Alf Poier über JJ und seinen Sieg: "Der Song spricht mich nicht an, aber ..."

Ein Mann mit rotem T-Shirt und schwarzer Mütze singt in ein Mikrofon.
11 Jahre nach dem denkwürdigen Sieg von Conchita Wurst hat uns Opernsänger JJ erneut "den Schas gewonnen". Doch was denken ehemalige heimische ESC-Teilnehmer darüber?

Das Land ist in Feierlaune: Österreich hat nach 11 Jahren erneut den Eurovision Song Contest gewonnen. Der Countertenor Johannes Pietsch alias JJ begeisterte Europa mit einem Mix aus dramatischem Operngesang und stampfenden Technobeats. Somit hat Österreich seit Bestehen des ESC den Gesangswettbewerb bereits dreimal gewonnen.

Fans bejubelten den 24-Jährigen frenetisch bei seiner Ankunft am Flughafen in Schwechat. Doch was sagen ehemalige österreichische Song-Contest-Kandidaten (die mal mit größerem, mal mit gar keinem Erfolg teilnahmen) zu JJ's Sieg und dessen Song, der ja durchaus polarisiert? Und welchen ESC-Austragungsort würden sie sich für 2026 wünschen?

Der KURIER hat recherchiert und sich umgehört.

Thomas Forstner nahm für Österreich 1991 in Rom teil. Er belegte mit dem Song "Venedig im Regen" mit 0 Punkten den letzten von 22 Plätzen.

Für JJ freut er sich außerordentlich, wie er auf Facebook postete:  @johannesJJPietsch Erwartungsgemäß hat sich Seine Qualität durchgesetzt! Was für eine Performance! HERZLICHE GRATULATION. Das war Hammer.

Alf Poier, der 2003 mit dem Blödel-Song "Weil der Mensch zählt" den tollen sechsten Platz belegte, fand dem KURIER gegenüber klare Worte:

"Der Song spricht mich persönlich nicht wirklich an, aber der Gesang und die Performance waren hoch professionell. Als Austragungsort schlage ich Innsbruck vor, weil in den Bergen von Haus aus eine hervorragende Akustik herrscht, und man sich somit die sündteure Beschallungsanlage sparen könnte. Jeder Euro zählt!"

Auch Sänger und Musical-Star Vincent Bueno drückte seine große Freude (und Überraschung) für Österreichs Sieg auf Facebook aus und bedankte sich natürlich bei unserem "ESC-König" JJ:

Unpackbar!!!!! Danke JJ!!!! Dang!!! Hahahahaaaa er hat uns den Schass gewonnen! MABUHAY JJ!!!

Buneo nahm 2021 beim ESC in den Niederlanden teil. Er schied jedoch im Halbfinale aus.

Dem KURIER gelang es, Dominic Muhrer in Salzburg zu erreichen. Er trat mit seiner Band The Makemakes 2015 beim ESC in Wien an, wurde trotz eingängigem Song jedoch letzter. Über JJ und was uns 2026 erwarten könnte, sagt er folgendes:

"Ich freue mich sehr für den JJ. Er hat es sich echt verdient. Sein ganzes Konzept war von vorne bis hinten perfekt durchdacht und umgesetzt - Respekt auch an sein Team. Performance war erwartungsgemäß tipptopp - finde ihn auch als Type sehr authentisch. Er hat, wie Conchita, das Zeug zur ESC-Ikone!

Zum Austragungsort: der ESC ist immer ein Bringer. Von nichts kommt nichts - dass sich die Austragung für alle Beteiligten allemal auszahlt, ist mehrfach erprobt und völlig klar. Spannend wird es, ob man sich den Schritt aus Wien heraus zutraut. Das wäre eine richtig gute Geschichte. Leider hat sich Salzburg noch nicht ins Spiel gebracht. Bei allem Respekt für die Steirer wäre mein Favorit Innsbruck! Das ist schon eine einzigartige Kulisse, die man dort anzubieten hat."

Song-Contest-Queen Conchita Wurst (Haushoher Sieg 2014 in Kopenhagen) ist persönlich mit JJ befreundet, dementsprechend emotional reagierte sie auch auf seinen Sieg. Vor den Kameras ist sie des öfteren bereits darauf angesprochen worden; vor dem Zeit im Bild-Mikrofon gab sie sich sprachlos, erleichtert und gut gelaunt zugleich:

Kaleen trat für Österreich 2024 in Malmö auf, mit dem Song "We Will Rave" erreichte sie den vorletzten Platz. Heuer war sie wieder Teil des ESC, allerdings hinter den Kulissen – und für andere Länder: Armenien unterstützte sie als Creative Director, für Deutschland war sie als Bühnencoach tätig. 

Über diese Erfahrung schrieb sie in einer zeitlich begrenzten Internet-Story. Dass beim Song Contest der Weg das Ziel – und nicht die letztendliche Platzierung – sei, wurde ihr in Basel klar, so Kaleen in ihrem Text. "Große Gratulation" richtete sie an JJ aus, außerdem freue sie sich, die ESC-Erfahrung im kommenden Jahr in Österreich machen zu dürfen.

Kaleen Instagram-Story ESC

Eine ganz besondere ESC-Reise hat Teodora Špirić hinter sich. Zusammen mit Selina-Maria Edbauer hat sie Österreich unter dem Namen Teya & Salena beim Eurovision Song Contest 2023 vertreten – allerdings war damals nur der 15. Platz drin. 

Heuer brachte sie die Trophäe nach Hause. Denn was viele nicht wissen: Špirić hat den Siegertitel "Wasted Love" mitgeschrieben und war auch als JJ's Managerin tätig. Dass Österreich 2025 also gewonnen hat, ist genauso der löbliche Verdienst von Špirić.

Auf Instagram zeigte sie sich sprachlos und überwältigt:

Nathan Trent, ESC-Teilnehmer 2017 (Platz 16), ist erfreut, zeigt sich gegenüber KURIER aber wenig überrascht, dass der Sieg heuer an Österreich ging:

"JJ‘s Sieg war für mich keine Überraschung, ich hatte es beim Voting von der ersten Sekunde an im Gefühl. Sein Talent, seine Bühnenpräsenz und sein Charisma ließen ihn einfach rausstechen. Der Song und die Bühnenshow waren einzigartig und es war durch ihn und seine Stimme, dass es sowie bei den Zuschauen als auch bei der Jury so gut angekommen ist. Herzlichen Glückwunsch von meiner Seite, so verdient!"

Lukas Plöchl, der mit seiner Band Trackshittaz 2012 schon im Halbfinale scheiterte, lässt JJ via dem KURIER folgendes ausrichten:

"Unfassbare Performance, und, dass jemand mit asiatischen Wurzeln für Österreich den Songcontest gewinnt, freut mich als Halbchinese natürlich sehr. Gratulation!"

Kommentare