Von Berlin nach Wien: Franz-Josef Baurs inspirierende Reise vom Koch zum Künstler
Aufgewachsen in einem 800-Seelen-Dorf in Oberschwaben, auf einem Bauernhof in einem erzkonservativen Umfeld, hat Franz-Josef Baur (46) schon früh gemerkt, dass er „anders“ ist, sich gerne kreativ betätigt.
„Meine Eltern sind gar nicht mehr hinterhergekommen mit Stifte kaufen, weil ich wahnsinnig viel gemalt habe“, erzählt er in der KURIERTV-Sendung „Herrlich ehrlich – Menschen hautnah“.
Die ganze Sendung:
Herrlich ehrlich: Franz Josef Baur
Von den Eltern gab’s dafür wenig Verständnis, der Bub solle doch etwas Gescheites lernen. Dem Vater schwebte Fleischhauer vor, man einigte sich schlussendlich auf eine Kochlehre. „Ich hab schon gemerkt, das ist eigentlich überhaupt nicht das, was ich machen will. Aber wie das so ist auf dem Land: Wenn du was anfängst, Bua, dann wird’s auch zu Ende gemacht. Und so kam ich zu der Kochausbildung.“
Jahrelang arbeitete er dann in Stuttgart in der Eventbranche, mit 35 fasste er dann seinen Mut zusammen und „setzte alles auf eine Karte“, ging nach Berlin und begann, sich voll und ganz der Kunst zu widmen – zwischen Pop-Art und Konzeptionskunst angesiedelt.
Hartnäckig bleiben
Einfach sei es nicht, sich zu etablieren, man müsse viel Hartnäckigkeit beweisen, sagt Baur. „Ich glaube, jeder hat seinen eigenen Weg. Mein Weg ist es schon, sehr hartnäckig zu sein, immer wieder zu klingeln, immer wieder anzufragen und sich nicht entmutigen lassen. Ich glaube, das ist ganz wichtig, auch für junge Künstler, einfach machen. Und wenn die Tür zu ist, irgendwann geht die Tür auf. Das wäre mein Tipp für junge Künstler: Dranbleiben, dranbleiben, dranbleiben!“
Und Baur blieb dran, er stellte nicht nur in Berlin oder Wien aus, sondern war mit seinen Werken auch schon auf der Art Basel Miami vertreten. Und bei der Castingshow „Germany’s next Topmodel“ liefen die Nachwuchsschönheiten in von ihm designten, skulpturenartigen Modellen über den Laufsteg. „Es war eine wirklich großartige Chance und eine tolle Erfahrung.“
Kunst liegt ja oft im Auge des Betrachters, was der eine gut findet, damit kann ein anderer vielleicht weniger anfangen. „Es heißt oft: Ist das Kunst oder kann das weg? Und mit diesen Vorurteilen werde ich öfter auch konfrontiert. Ich finde einfach, Kunst ist etwas, das jemand aus seinem Inneren heraus erschafft. Es hat eine Emotion dahinter und wenn ich es schaffe, etwas Tolles und Individuelles zu kreieren und wenn ich es schaffe, Leute damit zu erreichen, dass Leute eine Emotion, eine Vision haben. Dann finde ich, kann man von Kunst reden.“
Mittlerweile lebt Franz-Josef (lustiges Detail am Rande: seine Großmutter hieß Maria Theresia und sein Bruder heißt Wolfgang) auch in Wien, wo er „wirklich alles“ liebt.
„Ich bin ja manchmal auch typisch deutsch. Im Urlaub bin ich so lange gestresst, bis ich die Liege reserviert habe und weiß, das ist die Liege des Tages. Ich hab das Gefühl, in Österreich sind die Leute schon auch strukturiert, aber es gibt immer noch so eine Lockerheit. Und das finde ich großartig. Das ist auch das, was Deutschland und Österreich unterscheidet und das liebe ich einfach an Österreich.“
Dancing Stars
Bei der ORF-Show „Dancing Stars“ würde er übrigens auch gerne mal mitmachen. Weil ich das großartig finde, was da geleistet wird. Es wäre eine Wahnsinnsherausforderung, aber mich würde das reizen.“ Reizen würde ihn auch mehr mit Kindern zu arbeiten. „Ich hab im letzten Jahr die Möglichkeit gehabt, mit Kindergruppen zu malen, und fand das großartig. Die Kinder sind so unvoreingenommen, das ist wirklich toll.“
Woher sich Franz-Josef Baur die Inspirationen holt, warum sein Körper (er hat 30 Tattoos) wie ein Tagebuch ist, ob er etwas in seinem Leben bereut und wie er die Wiener Kunstszene wahrnimmt, sehen Sie im Video oben.
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