Narben aus der Kindheit: Martin Leutgeb erinnert sich an Traumatisches

Schwarzweiß-Porträt eines Mannes mit Bart vor dunklem Hintergrund.
Beim Fotoprojekt gegen Hass im Netz, kamen auch traumatische Erinnerungen aus der Kindheit hoch.

Verletzte Kinderseelen hallen oft bis ins Erwachsenenalter nach. Wie sagte der berühmte Psychologe Paul Watzlawick doch schon: „Man kann in der Wahl seiner Eltern nicht vorsichtig genug sein.“ Und anscheinend auch nicht in der Wahl der Lehrer, Mitschüler, Freunde ...

Beim Projekt #unhatehuman von Fotograf Andreas Hochgerner geht es eigentlich um Hass im Netz, aber beim Shooting kamen auch Erinnerungen aus der Vergangenheit hoch.

So wie bei Schauspieler Martin Leutgeb (53), der es in seiner Schulzeit wahrlich nicht leicht hatte. Der fröhliche, unbekümmerte Bursch erlebte, als er in die Schule kam, eine regelrechte Ablehnung. „Ich war völlig überfordert und meine Fantasie hat nicht ausgereicht“, erinnert er sich. Er war Legastheniker und das wurde damals nicht erkannt, sondern mit Dummheit verwechselt. Sein Lehrer unterstützte ihn nicht, sondern machte ihn auch immer wieder zum Gespött der Klasse.

Schwarzweiß-Porträt eines Mannes mit Bart vor dunklem Hintergrund.

Schauspieler Martin Leutgeb

Das ging so weit, dass sich der Bub vor lauter Stress und Angst vor der Schule sogar übergeben musste. „Jeder ist eine Pflanze und braucht eine besondere Pflege, die sie gedeihen und wunderschön werden lässt. Und bei mir war halt mein Lehrer derjenige, der der Pflanze einen Stein raufgelegt hat und dann konnte sie nicht wachsen. Den Stein habe ich weggeschubst, aber ich erinnere mich noch an die Kraft, die es brauchte, ihn wegzubekommen. Nach fast 50 Jahren sind diese Muster noch gegeben“, so der Schauspieler, der sich damals mehr Hilfe von seinen Eltern gewünscht hätte.

Auch Kabarettistin Gudrun Nikodem-Eichenhardt (Kernölamazonen) musste sich in ihrer Jugend traumatischen Erlebnissen stellen. „Man sagt ja immer, Kinder sind grausam, ist auch in Ordnung so. Bei mir war Übergewicht immer ein Thema. Schon als Kind in der Schule war’s so, dass sie mir mit Stricknadeln nachgelaufen sind und gesagt haben, man müsse mir das ganze Fett auslassen“, erinnert sie sich.

Schwarzweiß-Porträt einer Frau vor dunklem Hintergrund, mit dem Hashtag #unhatehuman.

Kabarettistin Gudrun Nikodem-Eichenhardt

„Oder eine Lehrerin, die gesagt hat: ,Gudrun, du schaust nicht so aus, als hättest du es notwendig, dass du unter der Stunde trinkst.’ Das waren wirklich unnötige Kommentare“, sagt sie. Ausgemacht hat sie das alles mit sich alleine, ihren Eltern gar nichts davon erzählt. „Es hat mein Leben sehr intensiv beeinflusst. Jetzt bin ich 40 und kann aber sagen, super, ich glaube, ich bin drüber. Wenn ich jetzt zunehme, weil ich in den Wechsel komme oder warum auch immer, ist es mir wurscht“, stellt sie klar.

„Das alles ist auch genau der Grund, warum ich bei dieser Kampagne #unhatehuman mitmache und mein Gesicht dafür sehr gerne hergebe. Ich stehe zu 100 Prozent dahinter, dass Hass wirklich niemandem etwas bringt!“

Diese Promis unterstützen die Kampagne #unhatehuman

Schwarzweiß-Porträt einer Frau mit lockigem Haar vor dunklem Hintergrund.

Moderatorin Teresa Vogl

"Es muss einem einfach bewusst sein, dass Worte Waffen sind und Kommunikation absolut verletzen kann."

