving for the premiere of his movie 'World War Z' in Sydney, Australia. Brad Pitt will turn 50 on 18 December 2013. EPA/MARIANNA MASSEY AUSTRALIA AND NEW ZEALAND OUT *** Local Caption *** 50866405
In seinen Memoiren blickt Regisseur Edward Zwick auf die Dreharbeiten von "Legenden der Leidenschaft" mit Brad Pitt zurück. Es sind keine guten Erinnerungen.

Brad Pitt (60) gehört auch nach Jahrzehnten im Showbusiness noch zu den gefragtesten Filmstars, die Hollywood zu bieten hat. Seine Rollenauswahl ist geprägt von Kreativität und Mut, Grenzen zu überschreiten – ein Faktor, der durch Pitts unbändige Leinwandpräsenz zusätzlich multipliziert wird. Von seinem guten Aussehen ganz zu schweigen.

Doch genau diese Unbändigkeit, diesen Drang, Grenzen hinter sich zu lassen, scheint der Schauspieler auch gerne abseits der Kameras auszuleben. Schon länger kursieren Gerüchte, dass Pitt eine "schwierige" Persönlichkeit habe, die Vorwürfe von Ex-Frau Angelina Jolie (er soll ihr und den Kindern gegenüber handgreiflich und verbal ausfallend geworden sein) taten diesbezüglich ihr Übriges.

Nun lassen Edward Zwicks (71) Memoiren "Hits, Flops, and Other Illusions: My Fortysomething Years in Hollywood" aufhorchen. Das Buch des erfolgreichen Regisseurs ("Blood Diamond", "Love and Other Drugs") ist zwar bereits Anfang 2024 erschienen, doch erst jetzt machen die Passagen die Runde, die über Zwicks Erfahrungen mit Pitt am Set von "Legenden der Leidenschaft" erzählen. Und die waren alles andere als positiv.

"Ich weiß nicht, wer den ersten Stuhl geworfen hat"

Pitt war damals 31 Jahre alt, als er im Kriegsdrama an der Seite von Anthony Hopkins die Hauptrolle Tristan (die eigentlich Tom Cruise hätte übernehmen sollen) spielte. Seine Karriere startete damals erst so richtig, im selben Jahr kam auch sein Filmhit "Interview mit einem Vampir" ins Kino. 

Obwohl man als Zuschauer der Meinung sein mag, dass es Pitt leicht fällt, vor der Kamera einen seelischen Striptease hinzulegen, tat er sich laut Zwick sehr schwer damit, in Szenen tiefgreifende, ehrliche Gefühle zu zeigen. Standen solche Szenen am Drehplan, war Pitt zuvor sichtlich nervös, schreibt der Regisseur. "Seine Vorstellungen von Tristan unterschieden sich von meinen. Brad war mit Männern aufgewachsen, die ihre Emotionen im Zaum hielten. Ich glaubte, die Pointe des [zugrundeliegenden Romans] sei, dass das Leben eines Mannes die Summe seines Kummers sei. (…) Doch je mehr ich Brad dazu drängte, sich zu offenbaren, desto mehr wehrte er sich. Also habe ich ihn weiter gedrängt, und Brad hat sich immer stärker gewehrt."

Das ging soweit, dass es zum handfesten Streit zwischen Pitt und dem Zwick kam. Der Regisseur gab Pitt im lauten Tonfall Anweisungen – vor der gesamten Crew, was er im Rückblick als "eine dumme, beschämende Provokation" bezeichnet. "Brad kam zu mir, ebenfalls laut, und sagte mir, ich solle mich zurückhalten", erinnert sich der Regisseur in seinem Buch. "Aber ich war blutdürstig und wollte nicht nachgeben. Ich war wütend auf Brad, weil er mir nicht zutraute, seine Leistung zu beeinflussen. (…) Wer weiß, vielleicht habe ich sogar meine eigene Unfähigkeit, verletzlich zu sein, ausgenutzt. Aber Brad war nicht bereit, kampflos aufzugeben."

Die verbale Auseinandersetzung wurde schließlich handgreiflich, es flogen die Stühle zwischen dem Schauspieler und dem Regisseur. Zwick: "Ich weiß nicht, wer zuerst geschrien oder geflucht oder wer den ersten Stuhl geworfen hat. Ich vielleicht? Aber als wir aufblickten, war das Team verschwunden. Und das war nicht das letzte Mal, dass das passierte. Irgendwann hatte sich die Crew an unsere Streitereien gewöhnt und ging weg, um uns in Ruhe zu lassen."

"Auf den ersten Blick wirkt er gelassen"

Dass es bei "Legenden der Leidenschaft" nicht einfach zwischen Pitt und Zwick werden würde, zeichnete sich bereits ganz zu Beginn der Produktion ab. Schon nach der ersten Probe ließ Pitts Agent dem Regisseur ausrichten, dass der Schauspieler nicht mehr länger beim Film mitmachen wolle. Wieso, darüber schweigt sich Zwick in seinen Memoiren aus – aber man darf davon ausgehen, dass schon zu diesem Zeitpunkt deutlich wurde, dass beide unterschiedliche Vorstellungen von Pitts Rolle hatten.

Marshall Herskovitz, der Produzent des Films, hatte Pitt schließlich davon überzeugen können, doch nicht zu kündigen. Dazu Zwick mit klaren Worten: "Es war der erste Vorgeschmack auf die tieferen Quellen der Emotionen, die in Brad brodeln. Auf den ersten Blick wirkt er gelassen, aber wenn er wütend ist, kann er unberechenbar werden, woran ich mehr als einmal erinnert wurde, als die Dreharbeiten begannen und wir uns gegenseitig auf die Probe stellten." Sein Resümee: "Manchmal, egal wie erfahren oder sensibel man als Regisseur ist, funktionieren die Dinge einfach nicht."

Nach "Legenden der Leidenschaften" arbeiteten Zwick und Pitt nicht mehr zusammen. Trotz Kritik findet Zwick aber auch nette Worte für seinen ehemaligen Star: Pitt sei ein "aufrichtiger, geradliniger Mensch, mit dem es Spaß machen kann, zusammen zu sein, und der zu großer Freude fähig ist". Auch habe der Schauspieler am Set nie etwas anderes getan, als sein Bestes zu geben, so Zwick. 

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