Regisseur Oliver Stone im Interview: "Ich bin entsetzlich wütend"

Regisseur Oliver Stone im Interview: "Ich bin entsetzlich wütend"
Der Regisseur, der heute seinen 75er feiert, über den Fall Amerikas, die Politik der Aggression und den Vorteil davon, die Welt mit den Augen des Weltbürgers zu betrachten

Der große Billy Wilder beschrieb das Geheimnis eines guten Regisseurs in zwei Worten: „Langweile niemanden.“ Die Besten haben sich immer an dieses Mantra gehalten.

Oliver Stone, der heute seinen 75. Geburtstag feiert, ist einer von ihnen. 33 Werke als Regisseur, Drehbuchautor und Produzent, drei Oscars – für „Midnight Express“ (als Autor), „Platoon“ und „Geboren am 4. Juli“, ist er einer der wenigen, die sich nie wiederholt haben. Der geborene New Yorker jüdisch-katholischer Abstammung wurde durch seine eigenen Erlebnisse im Vietnamkrieg genauso geprägt wie durch die Musik seiner Jugend, die Unruhen der 1960er und die Bewegungen der 1970er Jahre.

1986 drehte er zwei Filme, die ihm zum Durchbruch verhalfen, „Salvador“ mit James Woods und das noch viel berühmtere „Platoon“. Er widmete sich so unterschiedlichen Themen wie Finanz und Geiz („Wall Street“), Sex, Drugs and Rock’n Roll („The Doors“), Gewalt („Natural Born Killers“). Und er drehte eine Reihe an erinnerungswürdigen Biografien („Nixon“, „JFK“, „The People vs. Larry Flint“, „Snowden“) und Dokus, zuletzt über Wladimir Putin eine Serie, die Ende des Jahres ins Fernsehen kommt.

„Ich bin 1946 geboren, als Amerika ein sehr spezielles Land war, und ich meine das im positiven Sinn“, sagt er im KURIER-Interview. „Dann kam das Debakel des Vietnamkrieges. Ich habe die Degeneration meines Landes erlebt, in Form von militärischen Interventionen, der Gewalt und der Verherrlichung des Militärs, der Vergötterung von Geld und Macht. Ich fühle mich wie Tacitus, der über den Fall von Rom schrieb. Viele Amerikaner kapieren das nicht, sie leben in einer Blase, sind isoliert. Es erstaunt mich immer wieder wie blind arrogant ein Imperium sein kann.“

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