Schwarz-Weiß-Porträt einer Frau mit langen, gewellten Haaren vor dunklem Hintergrund.

Sängerin Missy May

"Die Menschen glauben, dadurch, dass wir in der Öffentlichkeit stehen, dass sie das dürfen, uns ihre Meinung ständig aufs Auge zu drücken".

Ein Schwarz-Weiß-Porträt eines Mannes mit Bart und modernem Haarschnitt.

Moderator Andreas Moravec

"Wenn ich beschimpft werde, in welcher Art auch immer, dann muss ich ehrlich sagen, reagiere ich nicht darauf. Das ist meine Art, damit umzugehen".

Schwarzweiß-Porträt einer Frau mit ernstem Blick.

Moderatorin Vanessa Kuzmich

"Du schaust aus wie eine Junkie-Braut" wurde ihr an den Kopf geworfen.

Ein Schwarz-Weiß-Porträt eines Mannes mit lockigem Haar vor dunklem Hintergrund.

Stefano Bernardin

"Eigentlich bin ich nicht für unhate- sondern für lovehuman. Ich selber kann solche Beleidigungen sehr gut wegstecken. Wenn mir beispielsweise Facebook zu bunt wird, dann dreh ich's einfach ab."

Ein Mann mit Brille und Irokesenschnitt blickt in die Kamera.

Designer Juergen Christian Hoerl

"Es passiert leider tagtäglich, dass Menschen wegen Sexualität, Hautfarbe oder Religion beschimpft und diskriminiert werden."

Schwarz-Weiß-Porträt eines Mannes mit kurzem, gewelltem Haar.

Schauspieler Cornelius Obonya

"Ich glaube, genau das ist das Problem, dass Hass im Netz kein Gesicht hat."

Ein Schwarz-Weiß-Porträt eines Mannes mit Brille und kurzem Haar.

Kabarettist Gerold Rudle

"Wenn ich mich noch an die Vor-Corona-Zeit erinnere, ist es leider in unserem Land eine immer schrecklicher werdende Kultur, nämlich die des Gegeneinander und nicht des Miteinander."

Ein Schwarz-Weiß-Porträt eines Mannes mit nachdenklichem Blick.

Barbetreiber Lucas Babuder

Wie so viele, musste auch er untergriffige Kommentare einstecken.

Schwarzweiß-Porträt einer Frau mit dem Hashtag #unhatehuman.

Sängerin Mel Verez

"Es ist schnell mal irgendetwas abgetippt und das sitzt aber lange in einem fest und bewegt einen."

Schwarz-Weiß-Porträt einer Frau mit weißem Haar vor dunklem Hintergrund.

Künstlermanagerin Marika Lichter

"Ich habe schon sehr viele Hasspostings oder Mails bekommen, weil ich Jüdin bin. Das ist furchtbar."

Schwarzweiß-Porträt einer Frau mit Brille vor dunklem Hintergrund. Der Hashtag #unhatehuman ist sichtbar.

Kabarettistin Monica Weinzettl

"Es wird uns ja auch vorgelebt. Wenn ich mir Parlamentsdebatten anschaue, wo es nur mehr aggressiv und verletzend zugeht."

Schwarzweiß-Porträt einer Frau vor dunklem Hintergrund.

Moderatorin Miriam Hie

Miriam Hie musste schwer schlucken, als sie von ihrem Hassposting erzählte. "Ich habe diesen Satz sehr lange nicht laut ausgesprochen, es ist interessant, was er noch immer mit mir macht."

Schwarzweiß-Porträt einer Frau mit ernstem Gesichtsausdruck.

Schauspielerin Sabine Petzl

"Wie heißt es leider so schön, ,haters gonna hate'. Die wird es immer geben und die hat es immer gegeben. Aber man kann ein Zeichen setzen, dass man gemeinsam aufsteht und damit nicht einverstanden ist."

Schwarz-Weiß-Porträt einer Frau mit langen, dunklen Haaren vor dunklem Hintergrund.

Vocal Coach Monika Ballwein

Über Kommentare während ihrer Zeit als Jurorin bei "Starmania": "Ich habe es dann einfach nicht mehr gelesen. Ich konnte das nicht aushalten."

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