Staatsoper, Falco und Heurigen: Star-Regisseur Oliver Stone war in Wien unterwegs
Arien und Mehlspeisen, ein Schloss, ein paar G’spritzte und viel zu hohe Temperaturen. Der Oscar-gekrönte Regisseur Oliver Stone ("Platoon", "JFK", etc) besuchte jetzt Wien. Zuerst genoss er ein leichtes Mittagessen im Restaurant Chez Bernard und erholte sich am Nachmittag in der schönen Juniorsuite des Hotel Motto, wo ihm jeder Wunsch von den Augen abgelesen wurde.
Immer schon interessiert an Architektur, ließ er sich die Geschichte des Hauses erzählen. Er wollte eigentlich einen Spaziergang in die Innenstadt machen, aber die Sommerhitze vereitelte diesen Plan.
Auf Falcos Spuren
Mit Freunden aus Italien, Ecuador und Kolumbien ging es abends stattdessen ein paar Schritte vom Hotel ins Domizil des Musikproduzenten und Falco-Bandleaders (1981-1987) Peter Vieweger, der nicht nur musikalisch ein Ass ist, sondern – was wenige wissen – ein Star in der Küche.
Wienerischer ging’s gar nicht, als ein Dreigang-Menü von Markknochen, Rindsuppe und Tafelspitz mit Sauce Tartare, Erdäpfel, Apfelkren und Cremespinat aufgetischt wurden: "Ich ziehe selbstgekochtes Essen jedem Nobelrestaurant vor," meinte Stone.
Die Konversation war fast so heiß wie die Außentemperaturen, als man sich angeregt über seine letzten Filme unterhielt; Dokus über nicht gerade unumstrittene Politiker und Diktatoren wie César Chávez, Fidel Castro und Wladimir Putin.
Stone steht zu seinen Überzeugungen und scheut sich nicht vor harten Diskussionen. Der ehemals erklärte Linke und Gegner des Vietnamkrieges sieht die Welt heute differenzierter, wie er sagt: "Meine wichtigsten Anliegen sind Amerika und die Erhaltung des Weltfriedens, in dem Amerika eine fundamentale Rolle spielt. Und leider sind wir darin nicht sehr gut."
Sein neuester Dokumentarfilm "Lula" über den brasilianischen Präsidenten Lula da Silva hatte vor zwei Monaten in Cannes Premiere.
Nach einer erholsamen Nacht und einem späten Frühstück ging es tags darauf dann Richtung 1. Bezirk. Nach einem Spaziergang durch die Hofburg, flüchtete er in den Roten Salon des Hotel Sacher. Was wenige wissen: Oliver Stone liebt Süßes, mit einer Vorliebe für "Chocolate! Hauptsache, es hat Schokolade". Davon gibt es bei uns bekanntlich genug.
Nach einem Sacherspitz und einer Sachertorte überquerten wir die Straße und bekamen eine Privatführung hinter die Kulissen der Wiener Staatsoper. Ein ganz besonderes Highlight seiner Reise. Von den Logen und dem imposanten Zuschauerraum wurde er auch ins Orchester und auf die Bühne geführt. Als Regisseur interessierte ihn natürlich das Setdesign, die Bühnendeko und die Technik hinter den Kulissen.
Da an diesem Abend die letzte Vorstellung der Saison, Verdis "Falstaff" stattfand, war es eine gute Chance, die Vorbereitungen zu beobachten. "Als Kind habe ich Klarinette und Klavier gelernt," verriet Stone, während er kurz bei Proben im zweiten Stock zuschaute.
Blick über Wien
Danach ging es steil nach oben, in den Pausenraum des Kaisers, der normalerweise nicht zugänglich ist, in den oberen Teil zum berühmten Kronleuchter und zuletzt auf das Dach der Oper mit dem herrlichsten Blick über die gesamte Stadt. Als wir ihm von Tom Cruise, seinem Hauptdarsteller in "Geboren am 4. Juli" erzählten, der sich vor ein paar Jahren genau hier für "Mission: Impossible" abgeseilt hatte, war er sichtbar erheitert.
Nach einer weiteren süßen Pause im Café Mozart – zwei Torten und ein Eiskaffee! – war er erfrischt genug für ein typisches Heurigenessen bei Wolff in Neustift, samt Hendlschnitzel, Liptauer und Erdäpfelsalat. Ein Regenguss verhinderte nicht den Verdauungsspaziergang in die Weinberge.
Am nächsten Tag flog der Regisseur, der "vielleicht wieder einen Spielfilm" machen wird, "über den ich aber noch nichts sagen will", nach Tirana, Albanien und danach nach Paris, wo ihm Präsident Macron als vermutlich letzte Amtshandlung noch schnell eine weitere Medaille der Ehrenlegion umhängte.
Davon gibt es bekanntlich drei Abstufungen, die ersten beiden hat Oliver Stone schon.
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